John Wick: Kapitel 3 – Blu-ray Kritik: Keanu Reeves in Bestform

John Wick: Kapitel 3
John Wick: Kapitel 3 © Concorde Home Entertainment

Die Kritik:

John Wick: Kapitel 3 - Blu-ray Packshot
John Wick: Kapitel 3 – Blu-ray Packshot © Concorde Home Entertainment

Hört, hört ihr von Shaky-Cam gepeinigten Massen! Versammelt euch all jene von Quick-Cuts Geplagten! Cineasten, Actionfans, Filmverehrer vereinigt euch, denn hier ist die Lösung: John Wick 3 – Parabellum! Der Gegenentwurf zu allem, was im modernen Actionkino falsch läuft. Statt unübersichtlich-abgehacktem Schnitt, intensive Long Takes. Statt billiger Direct-To-DVD Optik, atemberaubende Bildkompositionen. Statt verwackelter Kameraarbeit, minutiös geplante Wide-Shots. Wer undurchdachte Choreographien erwartet, wird beschenkt. Beschenkt mit einem wahren Ballett der Gewalt, einer Symphonie des Todes, einem Tanz in mitten von Blut und Leichen.

Wie anders ein Stuntman Action im Film wahrnimmt, bewies Chad Stahelski mit seinem damaligen Co-Regisseur David Leitch bereits mit dem ersten Teil der Reihe, schließlich machten sich die beiden in Hollywood zunächst als Stuntmen einen Namen. Stahelski war sogar Keanu Reeves Stuntdouble bei den Matrix-Filmen. Dieses einzigartige Hintergrundwissen und daraus folgende Herangehensweise ermöglichte es den beiden einen modernen Klassiker des Actionkinos zu entwerfen. Während Leitch mit seinem ebenfalls sehr starken „Atomic Blonde“ zunächst eine Art weiblichen John Wick entwarf, wagte er mit „Deadpool 2“ und nun mit „Hobbs & Shaw“ den Sprung ins Mainstream-Blockbusterkino, während sein langjähriger Weggefährte Stahelski ihrer Kreation als Regisseur treu blieb. So wurde bereits 2017 mit dem zweiten Kapitel der Reihe ein ähnlich starkes Werk abgeliefert, bis Zuschauer schließlich dieses Jahr mit dem bisher actionlastigsten Teil beglückt wurden. Möglich ist dies nur durch ein hartarbeitendes Team vor sowie hinter der Kamera, deren Leidenschaft uns einige der besten Actionszenen aller Zeiten liefert, frei von unnötigem CGI, gefüllt von praktischen Effekten und der Liebe zum Actionkino.

John Wick: Kapitel 3 - John Wick (Keanu Reeves)
John Wick: Kapitel 3 – John Wick (Keanu Reeves) © Concorde Home Entertainment

So bietet man hier dem Publikum die vielleicht kreativste Action, die das US-Kino je gesehen hat. Bereits der Eröffnungskampf in der New Yorker Bibliothek lässt weltweit Kinnladen herunterfallen, bis dieser auf brutale und schockierende sowie unterhaltsame und spaßige Weise beendet wird. Und in genau diesem Tempo setzt sich der Film fort. Eine geniale Actionszene jagt die nächste, während der Zuschauer sich ständig fragt, wie es der Film dennoch schafft stets zu überraschen und im Minutentakt durch originelle Einfälle sowie atemberaubende Kameraarbeit, welche durch all seine Neonlichter die Andersartigkeit jene so faszinierenden Welt brillant herausarbeitet und diese so erst wahrlich greifbar macht, das Publikum zu überrumpeln. Untermalt vom tollen Score des John Wick-Stammkomponisten Tyler Bates entsteht hier eine Atmosphäre, die auch außerhalb des Genres andere Filme Grün vor Neid werden lässt.

John Wick: Kapitel 3 - Mark Dacascos
John Wick: Kapitel 3 – Mark Dacascos © Concorde Home Entertainment

