Filmkritik zum Western „High Ground“

Simon Baker in High Ground
Simon Baker in High Ground © Koch Films

Die Kritik:

High Ground Bluray Cover
High Ground Blu-ray Cover © Koch Films

High Ground“ ist ein australischer Outback-Western mit „The Mentalist“-Schauspieler Simon Baker. Dieser spielt einen ehemaligen Scharfschütze, der mit einer Gruppe Missionare und Polizisten für Ordnung im Norden Australiens sorgen soll. Der auf wahren Begebenheiten beruhende Film zeigt wie das gründlich schief lief. Auch ohne die Corona-Pandemie wäre der Film wohl kaum in die Kinos gekommen. Das verrät schon das Bild ohne Breitbildformat, aber auch sonst präsentiert sich hier nicht das ganz große Kino. DVD und Blu-ray zu „High Ground“ erscheinen am 26.11.2020. Hier gibt es den Film in der Kritik.

Der Spätwestern startet 1919 nach kurzer Einleitung einer Aborigine-Familie mit deren heftigen Abschlachtung durch die Weißen. Emotional hätte High Ground den Zuschauer damit schon einmal auf seiner Seite. Doch einen typischen Rachethriller aus Sicht des überlebenden Jungen Gutjuk (Jacob Junior Nayinggul) will Regisseur Stephen Johnson offensichtlich nicht liefern. Eine Charakterstudie zeigt sich aber auch nicht und dann wird die Beurteilung, was übrig bleibt, schon schwieriger.

„High Ground“ ist ein australischer Outback-Western
High Ground © Koch Films

Scharfschütze Travis ist auf Seiten der Weißen der Good-Guy, aber ansonsten recht langweilig. Sein Zwiespalt wird nicht genug herausgearbeitet. Aborigine Gutjuk ist da auf angenehme Weise undurchsichtiger. Haben seine Jahre als Kind bei den Missionaren alle Rachegedanken weggewischt oder wartet er nur auf den richtigen Zeitpunkt? Denn die beiden begeben sich 1931 auf die Suche nach einem Clan Einheimischer, die weiße Siedlungen angreifen…

„High Ground“ ist ambitioniert, keine Frage. Die Folgen der Gewaltspirale sind zwar nicht neu, aber in der Low Budget Variante doch treffend umgesetzt. Auf narrativer Ebene ist „High Ground“ dabei nahezu ein Totalausfall und es wäre deutlich mehr drin gewesen. Während man Grund-Sympathien für die beiden Hauptfiguren aufbringt, pendelt ihr Schicksal zu orientierungslos hin und her, sodass es uninteressant wird. Dabei sind sie mal hier und mal dort, entweder unterwegs oder im Dorf der Missionare, mal getrennt und mal zusammen. Spannung mag da nur selten aufkommen.

Die eigentliche Dramatik aus der Story, wenn jeweils ein Individuum aus verfeindeten Gruppierungen Verständnis für die Gegenseite empfindet (wie etwa in Pocahontas), wurde hier unspektakulär umgesetzt. In „High Ground“ geht die Authentizität eindeutig zu Lasten der Unterhaltung. Dass das aber auch besser verknüpft werden kann, zeigen etliche andere Produktionen. Die Konzentration auf das Drama gipfelt schließlich noch in ziemlich brutale Auseinandersetzungen. Das Ende ist voraus zu sehen.

Bild:

Dem Western muss man seine tolle Bildsprache lassen mit vielen der Evolution zugeordneten Bildcodes. Die Lebensbedrohung und Lebenserhaltung, Hass und Rache aber auch etwas Liebe und Dankbarkeit sind gut abgebildet. Ein Film wie im Einklang mit der Natur. Das Format füllt den TV erfreulicherweise nahezu komplett aus. Im Kino die Bilder aber sicherlich auch sehr gut ausgesehen. Die Bildqualität ist ebenso ganz hervorragend, insbesondere bei der eindrucksvollen Natur.

Ton:

Der Ton ist deutlich unauffälliger. Viel untertitelte Sprache der Aborigines muss gelesen werden, macht somit aber auch alles glaubwürdiger. Die sonstige Synchronisation ist gelungen.

Extras:

Nebst Trailer steht hier nur noch eine Bildergalerie zur Auswahl.

Blu-ray Wertung
  • 5.5/10
    Film - 5.5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 2/10
    Extras - 2/10
6/10

Kurzfassung

Ambitioniertes aber auf narrativer Ebene träger Western.

Fazit:

Bei „High Ground“ geht die Authentizität eindeutig zu Lasten der Unterhaltung. Die negativen Folgen der Gewaltspirale in Australien sind in den rund 100 Minuten zu träge umgesetzt. Hervorzuheben ist dagegen die tolle Bildsprache.


von Nicolas Wenger

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