Kritik zu Chungking Express (Wong Kar Wai) (Special Edition)

"Chungking Express" von Wong Kar-Wai
"Chungking Express" von Wong Kar-Wai @ Plaion Pictures

Die Kritik:

Seit Ende 2021 erscheinen ungefähr alle sechs Monate neue 4K-Editionen von den Filmen Wong Kar-wais („In the Mood for Love“). Diese Woche werden „Chungking Express“ und „Fallen Angels“ veröffentlicht. „Chungking Express wurde in und um den Gebäudekomplex Chungking Mansions gedreht, was den Titel des Filmes erklärt. Für Wong Kar-wai symbolisiert der Ort die lebhafte Ader der Metropole und diese Metaphorik spürt der Zuschauer über den gesamten Film. Dabei durchzieht „Chungking Express ebenso eine gewisse Leichtigkeit. Viele Regisseure, wie Quentin Tarantino („Pulp Fiction“), lieben den Film und es ist absolut nachvollziehbar, woher diese Meinung kommt. 

„Chungking Express“ ist in zwei Teile zerlegt. Die beiden Geschichten werden dabei nur von einem Schnellimbiss in Hongkong verbunden. Das erste Drittel folgt dem Polizisten 223 (Takeshi Kaneshiro). Der Polizist hat mit der Trennung von seiner Freundin zu kämpfen und kann sich emotional nicht wirklich von ihr trennen. Er will deswegen einen Monat auf sie warten. Als die Zeit abläuft, lernt er eine junge Frau (Brigitte Lin) kennen, welche mit sich selbst zu kämpfen hat. Der zweite Teil des Filmes thematisiert den Polizisten 663 (Tony Leung Chiu-wai). Dieser muss ebenfalls mit einer Trennung zurechtkommen, merkt dabei jedoch nicht, dass sich eine andere junge Frau (Faye Wong) in ihn verliebt. Als sie zufällig den Schlüssel zu seiner Wohnung erhält, verändert sie sein Leben… 

Tony Leung Chiu-wai als Polizist 663
Tony Leung Chiu-wai als Polizist 663 © Plaion Pictures

In den Filmen von Wong Kar-wai sind die Themen Einsamkeit, Sehnsucht und Zufall in der Millionen-Metropole Hongkong präsent. Diese Gefühle treten ebenfalls in „Chungking Express auf. Dass die Emotionen so stark auf den Zuschauer einwirken, liegt in erster Linie an dem Drehbuch. Alle Figuren sind so liebevoll beschrieben, dass man sie sofort in sein Herz schließen muss. Frei von jeglichem Kitsch und Klischees inszeniert der Meisterregisseur seine Charaktere, die in zwei poesievollen Geschichten von echten Gefühle leben. Die Visualität besitzt auch Anteil daran, da diese den Zuschauer auf einer tieferen, sentimentaleren Ebene erreicht. 

Brigitte Lin mit ihrem ikonischen Look
Brigitte Lin mit ihrem ikonischen Look @ Plaion Pictures

Natürlich darf man an dieser Stelle nicht die hervorragenden Schauspieler vergessen, die in  „Chungking Express auftreten. Der bekannteste Darsteller dürfte wohl Tony Leung Chiu-wai („In the Mood for Love“) sein, welcher zum Stamm-Repertoire von Wong Kar-wai gehört. Tony Leung Chiu-wai spielt den Polizisten 663, der nach einer Trennung nicht erkennt, dass die Mitarbeiterin seines Stammimbisses sich in ihn verliebt hat. Diese Rolle übernimmt Faye Wong („2046“), die sich sehr niedlich dem Polizisten gegenüber verhält. Des Weiteren ist ihr Musikgeschmack überragend. Takeshi Kaneshiro („Fallen Angels“) verkörpert den ersten Polizisten mit der Nummer 223. Sein Pendant ist Brigitte Lin („Police Story“), welche mit ihrem markanten Auftreten brilliert. Ihr Stil mit Regenmantel und Sonnenbrille ist einfach ikonisch. 

Bild:

Als Rezensionsexemplar wurde uns die Blu-ray zugestellt, welche schon mit einem hervorragenden Bild verblüfft. Visuell werden in „Chungking Express Zeitraffer und Zeitlupen genutzt. Außerdem wird häufig der Strohboskop-Effekt verwendet, durch den einzigartige Bilder erzeugt werden, da sich Schärfe und Unschärfe abwechseln. Das Bild lebt zudem von dem omnipräsenten Filmkorn, der die Stilistik vollendet. Christopher Doyle („Happy Together“) und Andrew Lau (Regie: „Infernal Affairs – Die achte Hölle“) begeistern hinter der Kamera. Man darf auf das Bild der 4K-UHD gespannt sein. 

Ton:

Der Ton nimmt ebenfalls einen ganz wichtigen Platz in den Werken von Wong Kar-wai ein. Bei ihm treffen häufig östliche und westliche Musik aufeinander, was hier in einem fabelhaften Cover des Klassikers „Dreams“ von The Cranberries mündet, welches sogar von Faye Wong gesungen wird. Auch die wiederholte Nutzung von „California Dreamin passt verdammt gut hinein. 

Extras:

Das Bonusmaterial der Blu-ray ist wirklich spannend für Liebhaber des Filmes. Wong Kar-wai stellt nämlich Szenen vor, die es nicht in den finalen Film geschafft haben und diese gehen in eine ganz andere Richtung. Des Weiteren sind vier Trailer, ein Interview mit Wong Kar-wai und Kameramann Christopher Doyle, eine Bildergalerie, sowie ein Ausschnitt von Quentin Tarantino, der über „Chungking Express“ spricht, als Extras enthalten. 

Blu-ray Wertung
  • 10/10
    Film - 10/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 7/10
    Extras - 7/10
9/10

Kurzfassung

Unbeschreiblich schön und einfühlsam. 

Fazit:

„Chungking Express“ ist ein Gefühl, welches man kaum beschreiben kann. Der Klassiker von Wong Kar-wai löst eine Lawine von Emotionen aus und ist dadurch so berührend, wie kaum ein anderer Film. Zumindest wenn man sich auf die Geschichten einlassen kann. „Chungking Express“ ist das große gefühlvolle Meisterwerk von Wong Kar-wai. 


von Lukas Weinandy

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