Lord of Illusions – 2-Disc Limited Collector’s Edition Mediabook – Blu-ray Kritik

Famke Janssen in Lord of Illusions (1995)
Famke Janssen in Lord of Illusions (1995) © capelight pictures

Die Kritik:

Lord of Illusions - 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook
Lord of Illusions – 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook © capelight pictures

Horror-Großmeister Clive Barker ist nicht nur Schriftsteller und Drehbuchautor des in den 80er Jahre hoch gelobten Hellraiser, eine Adaption einer seiner Kurzgeschichten The Hellbound Heart aus den Büchern des Blutes, sondern lieferte auch die Vorlagen zu Cabal und dem vorliegenden Lord of Illusion. Eines jedoch haben all diese Werke gemeinsam: Immer geht es um andere Welten, Dimensionsportale oder Fremdartige Kreaturen, und immer war Barker selbst Autor und Regisseur.

Harry D’Amour (Scott Bakula) verdient als Privatdetektiv seinen Lebensunterhalt und ist verdammt gut in seinem Job, jedoch lassen lukrative Aufträge meist auf sich warten. Das scheint sich schlagartig zu ändern, als er von Dorothea Swann (Framke Jansson), der Frau des, wie sie sagt, besten Illusionisten der Welt, gegen ein ordentliches Sümmchen engagiert wird. Sie sorgt sich um die Sicherheit ihres Mannes Phillip (Kevin J. O’Connor), der von einer ominösen Sekte verfolgt wird, die mit seiner Hilfe ihren Anführer Nix (Daniel von Bargen) wieder erwecken wollen. Er war einst ein Großmeister echter Magie, der von einem seiner Schüler verraten und ermordet wurde. Ohne zu wissen worauf er sich einlässt nimmt er den Auftrag an. Bei seinen Ermittlungen stößt er mehr und mehr auf Ungereimtheiten, die sowohl seine Auftraggeberin, als auch ihren Mann in einem anderen Licht da stehen lassen und auch er selbst begibt sich in höchste Lebensgefahr. Jede Warnung in den Wind schlagend fördert Harry ein Geheimnis zu Tage, das sowohl irdische als auch übernatürliche Kräfte um jeden Preis zu hüten versuchen. Schon bald fängt er an alles in Frage zu stellen, sogar seinen eigenen Verstand.

Scott Bakula in Lord of Illusions
Scott Bakula in Lord of Illusions © capelight pictures

Entgegen dem Musterbeispiel Hellraiser, der seinerzeit das Zeitalter des modernen Splatter einläutete, setzt Lord of Illusion hauptsächlich auf Storytelling mit einem Touch Abenteuer. Beinahe eine klassische Detektivgeschichte. Zu Beginn sehen wir ein Barker typisches, magisches Ritual, das mit dem Tod des Initiators durch die Hand eines Schülers dramatisch endet. Anschließend lernen wir, nach einem beträchtlichen Zeitsprung, den durchaus als sympathisch zu bezeichnenden Protagonisten Scott Bakula als Harry D’Amour kennen. Heiter, locker und immer einen coolen Spruch auf den Lippen kann man sich seelenruhig vom ersten Moment an auf weitere 120 Minuten mit ihm einlassen. Die Figur des Harry D’Amour wurde von Barker auch in anderen seiner Werke verwendet und stellt sich in einem seiner Romane der Hellraiser Ikone Pinhead selbst in den Weg.

Das erste Zusammentreffen mit Dorothea Swann, in Form der bezaubernden Framke Jansson in ihren besten Jahren, leitet dann die eigentliche Story des Films ein. Was sich vorerst nach einem übermäßig gut bezahlten Routineauftrag anhört, stellt sich schnell als Höllentrip heraus. Illusion und Realität beginnen miteinander zu verschmelzen; Wer ist Freund, wer Feind? Wie hält man eine Macht auf, die nicht greifbar ist? Die durchaus gut konstruierte Erzählweise einer fantastischen Geschichte funktionierte damals genauso gut wie noch heute. Was leider mehr als überholt ist sind die Special Effects, die für 1995 ziemlich schlecht gealtert sind und des Öfteren wesentlich besser bereits in den 80ern zu sehen waren. Zum Glück hält sich der Einsatz übernatürlicher Elemente bis auf das flippige Ende und wenige Akzente zwischendrin in Grenzen. So richtig auftrumpfen kann der Film jedoch mit der erzeugten Atmosphäre und der konsequent aufrecht gehaltenen Spannung.

