Heat: Starbesetztes Thriller-Drama in neuem Blu-ray-Glanz

Heat: Ein reibungsloser Banküberfall entwickelt sich zu einer blutigen Straßenschlacht
Heat: Ein reibungsloser Banküberfall entwickelt sich zu einer blutigen Straßenschlacht © 20th Century Fox Home Entertainment

Die Kritik:

Heat - Blu-ray Cover
© 20th Century Fox Home Entertainment

Der Überfall des Gangsters Neil McCauley (Robert de Niro) auf einen Geldtransporter eskaliert zur ungeplanten Bluttat und ruft dadurch den Cop Vincent Hanna (Al Pacino) auf den Plan. Der macht es sich zum erklärten Ziel, die Verantwortlichen mit aller Macht zu jagen und bei ihrem nächsten großen Coup auf frischer Tat zu ertappen. Als McCauley mitbekommt, dass er sich im Visier des LAPD befindet, dreht er den Spieß um und es entspinnt sich ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel zwischen den beiden hartgesottenen Profis, das Angehörige auf beiden Seiten mit in den Abgrund zu reißen droht.

Filmkritiken zu Klassikern, auch zu modernen, gestalten sich generell schwierig, da über sie meistens schon wirklich alles irgendwann einmal gesagt oder geschrieben wurde. Michael Manns vielschichtiges und visuell opulentes Thriller-Epos bildet da keine Ausnahme. Seine wichtigsten Eckdaten sind schnell zusammengetragen: die beiden Hollywood-Legenden Pacino und de Niro das erste Mal gemeinsam vor der Kamera, ein Strudel aus Gewalt, Verbrechen und zwischenmenschlichen Beziehungen sowie eine martialische und filmtechnisch brillante Schießerei in den Straßen von Los Angeles.

Heat: Ein Überfall eskaliert
Ein Überfall eskaliert © 20th Century Fox Home Entertainment

Was also tun, wenn man als Kritiker lediglich wiederholen kann – sei es bewusst oder unbewusst. Man kann nur aus Prinzip gegen den Strom schwimmen und der allgemein lobpreisenden Meinung widersprechen, auch wenn man sie selbst teilt. In diesem Fall müsste hier gesagt werden, dass Michael Mann mit „Heat“ seinen absoluten Tiefpunkt erreicht hätte. Die Riege von Stars, die hier agiert (u.a. noch Val Kilmer, Ashley Judd, Natalie Portman, Jon Voight), würde weit hinter ihren Möglichkeiten bleiben, die Kamerabilder von Dante Spinotti wären – farblich wie inhaltlich – blass und die Geschichte vor allem eines: platt. Vielleicht wäre es eine erfrischende, eine moderne Sicht auf einen mehr als 20 Jahre alten Film, aber letztendlich wäre es vor allem gelogen.

Heat: Al Pacino als Vincent Hanna
Al Pacino als Vincent Hanna © 20th Century Fox Home Entertainment

Dabei ist Wiederholung gerade in diesem Fall keine Schande. Mann selbst verfasste das Drehbuch zu „Heat“ nach einem TV-Film, der ursprünglich aus einem Pilot für eine Serie entstanden war, dessen eigene Wurzeln in einer wahren Begebenheit lagen. Es stecken also mehrere Generationen von Ideen und Gedanken in diesem Thriller, der selbst wiederum von Regisseur Christopher Nolan als eine der wichtigen Inspirationen für „The Dark Knight“ genannt wird. Diese Verbindung spiegelt sich in zahllosen Gemeinsamkeiten wider, von den beiden entscheidenden und realistisch inszenierten Banküberfällen über die starke Wechselbeziehung zwischen den jeweiligen zentralen Gegenspielern bis hin zu der schweren Atmosphäre allgegenwärtiger Kriminalität, die beide Filme regelrecht atmen.

