M – Eine Stadt sucht einen Mörder (Mini-Serie) – Blu-ray Kritik

Lars Eidinger in M - Eine Stadt sucht einen Mörder
Lars Eidinger in M - Eine Stadt sucht einen Mörder © Universum Film GmbH

Die Kritik:

M - Eine Stadt sucht einen Mörder: Blu-ray Cover
M – Eine Stadt sucht einen Mörder: Blu-ray Cover © Universum Film GmbH

1931 brachte Fritz Lang mit M – Eine Stadt sucht einen Mörder einen Meilenstein des deutschen Kriminalfilms, der unter anderem Edgar Wallace und Co. einige Jahre später massiv beeinflussen sollte. Die damals noch skandalträchtige Geschichte rund um die Ergreifung des Kindermörders Fritz Haarman, auch wenn dieser nicht namentlich genannt wird, der von einem aufgebrachten Mob in die Arme der Justiz getrieben wird, beigeisterte und schockierte das Publikum zu gleichen Maßen und übte unterschwellig aber kaum zu übersehen Kritik am aufkeimenden Nationalsozialismus. Auch heute noch zählt er zu den beeindruckendsten Werken der deutschen Filmgeschichte. 2018 nahm sich der österreichische Regisseur David Schalko dem Stoff an und machte daraus eine sechs teilige Serie mit prominenter Besetzung: Neben Dominik Maringer und Sarah Victoria Frick finden sich auch Moritz Bleibtreu und der Ärzte-Gitarrist Bela B unter den bekannten Gesichtern.

Ein verlassener Spielplatz zu abendlicher Stunde. Schnee, sichtbare Kälte und die sachliche Stimme eines Nachrichtensprechers im Hintergrund, die verkündet, dass ein weiteres Mädchen afghanischer Abstammung vermisst wird. Auf einer Bank liegt eine rote Jacke, die ein Mädchen, das nichtsahnend vom drohenden Unheil losgeschickt wurde, um sie zu holen, dort vergessen hat. Auf dem Nachhauseweg begegnet ihr ein unheimlicher Clown, der sie mit einem Luftballon lockt, danach wurde sie nicht mehr gesehen. Der Zuschauer ahnt, dass man sie wohl nicht mehr lebend finden wird. Das sind die einleitenden Bilder und Eindrücke, mit denen uns David Schalko in eine Geschichte führt, die versucht ein in die Moderne transportiertes Meisterwerk neu in den Fokus zu rücken. Schon dort macht er keinen Hehl aus seiner teils offensichtlichen teils unterschwelligen Kritik am österreichischen System und insbesondere der Flüchtlingspolitik, die sich wie ein roter Faden durch die gesamten 6 einstündigen Folgen der Serie zieht. Im Verlauf der ersten Episode werden die agierenden Charaktere eingeführt und vorgestellt, die wie bereits im Original keine Namen sondern Titel tragen.

Szene aus M - Eine Stadt sucht einen Mörder
Szene aus M – Eine Stadt sucht einen Mörder © Universum Film GmbH

So verkörpert Moritz Bleibtreu beispielsweise den Verleger , der mit Hilfe von Fake-News die sich zuspitzende Stimmung zusätzlich anheizt, den dubiosen Seher/der bleiche Mann, gespielt von Bela B, der auf irgendeine Weise mit dem Verschwinden der Kinder zu tun hat, den Kommissar und die Kommissarin (Christian Dolezal und Sarah Victor Frick), die sich auf die Spur von M, dem Mörder, machen, der immer mehr Kinderleichen zurücklässt und den Innenminister (Dominik Maringer), der den öffentlichen Fall für seine politischen Zwecke auszunutzen versucht. Einzig zwei Opfer des Mörders bekommen einen Namen, alle anderen tragen lediglich die Bezeichnung ihrer Rolle. Was auf den ersten Blick sicher merkwürdig klingt funktioniert aber in der Umsetzung erstaunlich gut. Zum Einen erspart es dem Zuschauer sich eine Menge Namen merken zu müssen und lenkt zum Anderen noch gekonnt die Verantwortung für das Treiben auf die jeweiligen Institutionen hinter den Personen, ohne diese direkt anzuklagen.

