Logan Noir – Kritik: Wolverine in schwarz-weiß

Hugh Jackman als Logan
Hugh Jackman als Logan © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Kritik:

Logan - The Wolverine (Steelbook)
Logan – The Wolverine (Steelbook) © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Vor 17 Jahren wurde Hugh Jackman zum ersten Mal im Film „X-Men“ zu Wolverine und war seither aus der Rolle nicht mehr wegzudenken, doch das muss man von nun an, denn „Logan“ ist der letzte Film in dem er diese Rolle übernehmen wird. „Logan“ wurde schon von Anfang an anders behandelt als andere Comicverfilmungen, denn seine Prämiere feierte er auf der Berlinale. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er nun eine schwarz-weiß Version mit dem Titel „Logan Noir“ bekommt, die ausschließlich auf der limitierten Steelbook Blu-ray und in Digital HD als Bonus enthalten ist. Ob diese Version jedoch ein feines Extra ist und ob der Film an sich ein grandioses Ende für Herrn Jackman und seine Rolle bietet, muss etwas detaillierter besprochen werden.

Handlung:
„Logan“ ist angelehnt an die Comicreihe „Wolverine: Old Man Logan“ und wie es der Titel bereits verrät, geht es um einen alten Logan (gespielt von Hugh Jackman). Ein gebrochener X-Man, der nichts mehr mit der Welt und seinem Leben anfangen kann und möchte. Das einzige das ihn am Leben hält ist die Fürsorge für seinen alten Mentor Charles Xavier (gespielt von Sir Patrick Stewart). Zusammen mit einem weiteren Mutanten namens Caliban (gespielt von Stephen Merchant), der Dr. Xavier pflegt, während Logan seinem Beruf als Chauffeur nachgeht, will er ein Boot (die Sunseeker) kaufen, damit alle drei verschwinden können.

Um genügend Geld für das Boot zu verdienen nimmt er eines Tages einen Auftrag an, der Laura (gespielt von Dafne Keen), einem geheimnisvollen Mädchen, die Flucht nach North Dakota ermöglichen soll. Laura wird jedoch von Donald Pierce (gespielt von Boyd Holbrook) und seinen Männern gejagt, weswegen Logan sich erneut entscheiden muss, was das richtige ist.

Logan und Dr. Charles Xavier
Logan und Dr. Charles Xavier © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Geschichte von „Logan“ ist sehr erwachsen erzählt und bietet viele düstere und vor allem reale Themen. Man merkt von der ersten stimmungsvollen Szene an, dass dieser Film nicht geklappt hätte, wenn er nicht Themen wie Todessehnsucht, Alkoholismus und neurodegenerative Krankheiten behandeln würde. Die Handlung ist solide, aber fühlt sich zu oft erzwungen an. Es gibt in der ersten Hälfte des Films eine Szene in der Logan, Xavier und Laura in einer Limousine von einem Grundstück flüchten und die Bösewichte verfolgen diese mit Geländewägen, die mit einem Geschütz ausgestattet sind. Diese werden aber niemals benutzt und Richtung Ende stellt sich heraus, dass der Befehl lautete das Mädchen tot oder lebendig zu besorgen. Allgemein wird viel zu wenig geschossen, als sich die Möglichkeit bietet, was alles irgendwie unreal oder sehr inszeniert wirken lässt.

Ein weiterer Punkt, der negativ auffällt ist, dass Donald Pierce am Anfang ausgeknockt wird und anstatt Logan ihn kurz umbringt, befielt er Caliban (der nicht ins Sonnenlicht darf) ein Stück in die Wüste hinauszufahren um ihn zu erschießen und anschließend in einen Graben zu werfen. Das passiert aber nur, damit der Bösewicht wieder aufstehen kann um Caliban gefangen zu nehmen.
Diese Punkte schaden der Handlung des Films immens und man beginnt sich langsam zu fragen warum die Charaktere so extrem dumme Entscheidungen treffen und niemand darauf hinweist.

Dafne Keen als Laura
Dafne Keen als Laura © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Charaktere:
Von ungefähr zweieinhalb Stunden sind eineinhalb Stunden gute Dialoge oder einfach Interaktionen zwischen Charakteren um diese besser zu verstehen und das macht „Logan“ sehr gut.
Logan ist ein wütender, grimmiger, abgehärteter aber dennoch im inneren ein gutherziger und liebevoller Mann, der eine Charakterentwicklung durchgeht, die die Essenz seines Comiccharakters ausmacht. Mit Angst vor der Zukunft und geplagt von seiner Vergangenheit wird hier nicht nur ein brutaler, aber auch ein sehr emotionaler und verletzlicher Wolverine dargestellt, der nur darauf wartet endlich von seinem Leid erlöst zu werden. Hugh Jackman hat auch hier erneut alles gegeben um der Rolle des Wolverines seine letzte Ehre zu erweisen.

Aber auch Sir Patrick Stewarts letzte Darbietung von Dr. Charles Xavier ist fantastisch. Hier spielt er nicht erneut einen allwissenden Mentor, sondern einen alten, verwirrten kranken Mann, der nicht mal mehr alleine auf die Toilette gehen kann. Von Szenen die einem das Herz brechen bis zu albernem Quatsch ist alles dabei und macht diese vermutlich zur besten Darstellung des Charakters.