Heat: Robert de Niro als McCauley © 20th Century Fox Home Entertainment
Robert de Niro als Neil McCauley © 20th Century Fox Home Entertainment

Während Nolans Batman-Sequel der Kategorie Comic-Verfilmungen völlig neue, abgründige Seiten verleiht, ist Manns Kriminalepos in vielerlei Hinsicht die ideale Kulmination verschiedener Genres. Durch die gewährten Perspektiven auf beiden Seiten des Gesetzes ist er sowohl Polizei- als auch Gangsterfilm, dank des umfangreichen Figurenensembles und seiner bis in die letzten Subplots menschlichen Geschichten ist er ergreifendes Drama und seine wenigen Actionszenen haben Maßstäbe gesetzt. Michael Manns Markenzeichen – abgebrühte Einzelgänger, von Neonlichtern erhellte Großstadtnächte, gewalttätige Crime Stories, ein experimenteller Soundtrack – werden hier bis zur Perfektion kombiniert. Darüber hinaus steht ihm in kaum einem anderen Film eine derart starke Besetzung zur Verfügung. Und mit keinem anderen Drehbuch ist ihm eine so weit verzweigte Erzählung gelungen, deren Protagonist/innen alle ihre ganz eigene Reise absolvieren, während zu keiner Zeit klar ist, wo sie enden wird. Und letzten Endes kann man all das gar nicht oft genug wiederholen.

Bild:

Heat: Tom Sizemore als Michael
Tom Sizemore als Michael © 20th Century Fox Home Entertainment

Der von Mann höchstpersönlich beaufsichtigte brandneue 4K-Transfer lässt keine Wünsche offen. Vor allem in den zahlreichen Nachtszenen erstrahlt die Optik des Films in völlig neuem Glanz, die satte Kunstlichtpalette wie auch die kontrastreichen Schwarztöne. Auch die bewusst gesetzten Unschärfen wirken im Vergleich zu dem gestochenen Bild der Blu-ray noch viel stärker.

Ton:

Der stimmungsvolle Soundtrack kommt genauso hervorragend zur Geltung wie die ohrenbetäubenden Schüsse der berühmten Straßenschlacht, die unüblicherweise live am Set von Mikrofonen aufgenommen statt nachvertont wurden. Nur leichte Schwankungen in der Lautstärke zwischen verschiedenen Szenen trüben ein wenig den Gesamteindruck.

Extras:

Diese neue Edition ist ein wahres Bonusfest für Fans. Neben einem informativen Audiokommentar von Michael Mann ist das unbestrittene Highlight der zweiten Disc eine einstündige Podiumsdiskussion zum Film, die erst im vergangenen Jahr von der Oscar-Academy veranstaltet wurde und in deren Rahmen Christopher Nolan Mitglieder von Cast und Crew interviewt, darunter Regisseur Mann, Robert de Niro, Al Pacino und einen traurigerweise sehr angeschlagenen Val Kilmer. Hinzu kommen eine halbstündige Podiumsdiskussion mit Michael Mann vom Toronto Film Festival 2015, ein einstündiges Making of sowie Featurettes zu der legendären Café-Szene (10 Min.) und den Drehorten (12 Min.). Abgerundet wird das Ganze von ca. 10 Minuten entfallenen Szenen, in denen vor allem auch Tom Sizemores Charakter näher beleuchtet wird, sowie von drei Trailern.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 9/10
    Extras - 9.0/10
9/10

Kurzfassung

Episches Thriller-Drama um Gewalt, Verbrechen und zwischenmenschliche Beziehungen.

Fazit:

Manns Meisterwerk ist außerordentlich gut gealtert und hat bis heute nichts von seiner Wirkung eingebüßt – inhaltlich, künstlerisch und technisch. Darüber hinaus kann die Director’s Definitive Edition mit einwandfreien Eigenschaften und Extras punkten. Eine rundum gelungene und beispielhafte Neuveröffentlichung!


von Matthias Pasler

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