Jojo Rabbit – Blu-ray Kritik zur Satire über Nazi-Deutschland

Jojo Rabbit: Adolf (Taika Waititi) und Jojo (Roman Griffin Davis)
Jojo Rabbit: Adolf (Taika Waititi) und Jojo (Roman Griffin Davis) © 2019 Twentieth Century Fox

Die Kritik:

Jojo Rabbit - Blu-ray Cover
Jojo Rabbit – Blu-ray Cover © Twentieth Century Fox Home Entertainment

Jojo Betzler (Roman Griffin Davis) ist ein begeisterter Anhänger der Hitlerjugend. Sein imaginärer Freund, Adolf Hitler (Taika Waititi), ist sehr stolz auf ihn und hält selbst dann zu ihm, als ihn eine Granate schwer verletzt. Wegen seiner Verletzung kann er nicht an die Front ziehen und muss deshalb Zuhause bleiben. Als aber auf der oberen Etage seltsame Geräusche zu hören sind, findet er heraus, dass seine Mutter Rosie (Scarlett Johansson) ein jüdisches Mädchen (Thomasin McKenzie) versteckt. Nun muss er mit seinem Freund abwägen, was zu tun ist.

„Jojo Rabbit“ ist ein satirisches Drama, obwohl auch extrem viele komödiantische Elemente vorhanden sind. Der Film nimmt sich zu keiner Zeit zu ernst und verarbeitet die ganze Geschichte mit viel Humor. Genau da wird sich schon herausstellen, für wen der Film etwas ist. Das komplette Nazi-Deutschland, die Ideologie und die Taten werden so karikaturesk dargestellt, sodass kein bisschen Respekt vor der bedrückenden Geschichte mehr übrig ist. Wer mit dieser Art des Humors leben kann, wird beim Film unglaublich unterhalten, wer allerdings diese Art respektlos und entwürdigend findet, wird sich schwertun, den Film zu akzeptieren.

Jojo Rabbit: Taika Waititi und Roman Griffin Davis
Jojo Rabbit: Taika Waititi und Roman Griffin Davis © 2019 Twentieth Century Fox

Neben all dem satirischen Humor, steht natürlich trotzdem die Handlung im Vordergrund. Diese steigert sich sehr stark von ihrer Intensität. So richtig fängt die Geschichte an, wenn Jojo auf Elsa trifft. Es ist wunderbar zu sehen, wie sich der Junge anfangs noch extrem ängstlich und aggressiv verhält, sich aber im Laufe der Geschichte ändert. Genauso interessant ist die Nebenhandlung mit Jojos Mutter. Vor allem hier bahnt sich im Laufe des Films ein Konflikt an, der sehr emotional aufgelöst wird. Der Film schafft es sehr ausgewogen eine Waage zwischen den lustigen und den ernsten Passagen zu finden. Besonders wichtig sind dabei die Charaktere, die allesamt nicht nur humoristisch handeln, sondern eben auch ernstere Töne wiedergeben. Es wird aber nie zu viel. Die Abwechslung macht diesen Film unglaublich dynamisch. Nur das Ende kommt zu abrupt und versucht zu viele Fragen auf einmal zu klären. Mit einer Laufzeit von 108 Minuten hätte sich der Film ruhig noch mehr Zeit nehmen können, um manche Entwicklungen präziser erläutern zu können.

Jojo Rabbit: Thomasin McKenzie, Roman Griffin und Davis Taika Waititi
Jojo Rabbit: Thomasin McKenzie, Roman Griffin und Davis Taika Waititi © 2019 Twentieth Century Fox

Insgesamt wird leider keine wirkliche Fallhöhe aufgebaut. Es gibt zwar ein paar Momente, die einen sehr bewegen, doch die Tiefe ist nicht wirklich präsent. Über den Humor lässt sich viel streiten, er ist aber berechtigt. Es gibt viele Filme, die diese Zeit sehr düster aufarbeiten, da sticht dieser Film extrem raus. Jeder muss aber für sich entscheiden, ob diese Art eine respektvolle ist. Allein nach der ersten Szene wird sich zeigen, inwiefern man den Humor ansprechend findet.

Taika Waititi („Thor: Tag der Entscheidung“/„What We Do in the Shadwos“) führt nicht nur Regie, sondern hat es sich nicht nehmen lassen, Adolf Hitler zu spielen. Da er nur ein imaginärer Freund ist, ist er ein extrem lustiger Comic Relief. Besonders hervorzuheben sind die beiden Jungdarsteller Roman Griffin Davis und Thomasin McKenzie („The King“/„Der Hobbit: Schlacht der fünf Heere“). Es ist wirklich bemerkenswert, wie man in so frühen Jahren schon so eine schauspielerische Höchstleitung geben kann. Der Film bietet aber auch eine wunderbare Auswahl an Nebenfiguren, wie zum Beispiel Scarlett Johansson („MCU“), Sam Rockwell („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“/„Vice“), Rebel Wilson („Pitch Perfect“-Reihe), Alfie Allen („Game of Thrones“) und Stephen Merchant („Logan“). Allesamt leisten unglaubliche Arbeit und es ist wirklich beeindruckend, wie man in einem so ernsten Setting, trotzdem noch eine sehr humoristische Figur spielen kann.

Scarlett Johansson in Jojo Rabbit © 2019 Twentieth Century Fox

Bild:

Die Farben sind sehr kräftig und plakativ. Ein Rauschen tritt selbst in dunkleren Szenen nicht auf. Gedreht wurde der Film von Mihai Mălaimare Jr. („The Masters“/„The Hate U Give“) Er schafft es die Witze durch seine Arbeit noch pointierter darstellen zu lassen. Es wurde sich ebenfalls sehr viel Mühe bei den Kostümen und den Locations gegeben. Alles sieht extrem realistisch aus und verleiht dem Film etwas sehr nahbares.

Ton:

Der Film wurde auf DTS-HD 5.1 MA abgemischt und tatsächlich bietet die deutsche Tonspur einen Mehrwert. Im Englischen ist es manchmal sehr verwunderlich, warum gewisse Phrasen auf Deutsch sind, die restlichen Dialoge aber nicht. Die Musik von Michael Giacchino („Spider-Man: Homecoming“/„Rogue One“) ist wunderbar. Durch einen bunten Mix von bekannten Songs und neueingespielten Stücken ist ein toller Soundtrack entstanden.

Extras:

Bei den Extras lassen sich neben Trailern und entfallenen Szenen auch Behind-the-Scenes-Aufnahmen und ein Featurette über die Entstehungsgeschichte finden. Außerdem gibt es ein Audiokommentar des Regisseurs Taika Waititi.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 7/10
    Extras - 7/10
8/10

Kurzfassung

Der Film bietet ein Feuerwerk an Witzen und die Handlung ist dabei aber ebenfalls sehr interessant.

Fazit:

„Jojo Rabbit“ lässt die Ideologie der Nationalsozialisten extrem lächerlich wirken. In diesem satirischen Drama werden unendlich viele Witze über Hitler und die NS-Zeit gemacht. Wer mit dieser Art von Humor nichts anfangen kann, sollte dringend die Finger von lassen. Wer aber einen sehr breitgefächerten Humor besitzt, der auch mal in die karikatureske Richtung geht, wird diesen Film lieben. Der Film bietet ein Feuerwerk an Witzen, die allesamt funktionieren. Die Handlung ist dabei aber ebenfalls sehr interessant, sodass sich alles zu einem sehr außergewöhnlichen Film zusammenfügt.


von René Fischell

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