Love Again – Blu-ray Kritik: moderner Herzschmerz

Love Again: Jamie Dornan und Shailene Woodley
Love Again: Jamie Dornan und Shailene Woodley © capelight pictures

Die Kritik:

Love Again - Blu-ray
Love Again – Blu-ray © capelight pictures

Daphne (Shailene Woodley) will ihr Leben neu ausrichten: Nach dem schmerzhaften Ende einer vierjährigen Beziehung kündigt sie ihren Job und will zudem sechs Monate dem Alkohol und auch Männern entsagen. Daphne treibt ziellos und sich selbst suchend umher, als ihr Leben verfrüht wieder auf den Kopf gestellt wird: Bei einer Party ihrer Schwester trifft sie auf den abenteuerlustigen Frank (Sebastian Stan), der sich sofort Hals über Kopf in sie verliebt. Kurze Zeit später begegnet Daphne dann dem Autor Jack (Jamie Dornan), zu dem sie sich ebenso hingezogen fühlt. Daphne wird von ihrer Leidenschaft überkommen und fängt ohne das Wissen des jeweils anderen etwas mit den beiden sehr unterschiedlichen Männern an. Erschwert wird die Situation nur noch dadurch, dass Frank und Jack beste Freunde sind…

Regisseur Drake Doremus hat sich im amerikanischen Independent-Kino der letzten Jahre spätestens jetzt einen Namen als intimer Chronist des modernen Liebeslebens gemacht. So beschäftigten sich sein Sundance-Gewinner und Durchbruch „Like Crazy“ ebenso mit den komplexen Anziehungskräften und Gefühlswelten junger Menschen wie auch sein Dating App-Drama „Newness“, während „Equals“ und „Zoe“ sich der Thematik über eine etwas abstraktere Science-Fiction-Ebene nähern. Sein neuer Film „Love Again“ ist dann wieder ein geerdeter und ganz und gar in der modernen Realität angelegter Film, der direkt die mittlerweile schon unverkennbare Handschrift seines Machers offenbart.

Gedreht ist der Film in seiner gewohnt träumerisch-soften und naturalistischen Bildsprache, immer ganz nah an seinen schön aussehenden Figuren, während hippe Indieklänge den Soundteppich prägen. Doremus beweist auch hier sein Händchen für ein Gefühl von Lebensnähe und roher Intimität, wobei er die Irrungen und Windungen des Gefühlslebens seiner mit vielen Schwächen ausgestatteter Charaktere mit großer Empathie einfängt. In diesem Fall folgt er der durchs Leben wankenden Daphne, die behelfsmäßig im Poolhaus ihrer Schwester Billie (Lindsay Sloane) unterkommt, während sie sich nach ihrer Trennung neu orientiert und erfolglos einen Job sucht.

Love Again: Jamie Dornan
Love Again: Jamie Dornan © capelight pictures

Gerade das erste Drittel von „Love Again“ ist richtig stark und zieht den Zuschauer mit seiner erwähnten intimen Bildsprache tief ein und lässt ihn ganz nah an der fragilen Gefühlswelt von Daphne teilhaben. Doremus fängt zudem die Elektrizität zwischen den Figuren meisterhaft ein, lässt ihre enormen Anziehungskräfte förmlich greifbar werden. Das oft improvisierte und sehr gute Spiel der Akteure hilft hier natürlich ungemein, die in einem spürbar freien Klima aufeinandertreffen. „Love Again“ ist hier ein sehr sinnlicher Film, der seine Liebesszenen mit glaubhafter Leidenschaft hitzig, intensiv, freizügig und sehr erotisch zum Leben erweckt.

Keine Frage, Doremus gelingt auch hier ein entwaffnend ehrlicher Film, der ganz nah am Puls der Zeit und mit bemerkenswerter Menschlichkeit eingefangen ist. So ehrlich und aufrichtig er mit seinen Figuren umgeht, so anstrengend und wenig einsichtsreich ist er aber dann auch auf Dauer. Doremus macht wahrlich keinen Hehl um die Schwächen seiner Figuren und versucht sie auch nicht künstlich sympathischer zu machen, als sie sind. Daphne ist dann eben keine unbedingt leicht zu mögende Figur, die man aber dennoch weitestgehend verstehen kann. Sie trifft oberflächlich betrachtet irrationale und vor allem verantwortungslose Entscheidungen, lügt die beiden Männer an und macht ihnen schlichtweg etwas vor. So kommt es zu einem ständigen Hin und Her, bei dem Daphne mal mit Jack, dann wieder mit Frank usw. zusammen ist. Bei 110 Minuten Laufzeit kann das schon ein wenig redundant und ähnlich ziellos wie die Protagonistin erscheinen, gerade weil Doremus nicht daran interessiert scheint, einen interessanten dramatischen Konflikt aufzubauen. Potential gibt es hier allemal, aber auch die Conclusio ist letztlich weder tiefschürfend noch wirklich ehrlich. Manche der improvisierten Dialoge erweisen sich dann auch als arg klischeebehaftetes, pseudo-tiefgründiges Hipster-Geschwurbel.