Die Mörderjagd an sich verläuft durch die ständigen Perspektivenwechsel sprunghaft, sodass es auf Dauer schwer fällt dem Geschehen zu folgen. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass Schalko das Gezeigte von zwei Stunden, die Fritz Lang damals zum Erzählen seiner Geschichte benötigte auf satte sechs Stunden ausgeweitet hat, was meiner Meinung nach viel zu viel für den Stoff ist. Jede Folge weist dementsprechende Längen auf, die es oft erschweren bis zum Ende durchzuhalten. Durchaus lobenswert ist hingegen die Kameraführung, die Schnitttechnik und die Bild- und Tonarbeit, die trotz deutsch-österreichischer Produktion eine Art Hollywoodfeeling aufkommen lassen.

Szene aus M - Eine Stadt sucht einen Mörder
Szene aus M – Eine Stadt sucht einen Mörder © Universum Film GmbH

Die Bilder sind atmosphärisch in Szene gesetzt und die Kulissen sind überaus stimmig gewählt. In wesentlichen Punkten versucht das Remake sich nicht allzu fern vom Original abzuheben, nimmt sich aber besonders zum Ende hin zu viel individuelle Freiheiten heraus, die dem Ergebnis ganz und gar nicht gut tun. Insbesondere die Schlüsselszene, in der dem Mörder der Prozess gemacht wird, wirkt wie eine Blamage anstatt einer Hommage. Leider wird die ansonsten qualitativ sehr hochwertige Optik recht schnell durch die typisch deutsche Wortwahl, überspitzte Ausdrucksweise und gnadenloses Overacting, das selbst Nic Cage nicht besser hinbekommen hätte, zerstört. Einzige Ausnahme bildet der hervorragend spielende Bela B, der leider zu wenig Screentime bekommen hat. Die ganze eigentlich ernste Ausgangssituation bekommt dadurch oft einen ungewollt satirischen Beigeschmack, der dann durch den Versuch abgekupferte Horrorelemente in eine ursprünglich als Kriminalgeschichte gedachte Story einzufügen endgültig ausufert.

Bild:

Das Bild ist für eine TV Produktion der absolute Hammer! Geniale Kulissen, satte, klare Farben und eine Hochglanzoptik mit prächtigen Aufnahmen sind wohl die größten Stärken dieser Serie. Auch das Makeup und die ganze Inszenierung lassen keine Wünsche offen.

Ton:

Der Ton ist teils ruhig und dezent, dann wieder mächtig überladen und auch die Dialoge können nicht überzeugen. Dafür bekommen wir eine DTS 5.1 Tonspur.

Extras:

Als Bonus bekommt man ein 25-minütiges Making of, das leider die Bezüge zum Original ein wenig vermissen lässt.

Blu-ray Wertung
  • 4.5/10
    Serie - 4.5/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 5/10
    Ton - 5/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
4.5/10

Kurzfassung

Bis auf die tolle Optik leider nur Tatort-Niveau.

Fazit:

Unterm Strich ist die TVNow Produktion und gleichnamiges Remake seinem Vorbild nicht im Mindesten gewachsen und verliert sich zu sehr in seiner Verschachtelung und dem Versuch Hollywood zu imitieren. Sicher ist besonders der deutschsprachige Film nicht jedermanns Sache und in dem Fall wird man schon von sich aus schon die Finger von dieser Serie lassen, aber es wird sicher auch einige geben die sich von dieser „Mini-Serie“ mitnehmen lassen können und entweder das Original aufgrund seines Alters ablehnen oder schlichtweg gar nicht wissen, dass es existiert. Optisch macht „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ einiges her, aber der Inhalt ist zu inkonsequent um vollends glaubwürdig zu sein und auch die Darsteller verlieren sich in blamablen Abbildern ihrer Rollen. Da helfen auch keine Anspielungen auf Kings Kindermordenden Clown Pennywise. Mein Tip: Wer in dem Metier öfter unterwegs ist und regelmäßig den Tatort guckt sollte einen Blick wagen, alle anderen sollten das Original von 1931 sichten um vollends auf ihre Kosten zu kommen.


von Christoph Berger

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