Hustlers – Blu-ray Kritik: Stripperinnen in der Finanzwelt

Das Ende des großen Coups? Ramona (Jennifer Lopez) und Destiny (Constance Wu)
Das Ende des großen Coups? Ramona (Jennifer Lopez) und Destiny (Constance Wu) © LEONINE

Die Kritik:

Hustlers Blu-ray Cover
Hustlers Blu-ray Cover © LEONINE

Mit Hustlers gibt es nach Filmen wie „Margin Call“, „99 Homes“ oder vor allem „The Big Short“ einen völlig anderen Blick auf die Finanzkrise. Nicht aus Sicht der Bänker oder der einfachen Bürger, sondern aus Sicht von Stripperinnen, deren Hauptklientel reiche Investmentbänker waren, welche aufgrund der Finanzkrise nicht mehr in Stripclubs gingen. Der Film behandelt dabei eine wahre Geschichte, zeigt das Leben einer Gruppe von Stripperinnen vor der Finanzkrise, den Einfluss der Finanzkrise auf die Branche sowie illegale Machenschaften der Stripperinnen nach der Bankenkrise. Alles in allem bietet der Film ein flottes Erzähltempo, starke Darstellerinnen und eine kuriose Geschichte, der jedoch ein nicht immer spannend erzähltes Drehbuch zugrunde liegt und dabei allgemein ein etwas fragwürdiges Männer- und Frauenbild zeichnet und eine genaue Beleuchtung der Auswirkungen der Finanzkrise auf die Menschen etwas vernachlässigt.

Beginnt man mit den Stärken des Films, fällt auf jeden Fall die dynamische Erzählweise auf. Hier ist wenig träge, es braucht nicht lang bis es losgeht und man die Charaktere und die Situation versteht. Es entwickelt sich schnell ein „Flow im Storytelling“, der die Aufmerksamkeit der Zuschauer gewinnt. Eine weitere Stärke sind auch die beeindruckende Performances von Jennifer Lopez und Constance Wu, die diesen Film mit ihren unterschiedlichen Charakteren prägen und tragen. Darüber hinaus ist es doch sehr beeindruckend wie körperlich fit eine Jennifer Lopez mit 50 Jahren noch ist und welche Übungen sie scheinbar mühelos an der Stange zeigen kann.

Sexy, clever und taff (v.l.n.r.): Annabelle (Lili Reinhart), Ramona (Jennifer Lopez), Mercedes (Keke Palmer) und Destiny (Constance Wu)
Sexy, clever und taff (v.l.n.r.): Annabelle (Lili Reinhart), Ramona (Jennifer Lopez), Mercedes (Keke Palmer) und Destiny (Constance Wu) © Universum Film

Den letzten Mut und Freizügigkeit hatte sie für die Rolle jedoch nicht, da man sie, obwohl sie eine Stripperin spielt, nie gänzlich nackt sieht im Film. Darüber hinaus gibt es eine kreative technische Inszenierung. Die Handlung wird über ein Interview in Rückblenden erzählt. Wenn das Aufnahmegerät nicht läuft, hört auch der Zuschauer nichts. Auch wenn bei den Interviews gebleeped wird, hört man nur ein Piepen. Wenn jemand verkabelt ist, hört man dessen Stimme leicht verrauscht. So hat der Film audio-technische Spielereien, die klug und interessant gewählt sind.

Verstehen sich blind: Ramona (Jennifer Lopez) und Destiny (Constance Wu)
Verstehen sich blind: Ramona (Jennifer Lopez) und Destiny (Constance Wu) © LEONINE

Die Schwächen des Films sind ebenfalls jedoch unverkennbar. Das gezeichnete Männerbild in diesem Film entwickelt sich zu einem gewissen Feindbild und Gesicht der Finanzkrise. Fast jeder Mann in dem Film ist ein Stripclub-Besucher, trinkt, besitzt große Arroganz und ist ausbeuterisch. So rechtfertigt der Film auch das Handeln der Frauen fast ausnahmslos damit, was teilweise moralisch doch sehr fragwürdig ist. Darüber hinaus fehlt auch ein genauer Blick auf die Folgen der Finanzkrise für die Personen. Es geht, auch wenn es grundsätzlich ein gutes Erzähltempo war, zu schnell im Mittelteil, sodass eine gewisse Empathie für die Figuren fehlt, um ausreichend nachvollziehen zu können, weshalb sie diesen illegalen Weg des Geldverdienens gehen. Darüber hinaus fällt es dem Film teilweise schwer die Spannung hochzuhalten, weswegen stellenweise der Film in der 2. Hälfte redundant wird und auch nicht an Fahrt gewinnt, nachdem man einmal gesehen hat, wie es das Ausnehmen der Opfer abläuft.

Bild:

Das Bild der Disc kann durchweg überzeugen. Man sieht bei Close-Ups jede Pore des Gesichts. Sogar das hohe Alter Jennifer Lopez‘ kann man mit Wohlwollen aufgrund der Schärfe des Bilds erkennen. Auch bei dunklen Aufnahmen im Stripclub ist das Bild gelungen und klar. Auch die unterschiedlichen Kontraste, wenn man die hell ausgeleuchteten Interview-Szenen mit den dunklen Szenen im Strip-Club vergleicht, sind allesamt sehr gut wiedergegeben.

Ton:

Was die Tonqualität angeht, gibt es in der deutschen Fassung sogar eine DTS-HD-MA-7.1-Kodierung. Grundsätzlich sind hier die Dialoge dominierend, da keine actionbedingte Soundeffekte vorhanden sind. Die Dialoge sind jedoch klar verständlich und auch die Musik, überwiegend in den Clubs, kommt ebenfalls dynamisch und voluminös zur Geltung.

Extras:

Hier gibt es den Film mit einem Audio-Kommentar der Regisseurin zu sehen sowie ein kleines zwei-minütiges Featurette auf dem roten Teppich beim Toronto International Film Festival. Dazu gibt es mehrere Trailer zum Film sowie eine Trailershow. Somit fällt das Bonusmaterial äußerst mager aus, was vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hierbei um eine wahre Geschichte handelt, äußerst enttäuschend ist.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 2.5/10
    Extras - 2.5/10
7/10

Kurzfassung

Stark gespielt und interessant inszeniert, doch offenbart erzählerische Mängel in der zweiten Hälfte des Films.

Fazit:

Hustlers bietet einen spannenden und einzigartigen Blick auf die Finanzkrise von einer gänzlich anderen Perspektive, die mit interessanten Charakteren und einem rauschenden Erzählfluss überzeugen kann. Leider ist der Film jedoch mit seinem Blick auf die Finanzkrise zu oberflächlich, zeichnet dabei ein bizarres einseitiges Männerbild und lässt in der zweiten Hälfte etwas an Spannung und Intensität vermissen.


von Morteza Wakilian

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