Herr der Fliegen: Die 3-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook in der Review

Herr der Fliegen - Die Jungs
Herr der Fliegen - Die Jungs © capelight pictures

Die Kritik:

Herr der Fliegen - DVD und Mediabook
Herr der Fliegen – DVD und Mediabook © capelight pictures

Beide Verfilmungen von William Goldings 1954 erschienenen Klassiker „Herr der Fliegen“ haben einen gewissen Kultstatus inne. Definitiv nicht grundlos, denn sie legten, ebenso wie der Roman selbst natürlich, den Grundbaustein für etliche (Young-Adult-)Romane und -Filme. Als aktuellstes Beispiel ließe sich wohl der neue ‚Prime Video‘-Film „Voyagers“ nennen, aber auch Reihen wie „Die Tribute von Panem“ haben sich offensichtlich stellenweise an Goldings Lektüre bedient. Doch in dieser Kritik soll es nicht um das Buch aus den Fünfzigern gehen und auch nicht um die Stoffe, die sich von ihm haben inspirieren lassen. Hier soll es um die Filme von Peter Brook und Harry Hook gehen.

Inhaltlich unterscheiden sie sich nahezu gar nicht. Die ein oder andere popkulturelle Referenz schafft es in Hooks Film aus dem Jahre 1990, dafür sind die Figuren in der 1963 veröffentlichten Version minimal besser ausgearbeitet. Mit einer Laufzeit von jeweils knapp 90 Minuten gelingt es jedoch beiden Versionen kaum, Kapital aus der vor Chancen triefenden Prämisse zu schlagen.
Im folgenden wird deshalb in erster Linie die Version von Harry Hook rezensiert, da diese den Hauptteil des Mediabooks ausmacht.

Massig Kinder und Jugendliche, allesamt männlich, sind nach einem Unglück allein auf einer Insel gestrandet, fernab von jeglicher Zivilisation. Was zunächst paradiesisch aussieht und klingt, verwandelt sich schon bald in einen Alptraum, denn es müssen nicht nur Münder gestopft, sondern auch Leben beschützt werden. Schnell teilt sich die Gruppe in zwei Lager mit unterschiedlichen Vorstellungen und wir Zuschauer*innen sollen Zeuge schockierender Ereignisse werden.

Herr der Fliegen - gestrandet
Herr der Fliegen – gestrandet © capelight pictures

Zunächst versprüht „Herr der Fliegen“ eine gewisse Abenteuer-Stimmung, welche jedoch mit der Zeit weichen muss, damit sich die Dramatik der Handlung entfalten kann. Die kurze Laufzeit des Films verhindert dies jedoch. Einerseits sorgt sie für ein kurzweiliges Erlebnis, andererseits verhindert sie ein tieferes Eintauchen in die Materie und eine ordentliche Ausarbeitung der Dilemmas und Figuren. Gerade aus heutiger Perspektive sind zudem sämtliche Handlungsentwicklungen viel zu vorhersehbar, was in gewisser Weise auch dazu beiträgt, dass „Herr der Fliegen“ nicht die Wucht mit sich bringt, die er vermutlich einst inne hatte.

Die Spirale der Gewalt, in welche die Handlung mit der Zeit abdriftet, genügt da nicht mehr, da man einfach schon zu viele Stoffe zu Gesicht bekommen hat, die dahingehend schockierender sind – ein Beispiel wäre „Battle Royale“ von Kinji Fukusaku. Größtenteils durch die fehlende Ausarbeitung der Charaktere, aber auch durch die Willkür gewisser Szenarien geht einem hier einfach nichts nah. Ein weiteres Problem des Films ist das Schauspiel nahezu aller Beteiligten, welches bestenfalls in Ordnung geht, jedoch Highlights jedweder Art vermissen lässt.

Herr der Fliegen - Ralph und Piggy
Herr der Fliegen – Ralph und Piggy © capelight pictures

Auf audiovisueller Ebene kann man sich nicht sonderlich beklagen. Die Kameraführung ist stets ordentlich und weiß einige wirklich schöne Bilder einzufangen, ist abseits dessen jedoch auch nicht sonderlich innovativ. Die Farbpalette des Films ist hier der größte Hingucker, denn auch Schnitt und Maske sind im Grunde nicht der Rede wert. Wie jedoch die mystischen Farbtöne vom Anfang des Films mit der Zeit in ein apokalyptisches Rot abdriften, ist wirklich effektiv. Durch die passende musikalische Untermalung sind es also im Endeffekt die technischen Aspekte des Films, welche am positivsten hervorstechen.

Bild:

Das Bild ist stets sehr gut und gerade die Restaurierung des Originals kann sich wirklich sehen lassen.

Ton:

Auch der Sound ist stets vernünftig. Über die Synchronisation kann an dieser Stelle nichts gesagt werden.

Extras:

Das Original des Films und einige Trailer beizulegen ist wirklich nicht viel, vor allem, da man ersteres in einer Sammleredition fast schon erwarten kann. Immerhin sieht das Design des Mediabooks wunderbar aus!

BLu-ray Kritik
  • 5/10
    Film - 5/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 4.5/10
    Extras - 4.5/10
5.5/10

Kurzfassung

Solider, jedoch klar in die Jahre gekommener Vorreiter etlicher Young-Adult-Stoffe.

Fazit:

Es ist definitiv interessant zu sehen, woher so einige Merkmale etlicher Young-Adult-Stoffe herkommen und allein deswegen lohnt sich wohl ungeachtet der Qualitäten aus heutiger Sicht ein Blick auf diesen Film. Man sollte ihn eben nur mit dem richtigen Auge betrachten. Inhaltlich wird einem wenig geboten, was man nicht schon etliche Male gesehen hat und auch aus technischer Sicht ist „Herr der Fliegen“ kein Meisterwerk. Er ist kein wirklich guter Film, doch allzu viel falsch macht er auch nicht, wenn man die Limitierung durch die Laufzeit des Films außen vor lässt. Für zwischendurch geht „Herr der Fliegen“ voll in Ordnung, doch mehr wird er wohl nur den wenigsten bieten.


von Tim Gertz

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