Land des Honigs – DVD-Kritik zum Dokumentarfilm

Hatidze und die Bienen: eine grandiose Geschichte über das friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier.
Hatidze und die Bienen: eine grandiose Geschichte über das friedliche Zusammenleben von Mensch und Tier. © Neue Visionen Filmverleih

Die Kritik:

Land des Honigs - DVD Cover
Land des Honigs – DVD Cover © Neue Visionen Filmverleih

Im Dokumentarfilm „Land des Honigs“ geht es um eine etwa 50-jährige Frau, die zusammen mit ihrer sehr alten, bettlägerigen Mutter zurückgezogen in einem verlassenen Dorf in Makedonien lebt. Sie betreut täglich ihre Bienenvölker, die sie teilweise sogar einen steilen und gefährlichen Berghang hinaufgehen lassen. Eines Tages zieht eine Nomadenfamilie mit 150 Kühen und sieben Kindern auf dem Nachbargrundstück ein. Das Leben der Frau wird langsam auf den Kopf gestellt.

Die Geschichte des etwa 86 Minuten langen Filmes liest sich wie eine ausgedachte, ist jedoch real. Auch die Art und Weise wie dieser Dokumentarfilm gedreht wurde, erinnert eher an einen fiktionalen Spielfilm. Kein Sprecher erklärt, wie gewohnt, die Umstände und keine Interviews werden geführt. Allgemein wird sehr wenig gesprochen. Die Situationen werden einfach aufgezeichnet und für den Zuschauer ohne jegliche Einordnung bereitgestellt. Dies wirft auch ernste Fragen auf: Wenn die Kamera seelenruhig beobachtet, wie ein Kleinkind eine Biene im Gesicht sitzen hat, welche das Kind dann auch dorthin sticht, dann stellt sich die definitiv die Frage, warum niemand aus dem Team eingeschritten ist. Schließlich kann es für ein Kleinkind durchaus gefährlich werden. Das ist aber nur eine kleine Meckerei.

Kommen wir zu den großen Meckereien: Der Film hat zwar unbestreitbar etwas an sich und ist sicherlich eine Abwechslung zu den Standards der Dokumentarfilmbranche, aber dennoch sieht er an manchen Stellen nicht besonders gut aus. Viel zu langweilig sind die Kamerawinkel, viel zu monoton die Szenarien. Kurz gesagt: Es langweilt den Zuschauer. Das Thema ist auch nicht wirklich spannend. Eine zurückgezogene Frau mit einem besonderen Hobby ist nichts Neues und spätestens seit dem Rundfunkbeitrag über die Hyänenfrau in Südafrika hat diese Art von Geschichte ihren Zenit erreicht.

Hatidze kümmert sich nicht nur um die Bienen, sondern auch um ihre altersschwache Mutter. Obwohl das Zusammenleben manchmal anstrengend wird, sind die zwei Frauen ein liebe- und respektvolles Team
Hatidze kümmert sich nicht nur um die Bienen, sondern auch um ihre altersschwache Mutter. Obwohl das Zusammenleben manchmal anstrengend wird, sind die zwei Frauen ein liebe- und respektvolles Team. © Neue Visionen Filmverleih

Die Hauptfigur ist dabei jedoch eine überaus nette Frau, über die man sicherlich kein böses Wort sagen kann. Sie kümmert sich um ihre Mutter, die nebenbei bemerkt leider das gebrechlichste Wesen auf diesem Planeten zu sein scheint. Beide streichen auf voller Linie die Sympathiepunkte ein. Die restlichen Personen sind jedoch nicht ganz so positiv. Vor allem aus Sicht der westlicheren Moralvorstellungen benimmt sich diese Familie äußerst fragwürdig und lässt dabei Sprüche von sich, die unter die Gürtellinie gehen.

Nichtsdestotrotz hat dieser Film Aufmerksamkeit verdient. Auch wenn der Streifen mir selbst nicht wirklich etwas gegeben hat, merkt man ihm an, dass es einige Leute geben dürfte, die den ungewöhnlichen Dokumentarfilm mögen werden. Es ist auch kein Wunder, dass er nicht nur für den Besten Fremdsprachigen Oscar, sondern auch für den Besten Dokumentarfilm bei den diesjährigen Academy Awards nominiert war. Auf dem letztjährigen Sundance Festival konnte er sogar einige Trophäen abstauben. Der makedonische Film weiß also zumindest bei den Preisverleihungen zu überzeugen.

Am Ende des Tages ist Hatidze sicher: der Mensch und die Natur gehören zusammen. Wenn diese Balance gestört wird, werden die Gefahren unberechenbar.
Am Ende des Tages ist Hatidze sicher: der Mensch und die Natur gehören zusammen. Wenn diese Balance gestört wird, werden die Gefahren unberechenbar. © Neue Visionen Filmverleih

„Land des Honigs“ finde ich dabei irreführend. Es geht eigentlich nicht wirklich um Bienen und auch nicht wirklich um Honig. Natürlich findet der Kampf um den Honig statt, aber dieser wirkt (sofern man das bei einer Dokumentation überhaupt behaupten kann) wie ein McGuffin. Er könnte durch alles ersetzt werden und der Film würde trotzdem funktionieren. Das ist auch einer der Gründe warum man sich nicht wie in einer Dokumentation fühlt, sondern eher wie in einem sehr, sehr, sehr langatmigen Spielfilm, bei dem einem in der westlicheren Welt der kulturelle Kontext zu fehlen scheint.

Alles in allem ist „Land des Honigs“ sicherlich nicht für jeden etwas. Auch wenn der Film hier nicht überzeugen konnte, gibt es aber definitiv ein Zielpublikum, welches dieses makedonische Werk lieben wird. Eine Dokumentation, die auf wundersame Weise keine zu sein scheint – oder ein Spielfilm aus dem echten Leben.

Bild:

Die Bilder variieren zwischen schönen und standardisierten Einstellungen. Leider sehen diese in der bescheidenen Qualität der DVD allesamt nicht allzu gut aus. Das Bild ist körnig und verzerrt und je größer die Auflösung des Fernsehers ist, desto schlimmer wird es.

Ton:

Hier hat die DVD wirklich ihre Macken. Es ist lediglich der Originalton in türkischer Sprache verfügbar. Vor allem bei einer Dokumentation ist eine Synchronisation kategorisch. Die Untertitel sind im Englischen und im Deutschen verfügbar.

Extras:

Hier findet man lediglich die Trailer.

Filmwertung
  • 5/10
    Film - 5/10
  • 4/10
    Bild - 4/10
  • 2/10
    Ton - 2/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
4/10

Kurzfassung

Ein eher enttäuschender Oscarkandidat, der seine Erwartungen absolut nicht erfüllen kann.

Fazit:

Ein eher enttäuschender Oscarkandidat, der seine Erwartungen absolut nicht erfüllen kann. Trotzdem gibt es sicherlich ein Publikum, das diesen Film lieben wird. Also am besten selbst davon überzeugen.


von Jan Welsch

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