Blu-ray Kritik zu Last Night In Soho

Last Night in Soho: Anya Taylor-Joy und Matt Smith
Last Night in Soho: Anya Taylor-Joy und Matt Smith © 2021 Focus Features

Die Kritik:

Es gibt nur eine Handvoll Regisseure, bei denen es mir vollkommen ausreicht zu wissen, dass sie an einem Film beteiligt waren, um diesen ohne Wenn und Aber anzuschauen. Bei diesem Filmen vermeide ich selbst jeden Trailer oder Teaser im Vorneherein – Immerhin schaue ich den Film ja sowieso.

Last Night in Soho - Blu-ray
Last Night in Soho – Blu-ray © Universal Pictures

Zu diesen Regisseuren gehört Edgar Wright, der mit Filmen wie Baby Driver oder Scott Pilgrim vs. the World absolute Meisterwerke abgeliefert hat.
Sein neuster Streich hört auf den Namen Last Night in Soho und ist ab dem 27.01.2022 auf Blu-ray und DVD erhältlich. Wie schon in Baby Driver steht auch in Last Night in Soho die Musik im Zentrum der Handlung.

Protagonistin des Filmes ist die Modedesignerin Eloise Cooper (Thomasin McKenzie), die für einen entsprechenden Studiengang frisch nach London zieht. Während ihre Geschichte etwa zu unserer Zeit stattfindet, bleibt das nicht die einzige Epoche, in welcher der Film spielt.

Regelmäßig entführen visionsartige Träume Eloise – und damit alle Zuschauer – in das London der 1960er Jahre. Heutzutage gilt die britische Metropole aus dieser Zeit als magisch und unwirklich. Doch zeigt der Film auch auf, dass dies erwartungsgemäß nur eine nostalgische Verklärung ist. Das es auch zu dieser Zeit mehr als genug enorme gesellschaftliche Probleme gab. Und dass gerade Frauen es zu dieser Zeit mindestens genauso schwer, wenn nicht noch schwerer hatten, sich in einem männerdominierten Showgeschäft durchzusetzen. In der zweiten Zeitlinie folgen wir der Geschichte von Sandy (Anya Taylor-Joy), welche in der englischen Hauptstadt als Sängerin ganz Großes erreichen möchte. Wir haben also ein auf Musik fokussiertes Setting, gefüllt mit absurden Outfits und unzähligen Neonlichtern – Also ein absolutes Paradies für Edgar Wright.

Egal wie sehr ich es auch erstreben würde, ich würde wahrscheinlich auch beim 100. Versuch keinen einzigen Kritikpunkt an den Sequenzen in den 60er Jahren finden können. Dafür ist das Ganze zu beeindruckend und gewaltig inszeniert. Dafür spielen McKenzie und Taylor-Joy zu gut. Dafür ist Edgar Wright viel zu sehr in seinem Element.

Last Night in Soho: Thomasin McKenzie spielt Ellie
Last Night in Soho: Thomasin McKenzie spielt Ellie © Focus Features

Leider kann ich nicht dasselbe über alle Sequenzen in der modernen Zeit sagen. Gerade im dritten Akt, wenn sich der Film langsam auf sein Finale zu bewegt, verliert er etwas an seiner Genialität und weicht einigen Horrorfilm-Tropes, die nicht gerade das Rad neu erfinden. Damit will ich keinesfalls behaupten, dass der Film zu irgendeinem Zeitpunkt wirklich schlecht ist oder sogar Fehler aufweist – definitiv nicht – aber es sind dennoch für einen Edgar Wright-Film überraschend auffallende Schwachstellen.

Nichtsdestotrotz lässt sich über diese Schwachstellen schnell hinwegsehen und ich würde dennoch jedem Menschen empfehlen, diesen Film mindestens einmal gesehen zu haben. Einerseits ist da die Substory im vergangenen London, welche fantastisch inszeniert ist – gerade in Bezug auf die Dualität von Thomasin McKenzie und Anya Taylor-Joy – und einen durch seine optischen und musikalischen Highlights geradezu in seinen Bann zieht. Andererseits transportiert der Film gewiss auch eine politische Aussage, die zwar äußerst modern ist, aber im Vergleich zu vielen anderen aktuellen Produktionen nicht mit dem Holzhammer auf den Zuschauer eingedroschen wird.

Gerade für das Heimkino kann ich diesen Film sehr empfehlen. So lassen sich – falls gewünscht – sofort einige beeindruckende Sequenzen direkt wiederholen, was ich bei Edgar Wright-Filmen ab dem zweiten Durchlauf immer wieder gerne mache. Außerdem bietet das Heimkino-Release über eine Stunde an Extra-Content. Alleine knappe 40 Minuten an Interviews, mehrere Deleted Scenes und äußerst interessante Einblicke in die Dreharbeiten und wie intelligent einige Tricks umgesetzt wurden. Entsprechend würde ich selbst Zuschauern, die den Film bereits im Kino gesehen haben, einen Blick auf die Blu-ray wärmstens empfehlen.

Last Night in Soho: Anya Taylor-Joy spielt Sandie
Last Night in Soho: Anya Taylor-Joy spielt Sandie © 2021 Focus Features

Bild:

Dadurch, dass Last Night in Soho sowieso beeindruckend inszeniert ist und gerade in seinen Szenen in der Vergangenheit wunderschöne set pieces bietet, hat er gewiss eine optische Macht. Dazu ist die Blu-ray noch sehr gut produziert, sodass es im Grunde nie Bildrauschen oder andere Störelemente gibt. Weder in sehr hellen noch in sehr dunklen Szenen.

Ton:

Was ich bereits beim Bild geschrieben habe, könnte ich 1:1 so auch auf den Ton der Blu-ray beziehen. Sowohl der Originalton als auch die deutsche Synchro sind nicht nur hervorragend produziert, sondern sind gerade in den hochrelevanten Szenen wie die musikalischen Auftritte von Anya Taylor-Joy mehr als beeindruckend.

Extras:

Leider ist es mittlerweile fast schon zum Trend geworden, Heimkinoreleases keine ordentlichen Extras mehr beizulegen. Glücklicherweise ist das bei Last Night in Soho anders. Ich habe hier etwa 90 Minuten an Extra-Content gezählt. Während die Hälfte davon alleine schon sehr interessante Interviews beinhaltet, gibt es noch unter anderem knappe 10 Minuten an Deleted Scenes, ein Musikvideo von Anya Taylor-Joy, etwa 13 Minuten an animierten Storyboard-Skizzen und noch einiges mehr. Am interessantesten fand ich aber eine sehr schöne Sequenz, in der einige Tricks erklärt werden, die sie während den Dreharbeiten zum Einsatz kamen. Unter anderem wird offenbart, wie intelligent die beiden Zwillinge James and Oliver Phelps – bekannt aus den Harry Potter-Filmen – eingesetzt wurden.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 10/10
    Extras - 10/10
9/10

Kurzfassung

Ein beeindruckender Film.

Fazit:

Auch wenn es zum Ende hin einige generische Horrorszenen gibt, ist Last Night in Soho alles in allem ein beeindruckender Film. Edgar Wright zeigt wieder einmal, wie absolut fantastisch er auf dem Regiestuhl funktioniert. Gerade die Sequenzen in den 1960er Jahren haben in meinen Augen einen neuen Meilenstein gesetzt.


von Esra Pötter

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