M3GAN: Alte Geschichte, neue Ideen – Blu-ray Filmkritik

M3GAN in M3GAN
M3GAN in M3GAN © 2022 UNIVERSAL STUDIOS

Die Kritik:

In Zeiten von immer größer werdender Relevanz von AI erzielte Blumhouse mit M3GAN Anfang des Jahres einen beachtlichen Erfolg an den Kinokassen. Hauptverantwortlich dafür dürfte die namensgebende Spielzeugpuppe M3GAN sein, in der nichts Geringeres als eine künstliche Intelligenz schlummert. Besessene Puppen sind bereits seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Horror-Genres, trotzdem erscheinen im Jahrestakt neue Vertreter mit immer ähnlicher Vorgehensweise. Ob James Wans neuster Film mehr bietet als eine Kopie vom Chucky Reboot Child´s Play (2019), gilt es herauszufinden.

M3gan - Blu-ray Cover
M3gan – Blu-ray Cover © Universal Studios

Die Prämisse bleibt einfach gehalten. Das Mädchen Cady (Violet McGraw, Spuk in Hill House, Doctor Sleeps Erwachen) lebt nach dem tragischen Verlust der Eltern bei ihrer Tante Gemma (Allison Williams, Get Out, Girls). Gemma ist mit der Situation überfordert, der Druck ihres Vorgesetzten ist dabei wenig hilfreich. Als Angestellte in einer Spielzeugfirma erschafft sie heimlich mit ihren Kollegen einen Prototyp für ein Spielzeug, welches verspricht, ein Durchbruch in der übersättigten Branche zu sein. M3GAN, ein sich selbst weiterentwickelnder Android, begeistert nicht nur ihren Chef, sondern auch die Nichte Cady. Für Testzwecke verbringen die beiden den Großteil ihrer Zeit miteinander. M3GAN ist auf das Beschützen der Elfjährigen programmiert, weswegen in ihrem Umfeld vermehrt merkwürdiges geschieht.

Die Geschichte, die sich vorrangig den Themen Verantwortung und Erziehung, aber auch den Konsequenzen von hochfortgeschrittener Technik widmet, kommt mit einigen Problemen einher. Größter Störfaktor ist dabei die fehlende Glaubwürdigkeit, ausgelöst durch Entscheidungen und Reaktionen von Figuren, die lediglich dem Fortschritt der Handlung dienen. Bahnbrechende Erfindungen entstehen mühelos am Abend im Bastelkeller, generell muss man die Geschichte und den Verlauf einfach akzeptieren, um sich selbst nicht den Spaß zu nehmen. Weswegen man sich für M3GAN entscheiden sollte, steht bereits im Titel. Für das Spielzeug M3GAN kommen sowohl Animatronics als auch die Schauspielerin Amie Donald zum Einsatz. Ihr Design ist vollkommen gelungen, ganz bewusst machen sich die Gestalter das Phänomen des Uncanney Valley zugute. Sie wirkt realistisch, jedoch zu perfekt, ihre Bewegungen dienen immer einem bestimmten Zweck. M3GAN ist das absolute Highlight und gibt ihren ansonsten meist verfluchten oder besessenen Kollegen etwas frischen Wind.

M3GAN, Gemma (Allison Williams) und Cady (Violet McGraw) in M3GAN
M3GAN, Gemma (Allison Williams) und Cady (Violet McGraw) in M3GAN © 2022 UNIVERSAL STUDIOS

Trotzdem hat M3GAN mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Wem Chucky, Annabelle oder andere Vertreter bekannt sind, der bekommt hier einen Film, der sich zu den Besseren einreiht. Auch in James Wans Karriere, der mit seinen Filmen für „Blumhouse Productions“ sehr vieles erreicht hat, befindet sich M3GAN im oberen Mittelfeld. Der wahre Schauder bleibt oftmals aus, was am niedrigem Gewaltgrad liegen kann. Leider bekommt auch Allison Williams, die in Get Out nichts als Positives hinterlässt, dem Drehbuch geschuldet zu wenig zu tun. Violet McGraw, die das Waisenkind Cady spielt, kann mehr begeistern. Trotzdem macht M3GAN selten Langeweile, mit der knackigen Laufzeit von 102 Minuten findet er auch rasch sein Ende. Eine etwas größere Abweichung von der bekannten Formel wäre wünschenswert gewesen. Da lässt sich nur hoffen, dass die bereits angekündigte Fortsetzung etwas mehr Mut beweist.

Besonders an der Blu-ray ist, dass neben der Kinofassung auch die ungeschnittene Version enthalten ist. Während man bei der Kinofassung deutlich spürt, an welchen Stellen geschnitten wurde, bekommt man hier alles zu sehen. Jedoch sollte man nicht zu viel erwarten, M3GAN wird nicht plötzlich Teil des Splatter-Genres, jedoch fühlt sich die ungeschnittene Fassung authentischer an. So erhält man zusätzlich ein paar kurze Szenen, sowie ein Dutzend Schimpfwörter, die angesichts der PG-13 Wertung in Amerika entfernt wurden. Bei einer ersten Sichtung ist die ungeschnittene Fassung klar zu empfehlen, jedoch bietet sie als alleiniges Kaufargument zu wenig Neues. Schätzungsweise belaufen sich die neuen Inhalte auf ein paar wenige Minuten.

Bild:

Was sich auszahlt, ist die Verwendung von meist praktischen Effekten, wodurch ein paar der Schocker deutlich gelungener wirken. M3GANs Design ist stets das Spannendste am Film und überzeugt durch seine Vielfältigkeit. Highlight ist für mich der Drehort des Waldes, der in entsättigten Farben schön den Kontrast zwischen Natur und Technologie aufzeigt.

Ton:

Vor Allem im Original überzeugt die Stimme von M3GAN mit ihrem Mix aus Mensch und Roboter. Das Sounddesign orientiert sich auch an artifiziellen Klängen, die Filmmusik bleibt aber oft klassisch. In Beiden Sprachfassungen gibt es keine Beschwerden zwecks Tonqualität oder Stimmenunverständlichkeit.

Extras:

Neben der Unrated-Fassung sind als Bonus insgesamt 15 Minuten Material rund die Entstehung enthalten. Am interessantesten ist dabei eine Einsicht in die Gestaltung der Puppe, sowie die Herausforderungen, die sich den Puppenspielern in den Weg stellten. Zwar kann man das Bonusmaterial auch als ausgedehnte Werbevideos betrachten, trotzdem erhält man einen kurzen, wenn auch oberflächlichen Einblick hinter die Kulissen.

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 7.5/10
    Extras - 7.5/10
7/10

Kurzfassung

Horrorfilm über eine künstliche Intelligenz im Körper eines Spielzeugs.

Fazit:

M3GAN löst die Versprechen seiner Trailer eindeutig ein, sowohl im Positiven als auch im Negativem. Das Design der Spielzeugpuppe wirkt frisch, einige ihrer Morde wirken durchaus gelungen, zu einer gänzlichen Neuinterpretation des Genres kommt es aber definitiv nicht. James Wans neuster Film hat mit der Glaubwürdigkeit zu kämpfen, ebenso mit überholten Genre-Tropes. Dass M3GAN aber selten langweilig wird, muss man ihm aber positiv anrechnen.


von Thomas Stadler

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