Daniel von Bargen in Lord of Illusions
Daniel von Bargen in Lord of Illusions © capelight pictures

Je mehr Puzzleteile sich zusammenfügen, desto mehr kann man mit einzelnen Figuren mitfiebern, da ihnen genügend Tiefe verliehen wurde um den Zuschauer mit dem ein oder anderen sympathisieren lassen zu können. Die Vorlage, eine Kurzgeschichte mit dem Titel Die letzte Illusion, bot weniger Spielraum dafür, schlichtweg aufgrund der Kürze. Dahingehend muss man Clive Barker loben, denn entgegen vieler Kollegen, die ihre Werke am liebsten 1:1 adaptieren würden, wagte er seine eigene Vorlage filmisch so abzuändern, dass sie im direkten Vergleich einen echten Mehrwert für Fans repräsentiert. Nicht nur, dass die Geschichte weiter verfeinert und ausgeweitet wurde tat der Umsetzung gut. Auch die Charakterzeichnung sowohl der Protagonisten als auch der Gegenspieler geht tiefer und Randfiguren bekommen mehr Aufmerksamkeit.

Zensur: In den Staaten existieren zwei Fassungen: Den Kinocut und die Director’s Cut Fassung mit einem Lauflängenunterschied von rund 11 Minuten. Selten bekommen besagte Director’s Cut Fassungen eine komplett deutsche Synchronisation, jedoch hatten wir in Bezug auf Lord of Illusion das Glück direkt mit dem Master des Director’s Cut versorgt zu werden, der dann als solcher bereits auf DVD erschien. Bis 2011 war diese Fassung jedoch nur Erwachsenen vorbehalten, was Capelight dazu veranlasste sie neu prüfen zu lassen, was ihm nun eine Altersfreigabe ab 16 einbrachte. Meiner Meinung nach war die FSK 18 gerechtfertigt und hätte als solche auch beibehalten werden sollen, aber das soll jeder für sich selbst entscheiden.

Bild:

Das remasterte Bild liegt ertmals im Deutschsprachigen Raum in echtem HD vor und lässt diesen Klassiker in ganz neuem Licht erstrahlen. Die Farben sind satt und die Konturenglättung sieht richtig schick aus. So kommen die urigen Kulissen und der Charme der 90er noch besser zur Geltung. Einziger Nachteil darin: überholte Effekte wirken in HD noch ein bisschen überholter. Jammern auf höchstem Niveau; allein für die Mühe das Bild in echtem HD zu bringen anstatt nur durch Upscaling ein bisschen mehr Schärfe reinzubringen verdient ein Extralob.

Ton:

Famke Janssen und Scott Bakula in Lord of Illusions
Famke Janssen und Scott Bakula in Lord of Illusions © capelight pictures

Der Ton ist wurde ebenfalls überarbeitet und auf ein 5.1 DTS-HD Master aufgewertet worden. Der Soundtrack ist ein weiteres kleines Highlight des Films, denn wirklich jede gewählte Untermalung ist treffsicher gewählt und transportiert ganz eigen Stimmung, Atmosphäre und Spannung. Gegeben sind die deutsche und englische Original Tonspur. Somit ist sicher für jeden etwas dabei.

Extras:

Capelight hat keine Kosten und Mühen gescheut, ihr HD Erstveröffentlichung mit fetten Extras auszustatten, ganz wie man es sich von einem umfangreichen Mediabook erhofft: Neben einem Audiokommentar und entfallenen Szenen, die von Clive Barker persönlich kommentiert werden, gibt es ein interessantes „Making of“ und „Hinter den Kulissen“, eine separate Tonspur mit isolierter Filmmusik, ein Interview mit Storyboard Artist Martin Mercer, eine Bildergalerie, diverse Feauturettes und ein 24 Seitiges Booklet zu bestaunen. Mehr kann man sich wirklich nicht wünschen.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 10/10
    Ton - 10/10
  • 10/10
    Extras - 10/10
9/10

Kurzfassung

Eine deutschsprachige HD Premiere eines beinahe zeitlosen Klassikers.

Fazit:

Ich persönlich hatte nicht das Vergnügen, den Film zu seiner Zeit sehen zu können und habe ihn erstmals mit dem Erscheinen der HD aufbereiteten Fassung zu Gesicht bekommen. Da ich eine Schwäche für Filme aus den 80ern und 90ern habe, kam ich natürlich nach Wishmaster, Hellraiser und Co. nicht an Lord of Illusion vorbei und muss sagen: Nicht nur die gradlinig erzählte Geschichte nebst seiner tollen Akteure haben mir ausgesprochen gut gefallen, auch der Soundtrack und die Kulissen waren gut gewählt und fügten sich gut ins Gesamtbild ein. All das lässt über die relativ schwachen Special Effects mühelos hinwegsehen. Nicht nur eingefleischte Clive Barker Fans, sondern vor allem Nostalgiker und Freunde interessanter und origineller Storys werden voll auf ihre Kosten kommen.


von Christoph Berger

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