Lux Æterna – Blu-ray Kritik: Typisch Noé!

Szene aus Lux Æterna
Szene aus Lux Æterna © Alamode Film

Die Kritik:

Lux Æterna - Blu-ray
Lux Æterna – Blu-ray © Alamode Film

Wenn man an den Enfant terrible unserer heutigen Filmkultur denkt, dann wird es wohl nicht lange dauern, bis man zu Gaspar Noé findet. Mit provozierenden Werken wie „Irreversible“, „Menschenfeind“ oder „Climax“ hat er seine Zuschauerschaft schockiert und das Verständnis von Film vor allem polarisiert. „Irreversible“ zeigt beispielsweise sexuelle Gewalt in extremster Form, hinter diesen Tabubrüchen steckt jedoch immer ein künstlerischer Gedanke. Brutalität verkommt bei ihm nie zum Selbstzweck, womit er zu dem wichtigsten Aushängeschild der New French Extremity wurde. Nun erscheint sein neuer Film „Lux Æterna“ endlich in Deutschland und bietet einen hypnotischen Bilderrausch, der lange im Gedächtnis verweilen wird.

Eine Handlung existiert im klassischen Sinne nicht. „Lux Æterna“ startet mit Bildern aus dem 1922 erschienenen „Hexen“ von Benjamin Christensen. Dieser ist eine Mischung aus Spielfilm und Dokumentation, das zentrale Motiv ist dabei die Hexenverfolgung und Inquisition. Über die gleiche Thematik sprechen auch die Schauspielerinnen Charlotte Gainsbourg und Béatrice Dalle (beide spielen sich selber). Sie befinden sich an einem Filmset und tauschen sich über Geschichten mit Hexen aus. Als dann der Dreh beginnen soll, fängt das Chaos an – die Produktion steht durch die chaotischen Zustände auf der Kippe.

Szene aus Lux Æterna
Szene aus Lux Æterna © Alamode Film

Noé vermischt in seinem „Lux Æterna“ also ebenfalls die Illusionen zwischen Spielfilm und Dokumentation. Die Darsteller spielen sich im Endeffekt selbst, es gibt Szenen, die mit einer Handkamera aufgenommen sind und insgesamt soll ein realistischer, zugleich sehr hektischer Einblick in den Dreh eines Filmes gewährt werden. Der Aspekt Hexenverfolgung kommt dabei zwar etwas zu kurz, insbesondere aber die Begeisterung für die künstlerischen Aspekte des Mediums merkt man „Lux Æterna“ an. Noé unterbricht seinen Film nämlich immer wieder für Zwischentitel, in welche er Zitate von berühmten Regisseuren einbaut. Neben Rainer Werner Fassbinder und Carl Theodor Dreyer wird auch Jean-Luc Godard aufgegriffen, der schon seinerzeit mit „Contempt“ die Kommerzialisierung der Kunst kritisiert hat. Bei Noé wirken diese Zitate wie Parolen, die den Zuschauer nachdenken lassen sollen, um die Kunst hinter dem Werk zu schätzen.

Kameratechnisch gibt es einige innovative Ideen in „Lux Æterna“, denn gerade mit dem Bildformat wird häufig gespielt. So schildert Kameramann Jérôme Pesnel die Erzählung aus mehreren Perspektiven, indem ein Splitscreen eingebaut wurde. Doch dadurch werden nicht nur zwei Bilder aus verschiedenen Orten oder Perspektiven dargestellt, sondern auch der Ton überlappt und verstärkt somit das Gefühl des Chaos. Das Format des Bildes verändert sich ebenfalls, dies ergibt natürlich nur Sinn, wenn das Bild von verschiedenen Kameras aufgenommen wird, die unterschiedlicher Qualität sind. Zu Beginn sind es die schwarz-weiß restaurierten Szenen von „Hexen“, in der Mitte des Filmes werden insbesondere Handkameras genutzt und gegen Ende mündet es in professionellen Kameras, die den bunten LSD-Trip von Noé einfangen.

Szene aus Lux Æterna
Szene aus Lux Æterna © Alamode Film

Das Schauspiel der beiden Hauptdarstellerinnen Charlotte Gainsbourg („Melancholia“, „Antichrist“) und Béatrice Dalle („Night on Earth“) ist über jeden Zweifel erhaben. Gerade Dalle spielt sich mit ihrer „immer weiter in den Wahnsinn abdriftenden“-Performance in das Gedächtnis und wird zum Dreh und Angelpunkt von „Lux Æterna“. Es ist sehr interessant zu sehen, wie Schauspieler in Stresssituationen am Set interagieren. Trotzdem fehlt am Ende der kurzweiligen 55 Minuten etwas. „Lux Æterna“ ist vielleicht gegen Ende zu sehr Parole, ohne einen wirklichen Impact auf den Zuschauer. Man redet zwar über das hypnotisierende Erlebnis, doch nicht über das, was es aussagen möchte, da genau dieser Punkt zu kurz kommt. Ein Langfilm dieser Vision wäre dem Endprodukt womöglich besser bekommen.

Bild:

Wie gerade schon beschrieben, wechselt Noé in diesem Film seine Bildformate ständig. Viele Szenen erinnern an ein „Behind the Scenes“-Video, während andere mit Kamerakränen und einer grandiosen Optik überzeugen. Bildtechnisch herausragend sind dann aber die letzten zehn Minuten von „Lux Æterna“, die zugleich Kräfte zehren und beeindrucken. Eine Epilepsie-Warnung muss man jedoch dringend aussprechen, denn es wird viel mit grellen, expressiven Neonfarben gearbeitet, wodurch der Film sicherlich nicht für jeden geschaffen ist.

Ton:

Der Ton auf der Blu-ray ist durchgehend gut. „Lux Æterna“ kann man in DTS-HD MA 5.1 auf Deutsch und Französisch gucken.

Extras:

Als Extra sind leider nur einige Trailer enthalten.

Blu-ray Kritik
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
6.5/10

Kurzfassung

Polarisierend, anstrengend, zugleich aber sehr lohnenswert – typisch Noé!

Fazit:

„Lux Æterna“ ist einzigartig! Noé beweist mit diesem Erlebnis wiedermal, wie wandlungsfähig er ist, denn mit „Lux Æterna“ verlangt der Filmemacher seiner Zuschauerschaft keine großartigen Gewalt- oder Sexszenen ab. Trotzdem sind die letzten zehn Minuten ein wilder, hypnotisierender Bilderrausch, der so nur von Noé kommen kann. Die sehr kurze Laufzeit nimmt „Lux Æterna“ zwar etwas den Tiefgang und dennoch ist das Endergebnis ein sinnlicher Albtraum in den Farben Rot, Grün und Blau.


von Lukas Weinandy

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