Into the Forest: Spannendes Endzeit-Drama

Into the Forest: Die Schwestern Nell (Ellen Page) und Eva (Evan Rachel Wood) sind von einem Tag auf den anderen voneinander abhängig
Into the Forest: Die Schwestern Nell (Ellen Page) und Eva (Evan Rachel Wood) sind von einem Tag auf den anderen voneinander abhängig © Capelight

Die Kritik:

Into the Forest - Blu-ray Cover
Into the Forest – Blu-ray Cover © Capelight

Die ungleichen Schwestern Nell (Ellen Page) und Eva (Evan Rachel Wood) leben zusammen mit ihrem Vater (Callum Keith Rennie) in einem abgelegenen Haus in den Wäldern. Während Eva jeden Tag verbissen für ein Vortanzen trainiert, bereitet sich Nell auf eine wichtige Prüfung vor. Die geordnete Routine nimmt ein abruptes Ende, als es im ganzen Land vermehrt zu großflächigen Stromausfällen kommt, von denen auch das Haus der kleinen Familie nicht verschont bleibt. Niemand kennt die Ursache der Störungen und so wird die gesamte Bevölkerung ohne Elektrizität wieder in die Steinzeit zurückversetzt. Als ihr Vater dann auch noch einen folgenschweren Unfall hat, müssen die von Technologie verwöhnten Mädchen lernen, miteinander in der Natur zu überleben.

Das Endzeitszenario, das „Into the Forest“ – nach dem gleichnamigen Roman von Jean Hegland aus dem Jahr 1997 – entwickelt, ist gleichzeitig unglaublich simpel, grundrealistisch und sehr effektiv. Es braucht keinen Dritten Weltkrieg, Naturkatastrophen oder Zombieapokalypsen, um uns alle an den Rand der Zivilisation zu bringen. Es reicht schon, uns sämtlichen Strom zu nehmen – die Infrastruktur bricht zusammen, lebenswichtige Systeme versagen und das Internet lässt uns allein mit der Welt um uns herum, mit der umzugehen wir dank smarter Telefone und noch smarterer Apps schon längst verlernt haben.

Into the Forest: Die Schwestern auf Nahrungssuche
Die Schwestern auf Nahrungssuche © Capelight

Vor diesem Hintergrund zeigt Regisseurin Patricia Rozema nicht etwa die Bewohner einer vormals pulsierenden Metropole, sondern zwei Schwestern in der Einsamkeit der Wildnis. Zwar wird vereinzelt angerissen, wie es in den langsam verwildernden Städten zugeht, doch der Kern der Story ist schlichtweg schon drei Schritte weiter. Eva und Nell haben nicht mehr als das Dach über dem Kopf und haufenweise Bücher, von Lexika bis hin zu Werken über Pflanzenkunde. Sie kommen gar nicht erst in die Verlegenheit, zu hoffen oder zu versuchen, die Technik um sich herum wieder in Gang zu kriegen und müssen abgeschnitten von der Außenwelt versuchen, mit dem zu überleben, was ihnen zur Verfügung steht – einschließlich einander.

Im Laufe der fortschreitenden Monate sehen sich die beiden Mädchen mit immer neuen Problemen konfrontiert – Unwetter, Verletzungen, Eindringlinge. Dabei freut es ganz besonders, dass der Film nichts ausspart oder schönt, weder Nells detailliertes Ausnehmen eines selbsterlegten Wildschweins noch die Brutalität eines gewalttätigen Übergriffs. Die Teenagerinnen müssen sich einer persönlichen Herausforderung nach der anderen stellen und werden auch von emotionalen Problemen, wie Verlust oder der ersten Liebe, nicht verschont. Dabei verliert der Film trotzdem zu keiner Zeit den Fokus für das, worum es wirklich geht, nämlich die Beziehung zweier Schwestern, die lernen, erwachsen zu werden und füreinander da zu sein.

Into the Forest: Nell und Eva haben nur noch einander
Nell und Eva haben nur noch einander © Capelight

„Into the Forest“ ist gleichzeitig Endzeitthriller und Coming-of-Age-Drama, in dem nicht nur Jugendliche heranwachsen, sondern auch Menschen reifer werden. Seine Heldinnen stehen stellvertretend für uns alle, egal welchen Alters, die Teil einer immer mehr fordernden Leistungsgesellschaft sind, die zu Fall zu bringen es wiederum immer weniger braucht. Er zeigt, wie wenig nötig ist, um uns wieder zu Tieren werden zu lassen, aber auch, wie wenig, um zu Überleben. Er fragt, wie sich jede und jeder einzelne von uns in dieser Situation verhalten würde. Und er lässt uns letztendlich allein mit unseren ganz eigenen Antworten auf die Fragen, wer wir sind, was uns wichtig ist und wohin wir gehen.

Bild:

Into the Forest: Nell auf der Jagd
Nell auf der Jagd © Capelight

Es sind vor allem die zahlreichen Aufnahmen der grünen Naturkulisse in den Wäldern, die dank der hohen Farbtiefe und der ausbalancierten Kontrastdarstellung von der Full-HD-Auflösung profitieren. Doch auch in weniger detailreichen Szenen ist das Bild zu jeder Zeit gestochen scharf und kann absolut überzeugen.

Ton:

Eine ausgezeichnete Abmischung sorgt vor allem in den wenigen lauten Momenten für wuchtigen Sound. Doch den Großteil des Films über ist es tatsächlich gerade die Ruhe des Waldes mit ihren natürlichen Geräuschen wie Wind, Vogelzwitschern und Blätterrauschen, womit der Blu-ray-Sound dank kristallklarem Klang punkten kann.

Extras:

Außer dem Trailer gibt es noch ein 16-minütiges Making-of zum Film sowie einen äußerst informativen Audiokommentar mit der Regisseurin. Das mag nicht wahnsinnig viel sein, ist allerdings inhaltlich gehaltvoller als manche umfangreichere Special Features.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 6/10
    Extras - 6.0/10
8/10

Kurzfassung

Spannendes und intelligentes Endzeitdrama mit starken Hauptdarstellerinnen.

Fazit:

Eher Figurendrama als Endzeitthriller – „Into the Forest“ ist ein intelligenter und emotionaler Film mit zwei grandiosen Hauptdarstellerinnen, dessen glaubwürdiges Szenario nicht nur verdammt spannend ist, sondern auch zum Denken anregt – über die Zukunft, über das Leben und vor allem über das Menschsein.


von Matthias Pasler

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