Trotz allem hat John Wick ein Alleinstellungsmerkmal, das ihn auf ein vollkommen anderes Level transportiert: Keanu Reeves. Erst dessen mühsames Training und Wille so viele Stunts wie nur möglich auszuführen (in etwa 95%) erlauben erst diese Herangehensweise. So muss nicht geschnitten werden, wenn man das Gesicht des Stuntdoubles sieht und sorgt so für eine viel klarere Bildsprache. In Kombination mit dessen übliche Charm wird die bereits jetzt kultige Hauptfigur zum Leben erweckt. Ein Geheimnis der Reihe war stets Wick zum Underdog zu machen, so entsteht Spannung und ein Band zwischen Figur und Publikum. Gejagt und von einer Übermacht immer wieder zu Boden getreten, materialisiert sich dessen Menschlichkeit in Teil 3 immer wieder in seiner Unerbittlichkeit, den Gedanken an seine Frau am Leben zu halten und so niemals aufzugeben. So wird die Action und Wicks zunehmender Kampf um das eigene Überleben zur Story, die sich selbst aber nie zu wichtig nimmt. Genau so wird die geheimnisvolle sowie faszinierende Welt immer wieder der Katalysator hinter vielen Plot-Points wodurch dieser mysteriöse Untergrund wunderbar harmonisch weiter ausgebaut wird. World Building vom Feinsten. Genauso wird Wicks Hintergrund, sein früheres Leben in den Plot eingewoben, wodurch dieser überraschenderweise in seinem dritten Kinoauftritt noch einmal mehr Tiefe erhält. So verraten auch die unterhaltsamen sowie bedrohlichen Antagonisten mehr über John sowie die eigene Welt.

John Wick: Kapitel 3 - John (Keanu Reeves) nimmt ein Taxi
John Wick: Kapitel 3 – John (Keanu Reeves) nimmt ein Taxi © Concorde Home Entertainment

Natürlich muss sich auch John Wick 3 einige Kritik gefallen lassen. Keine Figur macht eine wirkliche Entwicklung durch, letztlich endet fast jeder da, wo er am Anfang des Films war. Von einer tiefgehenden Handlung kann man hier natürlich kaum sprechen, wobei man hier genau wie in den Vorgängern durchaus darauf achtet diese mit emotionalen Subtexten gerade in der Motivation der Titelfigur anzureichern. So ist bei dieser stets ein innerer Konflikt zu spüren, doch etabliert man etwas spät im Film einen zusätzlichen moralischen Konflikt, welcher zwar ebenso interessant ist, letztlich aber zu schnell aufgelöst wird. Überraschenderweise stellt sich in der erstaunlich langen Laufzeit keine Übersättigung der Action ein. Da der Film stets zu überraschen weiß und seine einzelnen Set-Pieces zudem originell in ihrer Location sind, während sich deren Action stetig weiterentwickelt. Vom genialen Einsatz von Hunden im dreckigen Casablanca zum Kampf gegen Ninjas in einem Glashaus (das vielleicht beste Setdesign des gesamten Jahres) bleibt man unvorhersehbar und abwechslungsreich genug. Gerade wie man immer wieder mit der Gun-Fu Action der Vorgänger arbeitet, indem man z.B. Pistolen durch Messer austauscht oder den Gegner kugelsichere Kleidung gibt, ist vorbildlich.

Bild:

Die atemberaubend komponierten Bilder werden hier hervorragend auf den Fernseher transportiert. Der brillante Einsatz von Neonlichtern haucht dieser Unterwelt voller Attentätern Leben ein, während die gestochen scharfen Bilder der großartigen Action ein neues Maß an Intensität verleiht.

Ton:

Der Score von Wick Stammkomponist Tyler Bates weiß auch hier vollkommen zu überzeugen. Wichtiger noch ist dieser gerade in der Action mit dem Sounddesign (und auch den Dialogen) perfekt abgemischt wodurch ein vollkommen klares akustisches Erlebnis entsteht.

Extras:

Zusatzmaterial von über eine Stunde sind verfügbar. Hier erhält der interessierte Zuschauer einen umfassenden und äußerst detaillierten Einblick in die leidenschaftliche und harte Arbeit aller beteiligten. Wie bei seinen Vorgängern sind auch hier die Extras meist beinahe so faszinierend wie das Endprodukt. Mit welcher Liebe zum Detail und Kongenialität in der Action Szenen umgesetzt wurden ist wahrlich beachtlich.

Blu-ray Wertung
  • 8.5/10
    Film - 8.5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 9.5/10
    Extras - 9.5/10
9/10

Kurzfassung

Mit einzigartiger und kreativer Action bekommt ein Franchise, das genauso wie seine coole Hauptfigur innerhalb kürzester Zeit Kultstatus erreicht hat, einen weiteren großartigen Vertreter.

Fazit:

Das Dreamteam Reeves und Stahelski beweist auch mit dem dritten Ausflug von Mr. Wick, dass sich Herzblut und harte Arbeit noch immer auszahlt. Mit einzigartiger und kreativer Action bekommt ein Franchise, das genauso wie seine coole Hauptfigur innerhalb kürzester Zeit Kultstatus erreicht hat, einen weiteren großartigen Vertreter.


von Sebastian Stegbauer

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