Love Again: Shailene Woodley und Sebastian Stan
Love Again: Shailene Woodley und Sebastian Stan © capelight pictures

Dennoch ist „Love Again“ kein schlechter Film. Shailene Woodley liefert hier eine entwaffnende, ungeschönte und allürenfreie Darstellung, die durchaus die beste ihrer bisherigen Karriere sein könnte. Jamie Dornan ist solide, jedoch gibt seine bodenständige Figur nicht allzu viel her, während der etwas wildere Sebastian Stan eher für Akzente sorgen kann. Doremus ist ein äußerst empathischer Filmemacher, der ein Ohr und Auge für lebensechte Figuren und Situationen hat, was auch in „Love Again“ zweifelsohne unter Beweis gestellt wird. Sein Hang zu natürlicher und ungezwungener Dramaturgie ist an sich lobenswert, leider fehlt hier aber das gewisse Etwas, der erzählerische Kniff, der den Film am Ende zu etwas wirklich rundum zufriedenstellendem machen würde. So kommt er einem zu Beginn ganz nah und verblasst dann zusehends, ganz wie eine Beziehung, die leidenschaftlich beginnt und bei einem nüchternen Blick sich dann doch als heiße Luft rausstellt.

Bild:

Der digital aufgezeichnete Film präsentiert sich in sehr guter Bildqualität auf Blu-ray. Bewusst setzen Doremus und Kamerafrau Marianne Bakke auf softe Kontraste und Schwarzwerte, wodurch seinen Film seinen träumerischen Look bezieht. Wesentlich hierfür sind auch die eingesetzten Tiefenunschärfen, in den entscheidenden Momenten ist das Bild jedoch knackig. Die Farben kommen oft wenig gesättigt und eher gedämpft daher. Ein schönes Bild insgesamt, auch wenn es Technikpuristen natürlich weniger ansprechen sollte.

Love Again: Shailene Woodley und Matthew Gray Gubler
Love Again: Shailene Woodley und Matthew Gray Gubler © capelight pictures

Ton:

Akustisch präsentiert sich hier ein frontbasiertes Klangbild, bei dem Stimmen klar im Vordergrund liegen. Diese ertönen klar und verständlich. Umgebungsgeräusche auf den umliegenden Lautsprechern sind am ehesten bei Partyszenen subtil zu vernehmen, während manche Musikeinsätze auch für jede Menge Dynamik und druckvollen Subwoofereinsatz sorgen. Insgesamt offenbart sich hier aber eine eher dezente und betont zurückhaltende Stimmung.

Extras:

Beim Bonusmaterial findet sich lediglich ein gutes Interview mit Jamie Dornan (19:17 Min.), aber komischerweise nicht mit Hauptdarstellerin Shailene Woodley oder Regisseur Drake Doremus. Hinzu kommt der Trailer des Films.

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 7.5/10
    Bild - 7.5/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 2/10
    Extras - 2/10
6.5/10

Kurzfassung

Moderner Herzschmerz mit einer starken Shailene Woodley.

Fazit:

Drake Doremus beweist auch mit seinem neuen Film „Love Again“ ein echtes Händchen für die intime und naturalistische Beobachtung von modernem Herzschmerz. Shailene Woodley liefert eine ihrer bisher besten Leistungen und der Film fasziniert gerade im ersten Drittel mit erotisch aufgeladener Stimmung und sehr naher Beobachtung seiner Hauptfigur. Auf Dauer weiß Doremus jedoch nicht, was er mit dem dramaturgischen Potential seiner pikanten Dreiecksbeziehung anfangen soll, weshalb der Film am Ende eher enttäuscht.


von Florian Hoffmann

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