It Comes At Night: Blu-ray Kritik zum hochgelobten Horrorthriller

It Comes At Night - Paul (Joel Edgerton) im Wald
It Comes At Night - Paul (Joel Edgerton) im gefährlichen Wald © Universum Film GmbH

Die Kritik:

It Comes At Night Bluray Cover
It Comes At Night: Bluray Cover © Universum Film GmbH

Der Kinofilm „It Comes At Night“ läuft seit dem 25.05.2018 auf Blu-ray. Als Horrorfilm betitelt, wurde er von den meisten Kritikern gefeiert, während das Publikum weniger angetan war. Zum Inhalt hat das Werk von Trey Edward Shults zwei Familien, die sich in einer post-apokalyptischen Welt miteinander abfinden. Gleichzeitig lauert die Bedrohung in Form einer Krankheit immer noch da draußen.

Ein Horrorfilm, der bei Kritikern deutlich besser ankam als bei den Zuschauern? Das lässt definitiv aufhorchen und verrät dem wissende Filmgucker schon so einiges über den Indie-Streifen. So dürfte im Vorfeld zu erahnen sein, dass hier kein klassischer Horror, keine klassischen Monster und höchstens wenig Blut das Geschehen beschreiben und viel mehr auf Atmosphäre, Tiefe und Metaphern Wert gelegt wird. Der Trailer wiederum lässt eher auf den Mainstream-Horror schließen. Selbiges gilt für den (unglücklich) gewählten Titel, einige Szenenbilder sowie zu reißerische Pressestimmen. Immerhin spukt seitens des Verleihs die Subüberschrift „Die Monster in den Menschen“ auf, was durchaus zutreffend ist.

Will (Christopher Abbott) wird beim Einbruch ins Haus gestellt.
Will (Christopher Abbott) wird beim Einbruch ins Haus gestellt. © Universum Film GmbH

Um was geht’s? Paul (Joel Edgerton) hat sich bei der nahenden Katastrophe mit seiner Frau Sarah (Carmen Ejogo) und Teenager-Sohn Travis (Kelvin Harrison Jr.) in einem Haus versteckt. Inzwischen beherrscht neben der Angst auch der Alltag ihr karges Leben, was jeweils nur szenenweise gezeigt wird. Überhaupt soll sich der Zuschauer in „It Comes At Night“ einiges selbst erklären bzw. interpretieren.

Eines Tages überrascht die Familie den fremden Will (Christopher Abbott), überwältigt ihn und geht nicht gerade zärtlich mit dem Familienvater um. Schließlich und auch aus Eigennutz nehmen sie ihn sowie dessen Frau (Riley Keough) und kleinen Sohn bei sich auf. Trotz des gemeinsamen Zusammenlebens begegnet Paul den Fremden mit verständlichem Misstrauen.

It Comes At Night - Die Eingangstür des Familienhauses.
Die Eingangstür des Familienhauses bleibt verschlossen © Universum Film GmbH

Ohne Vorspann oder Erklärungen wird man mitten in das herrschende Chaos geworfen, das die Familien möglichst niedrig halten möchten. Die Protagonisten handeln recht abgeklärt mit der Situation, der Überlebensinstinkt hat vor allem die beiden Männer ganz eindeutig erfüllt. Die unangefochtene Rangordnung genauso. Vor diesem Hintergrund sind sämtliche Handlungen der Personen komplett nachvollziehbar, wenn man sich die grausige Seuchen-Katastrophe zu Gemüte führt, die man gleich zu Beginn mit ansehen muss. Auch bleibt daher keine Zeit für Höflichkeiten, Dank oder Entschuldigungen. Bis hierhin erhält man mehr eine Sozial- bzw. Charakterstudie zu Horrorzeiten als einen tatsächlichen Horrorfilm. Trotzdem bleibt eine unüberwindbare Distanz zu jedem Protagonisten, so wenig Infos werden gegeben.

It Comes At Night - Travis (Calvin Harrison Jr., li.) mit seinen Eltern (Carmen Ejogo, li und Joel Edgerton, re.) bei der Leichenverbrennung.
Leichen müssen verbrannt werden © Universum Film GmbH

Horroranleihen sind nur in Travis‘ Träumen auszumachen – ein weiterer Beweis, dass der Film viel mehr von der Angst der Protagonisten lebt, als dem tatsächlichen Grauen, das somit gewissermaßen tatsächlich in der Nacht erscheint. Die Träume werden optisch klar gekennzeichnet, womit man leider sofort erahnt, dass hier die Story nicht weitergeführt wird, von der man doch so gerne mehr erfahren würde. Sehr bedrohlich wirkt ansonsten die rot gefärbte Tür, die das Kammerspiel im Haus zulässt. Abgesehen davon führt Travis noch einige Lauschangriffe durch, die für etwas Anspannung sorgen. Richtig packend wird „It Comes At Night“ aber erst gegen Ende für einige starke Minuten. Auch hier schreit das Potenzial fast vergeblich um Weiterführung des Horrorthrillers. Das Ende fällt dann gleichermaßen drastisch und unbefriedigend aus.

Bild:

Besonders im Wald fallen die scharfen Aufnahmen auf. Und auch die vermehrt dunklen Szenen im Kammerspiel sind gut abgelichtet. Die Kameraführung gefällt ebenfalls.

Ton:

Der oftmals gruselige Soundtrack hält die Spannung aufrecht. Das gesprochene Wort und die Synchronisation sind sauber, wird jedoch auch der Situation angepasst (etwa bei den Lauschangriffen durch die Dielen oder durch die schützenden Masken).

Extras:

Das Bonusmaterial spendiert den obligatorischen Trailer, eine Trailershow mit aktuellen Filmen des Verleihs sowie zwei Featurettes namens „Fear“ bzw. „Tension“. Letztere laufen jeweils im O-Ton jedoch keine zwei Minuten.

  • 7/10
    Film - 7/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
7/10

Kurzfassung

Prächtige Atmosphäre, Bibel-Anleihen und logisch handelnde Charaktere verpackt mit tollen Darsteller.

 

Fazit:

„It Comes At Night“ besticht durch seine authentische, ungezwungene Machart. Etwas mehr Schocker oder zumindest ein ausgedehnterer Spannungsbogen hätten dem als Horrorthriller betitelten Survival-Streifen allerdings gut getan und wäre dem breiten Publikum zugänglicher. Äußerst interessant wäre hier die Vorgehensweise in einem möglichen Sequel bzw. einem wahrscheinlicherem Prequel.


von Nicolas Wenger

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