Lamb: eigensinniges Drama, welches überraschen kann

Noomi Rapace in Lamb
Noomi Rapace in Lamb © Koch Films

Die Kritik:

A24 ist bekannt dafür, interessanten Projekten eine Chance zu geben und genau aus diesen Gründen haben wir „Lamb“ bekommen. „Lamb“ ist das kreative Spielfilmdebüt des Isländers Valdimar Jóhannsson, der zuvor bei Filmen wie „Star Wars: Rogue One“ oder „The Tomorrow War“ für die Special Effects mitverantwortlich war. Dass sich Jóhannsson bei Blockbustern auskennt, merkt man „Lamb“ jedoch gar nicht an, denn das Horror-Drama ist extrem ruhig. Für manche sicherlich auch zu ruhig, aber wenn man sich auf die weiten Landschaften und die einzigartige Geschichte einlassen kann, sieht man einen der eigensinnigsten Filme des Jahres.

Lamb - DVD
Lamb – DVD © Koch Films

Das kinderlose Paar Maria (Noomi Rapace) und Ingvar (Hilmir Snær Guðnason) lebt fernab von der Zivilisation im schönen Island und züchtet dort in Ruhe Schafe. Beide wollen jedoch unbedingt ein Kind haben und an Weihnachten erfüllt sich genau dieser Wunsch. Sie finden in ihrem Stall ein kleines Kind, das aber den Kopf eines Schafes besitzt. Das Pärchen tauft das besondere Kind Ada (Lára Björk Hall) und zieht es liebevoll auf. Die Freude ist schließlich nur von kurzer Dauer, Probleme kommen nämlich zum Vorschein…

Dass „Lamb“ aus Skandinavien kommt, sieht man dem Film direkt durch seine wunderschönen und weiten Landschaften an, in die man sich sofort verliebt. Weit weg von jeglicher Zivilisation baut sich das Horror-Drama ganz langsam und gemächlich auf. Horror ist dabei möglicherweise sogar das falsche Wort, denn klassische Horror-Elemente wie Jumpscares existieren nicht. Viel mehr lebt die Atmosphäre von dem Gefühl, dass stetig etwas passieren könnte. „Lamb“ spielt extrem mit dieser Erwartungshaltung und erfüllt diese fast nie. Für einige Zuschauer kann das ziemlich frustrierend sein, die anderen verlieben sich in die unvorhersehbaren 106 Minuten.

Als polarisierend könnte man „Lamb“ deswegen durchaus bezeichnen, viel wird nämlich mit Metaphorik nur angedeutet. Mit der Rolle der Natur muss sich jeder Zuschauer beispielsweise selber beschäftigen. „Lamb“ lebt jedoch auch von seinen schönen Momenten, die es ebenfalls häufig gibt. Gerade die Beziehung zwischen Ada und ihren Zieheltern ist einfach liebevoll anzusehen, obwohl Maria und Ingvar selber nicht perfekt sind. An dieser Stelle muss zwingend über die Hauptdarsteller gesprochen werden.

Noomi Rapace in Lamb
Noomi Rapace in Lamb © Koch Films

Im Mittelpunkt von „Lamb“ steht insbesondere Noomi Rapace („Prometheus“), die eine Glanzleistung abliefert. Ihr Schauspiel brilliert durch eine riesige Bandbreite an Emotionen, aber es ist gerade ihre Ruhe, die durch das minimalistische und pointierte Schauspiel so authentisch wirkt. Über sie wird ganz eindeutig zu wenig gesprochen und „Lamb“ kann dies nun hoffentlich ändern. An ihrer Seite steht Hilmir Snær Guðnason („Gegen den Strom“), welcher als ruhiger Ehemann ebenso überzeugt und Björn Hlynur Haraldsson („Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga“) kommt am impulsivsten daher.

Der wahre Star ist jedoch das neugeborene Kind Ada (Lára Björk Hall), welches halb Mensch und halb Schaf ist. Die Effekte sind wirklich hervorragend und immer wieder fragt man sich, gerade in den Close-Ups, wie die Crew dies so fabelhaft geschafft hat. Man wird wirklich nicht satt davon, sich diesen außergewöhnlichen Hybriden anzusehen. Die Geschichte um Ada findet zudem ein kontroverses Ende, das die Zuschauerschaft spalten wird.

Bild:

Einen bildgewaltigen Film wie Lamb, der von seiner Szenerie und den Landschaften lebt, sollte man in der bestmöglichen Fassung sehen und natürlich ist die DVD deswegen nicht die perfekte Variante. In Hinblick auf die Qualität von anderen DVDs wirkt das Bild von „Lamb“ wirklich nicht schlecht. Die Unschärfe hält sich in Grenzen und Bildrauschen stört auch nicht permanent. Trotzdem soll noch einmal ausführlich dazu geraten werden, lieber die Blu-ray von „Lamb“ zu kaufen, um die Bilder in ihrer reinsten Form genießen zu können.

Ton:

Man kann „Lamb“ in der Originalfassung auf Isländisch oder in der deutschen Synchronisation sehen. Beide Sprachen kann man in Dolby Digital 5.1 abrufen und es treten keinerlei Beschwerden auf.

Extras:

Die Extras der DVD sind wirklich sehr überzeugend. Es sind nämlich Behind the Scenes Clips, Deleted Scenes, ein VFX Featurette, ein Interview mit dem Regisseur Valdimar Jóhannsson, zwei Trailer des Filmes, ein Teaser, eine Bildershow und zwei Kurzfilme des Regisseurs enthalten. Das Bonusmaterial ist zwar eher oberflächlich und kurz, trotzdem erhält man einen runden Überblick von der Produktion. Gerade die Kurzfilme können gefallen.

Filmwertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 6/10
    Ton - 6/10
  • 8/10
    Extras - 8/10
8/10

Kurzfassung

Ein eigensinniges Drama, welches den Zuschauer überraschen kann.

Fazit:

„Lamb“ spielt extrem mit den Erwartungen und geht nicht die Wege, die man sich zuerst denken würde. Diese persönliche und intime Geschichte über einen Lamm-Mensch-Hybriden begeistert in erster Linie durch die Innovationen, welche von Cast und Crew ausgehen. Man muss sich auf diese ruhige Atmosphäre einlassen, aber wenn man dies kann, sieht man mal wieder hochkreativen Stoff von A24.


von Lukas Weinandy

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