Eine weitere phänomenale schauspielerische Leistung gibt uns Dafne Keen als Laura, die erst in der letzten halben Stunde des Films spricht und trotzdem Emotionen glasklar zum Ausdruck bringt. Laura ist quasi wie eine Tochter für Logan und hat für diesen eine kathartische Wirkung. Die allgemeine wortlose Interaktion ist extrem emotional und ausdrucksstark und erhebt die Szene in der sie endlich spricht zu einer der besten Momente des Films.

Logan und Laura
Logan und Laura © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Doch auch die Nebendarsteller sind wirklich hervorragend, vorallem Caliban ist ein sehr sympathischer Charakter, der durch Stephen Merchant, eine sehr trockene Note bekommt und trotz starkem Charakter nicht zum sinnlosen Handlungsinstrument wird.

Während Boyd Holbrook zwar gut schauspielert ist jedoch die Figur Donald Pierce sehr einseitig. Abgesehen von ein paar gut geschriebenen Witzen erfüllt dieser Charakter wenig Zweck und wie oben beschrieben ergibt sein magisches Überleben in Anbetracht der Charaktere wenig Sinn.

Bild/Cinematographie:
So und nun zum wichtigsten Teil der Kritik über „Logan Noir“: dem Bild und der Cinematographie.
Hier muss ich sagen, dass ich absolut überrascht war, dass ich nach ungefähr 20 Minuten komplett vergessen habe, dass ich einen schwarz-weiß Film sehe. Ich habe automatisch Farben hineininterpretiert und das Hochkontrast schwarz-weiß Bild macht einem das auch ziemlich einfach. „Logan Noir“ ist stilsicher und ist meiner Meinung nach im „Noir-Stil“ sogar besser als in Farbe, da es sehr zum Film passt. Ich habe mir nach der Vorstellung erneut Filmausschnitte (in Farbe) angesehen und war überrascht, dass die Noirfassung in sehr vielen Szenen einfach besser aussah und auch gewisse rohe Gefühle und Eindrücke stärker vermittelte als die Kinofassung. Auch die Belichtung ist wie im Original überwältigend und durch den Monochromfilter wirkt alles etwas heller bzw. düsterer, aber es wirkt nie zu hell oder zu dunkel.

Man merkt, dass in die Noir-Version viel Arbeit reingesteckt wurde und es nicht so war, dass jemand einen simplen billigen schwarz-weiß Filter über jeden Frame gelegt hat um es anschließend erneut für Geld als Bonus zu verkaufen.

Dr. Charles Xavier
Dr. Charles Xavier © 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Der Film liefert einen guten Schnitt über die ganze Laufzeit hinweg, was bei den gut choreografierten und brutalen Actionszenen sehr wichtig ist. Alles fühlt sich sinnvoll und flüssig an.
Der Film bietet auch ein paar symbolische Bilder, jedoch wird generell sehr wenig mit Kamerawinkeln oder Perspektiven rumexperimentiert.

Besonderheiten:
„Logan“ bietet selbst für Comicleser ein paar interessante Überraschungen, was ebenfalls zeigt wie wichtig die Fans für die Entwicklung des Films waren. Außerdem werden auch Verknüpfungen zu den vorherigen Wolverine-Filmen erstellt und so wird sich auch die Prophezeiung von Yukio aus „Wolverine – Weg des Kriegers“ in diesem Teil erfüllen.
Außerdem hat „Logan“ ein gelungenes Sounddesign und einen guten Soundtrack.

Blu-ray Wertung
8/10

Kurzfassung

„Logan Noir“ ist definitiv ein Film für die Fans des Charakters, für die Fans die die X-Men Filme mögen und für Fans, die ihren Wolverine sehen wollen. Für alle anderen ist es immer noch ein guter Film der aber auf jeden Fall in seiner Handlung die größten Schwächen zeigt.

Fazit:

„Logan“ ist ein krönender Abschluss der „alten Mutantenreihe“ und ebnet einen Pfad für eine neue Generation. Komischerweise fühlt sich „Logan“ deswegen mehr wie ein Anfang als ein Ende an. Neben fantastischen Darbietungen aller Schauspieler, sehr guten Dialogen, animalischen Actionszenen und sehr atmosphärischen Momenten zeigen sich trotzdem Fehler und Unklarheiten in der Handlung des Films, die an vielen Stellen zu sehr auffallen. Die positiven Seiten von „Logan“ überwiegen jedoch und machen ihn deshalb nicht nur für Fans genießbar.

„Logan Noir“ erweitert das Erlebnis von „Logan“ durch seinen Stil erstaunlich gut. Durch eine aufwändige Hochkontrast-Bearbeitung werden gewisse Gefühle und Eindrücke in vielen Szenen einfach besser vermittelt. Daher bietet es tatsächlich eine willkommene Neuerung und ist für jeden Fan des Films ein Muss.


von Daniel Engel

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