High-Rise – Blu-ray Kritik – Wenn man vor Metaphern nicht mehr durchblickt

High-Rise - Tom Hiddleston
High-Rise - Tom Hiddleston © Universum Film

Die Kritik:

High-Rise - Blu-ray Cover
High-Rise – Blu-ray Cover © Universum Film

Die nahe Zukunft, so nah und doch so fern. Es ist schon erstaunlich, wie sich die Gesellschaft für viele Kreative in so kurzer Zeit so stark verändert. Blickt man einmal fünfzig Jahre voraus und wir hetzen Kinder in Gladiatorenkämpfen gegeneinander auf, berauben fremde Planeten ihrer Rohstoffe oder wandeln über die Überreste unserer toten Erde. Da wirkt ein sozialkritischer Film, wie beispielsweise „Uhrwerk Orange“ schon fast minimalisiert und schafft es dennoch seine Botschaft zu vermitteln. Und ganz im Sinne dieser Vision inszenierte Regisseur Ben Wheathley seinen neusten Film „High-Rise“ und verewigte seine Version der baldigen Gegenwart.

Es soll der erste Schritt in sein neues Leben sein. Der alleinlebende Arzt Robert Laing (Tom Hiddleston) zieht in eines der größten Prestigeprojekte der modernen Architektur, einen riesigen Apartmentblock, der alle Annehmlichkeiten einer funktionierenden Stadt bereithält. Fitnessstudio, Supermarkt und Schwimmanlage stehen hier jedem Bewohner täglich zur Verfügung. Doch obwohl der Eindruck von Gleichheit und Einigkeit gehegt und gepflegt wird, wachsen die Differenzen mit jedem Tag und Robert muss sich für eine der nun entstehenden Parteien entscheiden.

High-Rise - Tom Hiddleston und Luke Evans
High-Rise – Tom Hiddleston und Luke Evans © Universum Film

Egal welchen Ansatz man verfolgt, sei es psychologisch, politisch oder philosophisch, Regisseur Ben Wheatley schafft mit seiner Adaption zum Roman des gleichen Namens einen Film, der vor Interpretationspotenzial nur so strotzt. Geht es um den Klassenkampf, einen Kommentar zu Freuds geistigem Strukturmodell oder doch nur um Kritik am Kapitalismus? Mit jedem Versuch sich Klarheit über das Gesehene zu verschaffen, verliert sich der Zuschauer weiter in den Wirren der Handlung. Diese gerät nämlich schon nach wenigen Minuten in einen Strudel aus Metaphern und Charakteren, die im Grunde auch nichts weiter sind als weitere Metaphern. Doch obwohl das sowohl vom Regisseur als auch vom Drehbuchautor beabsichtigt zu sein scheint, wird augenscheinlich kein Versuch unternommen deren Präsenz dem Publikum näher zu bringen. Resultat des Ganzen ist, dass der Film sich die Fähigkeit nimmt seine tiefere Aussage interessant zu vermitteln und sich nebenbei auch fast seiner Zugänglichkeit zu beraubt.

High-Rise - Sienna Miller
High-Rise – Sienna Miller © Universum Film

Diese wird nämlich dankenswerter Weise durch die gute Performances der Hauptakteure aufrecht erhalten. Allen voran Tom Hiddleston, der seinen eher passiven Charakter gekonnt zum Leben erweckt und als Bindeglied zwischen den Darstellungen von Luke Evans und Jeremy Irons fungiert. Dieses Trio sorgt durch die schauspielerische Leistung dafür, dass dem Zuschauer immer eine Basis geboten wird dem Wirrwarr der Handlung noch ein Stück weiter zu folgen und bringt als eines der wenigen progressiven Elemente den Film voran, womit es leider ziemlich allein steht. Denn ähnlich gut wie das Schauspiel sind die praktischen Effekte, doch arbeiten diese nicht für, sondern gegen ein besseres Verständnis des Films. Die Ausstattung und das Szenenbild unterstützen die ihnen zugedachten Bedeutungen, aufgrund ihrer guten Umsetzung gekonnt, verstärken aber dadurch den irritierenden Effekt des streckenweise fast surrealen Filmerlebnisses.

Bild:

Auch die visuelle Umsetzung der Adaption ist durchaus gelungen. Klar und flüssig werden die teilweise befremdlichen Bilder eingefangen und beim Betrachten wird der Handlungsfluss nicht durch technische Komplikationen durchbrochen.

High-Rise - Jeremy Irons
High-Rise – Jeremy Irons © Universum Film

Ton:

Während die visuelle Gestaltung eigentlich durchgehend überzeugen kann, hat es die akustische Seite etwas schwerer. Zwar gibt es keine technischen Probleme, doch fällt die deutsche Synchronisation nicht zu hundert Prozent positiv aus. Bevor man jedoch unvorbereitet zur originalen Tonspur wechselt, sollte man sich darauf einstellen, dass man es nicht immer mit dem alltäglichen Englisch zu tun bekommen wird.

Extras:

Während sich das Filmerlebnis versucht möglichst vielseitig zu präsentieren, fällt die Gestaltung des Bonusmaterials sehr monoton aus. Denn neben den obligatorischen Trailern sind in den Extras nur noch Interviews mit dem Cast und der Crew enthalten und man erhält einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der Anbetracht der Komplexität des Films ruhig ein wenig umfangreicher hätte gestaltet werden können.

Blu-ray Wertung
  • 5/10
    Film - 5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
5.7/10

Kurzfassung

Bizarrer Film, dessen Kampf zwischen den guten Performances und dem Wirrwarr aus Metaphern und Interpretationen deutlich zum Wohle des Letzterem ausgeht.

Fazit:

Mit „High-Rise“ schafft der Regisseur Ben Wheatley sein ganz eigenes bizarres Filmerlebnis, wogegen im ersten Moment auch nichts auszusetzen ist. Doch während die Arbeit der Darsteller eine solide Basis für den Fortlauf seiner Geschichte bildet, weiß augenscheinlich nur er wo die Reise hingehen soll. Mit unzähligen, bedeutungsschwangeren Metaphern, die ins Nichts zu führen scheinen, verliert der Film nach und nach das Interesse der Zuschauer bis er zum Schluss nur noch aus den falschen Gründen zum Stirnrunzeln anregt.


von Marvin Schmidt

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