Haus des Zorns – The Harvest: Blu-ray Kritik zum Psychodrama, das ohne Effekthascherei auskommt

Haus des Zorns - The Harvest - Die Eltern am Bett von Andy
Haus des Zorns - The Harvest: Die Eltern am Bett von Andy © Koch Media

Die Kritik:

Haus des Zorns - The Harvest Blu-ray Cover
Haus des Zorns – The Harvest: Blu-ray Cover © Koch Media

Haus des Zorns – The Harvest wurde schon im Jahr 2013 gedreht, gibt’s bei uns aber erst seit dem 23.11.17 auf Blu-ray. Was das Psychodrama mit Michael Shannon und Samantha Morton als Eltern eines pflegebedürftigen Kindes kann, erfahrt ihr in unserer Kritik.

Andy (Charlie Tahan) ist ein schwer kranker Junge, der mit seinen Eltern vereinsamt in einem Haus auf dem Land lebt. Was ihm gesundheitlich genau fehlt, wird im Film nicht aufgeklärt. Aufgrund kaum vorhandener Nebendarsteller, fragt auch keiner so richtig danach. Wenn sich Mutter Katherine (Samantha Morton) um ihn kümmert, wirft das weitere Fragen auf. Denn einerseits sorgt sie sich mit unglaublicher Vorsicht um den Kleinen, andererseits erschrecken ihre Ausbrüche den Zuschauer. So meint man irgendwann bei ihr ein Münchhausen-Syndrom zu diagnostizieren. Über die vielen Mittel, die sie Andy verabreicht, erfährt man nichts.

Haus des Zorns - The Harvest - Richard (Michael Shannon) ist Pfleger
Haus des Zorns – The Harvest: Richard (Michael Shannon) ist Pfleger © Koch Media

Derweil agiert der Vater Richard (Michael Shannon) merkwürdig passiv und greift selbst in extremen Szenen nur halbherzig ein. Das wirkt die ersten 45 Minuten leicht depressiv und verwirrend gleichermaßen. Dagegen scheint die neu in der Gegend eingezogene Maryann (Natasha Calis) wie die strahlende Sonne – auch für Andy, der keinen Kontakt zur Außenwelt besitzt. Das aufgeweckte Mädchen aus der Nachbarschaft freundet sich mit dem Jungen im Rollstuhl an, was süß und keineswegs kitschig erzählt wird. Diese schöne Abwechslung für Andy wird jedoch von dessen Mutter keineswegs geduldet. Spätestens jetzt stößt sie der Zuschauer ab, während der teilnahmslose Vater verärgert.

Was bis hierhin wie ein nett erzähltes Familiendrama abläuft, soll nun gruseliger werden. Stets nah an den Charakteren versteht es Regisseur John McNaughton eine schöne Atmosphäre aufzubauen. Das beginnt, als Maryann sich im Keller der Familie versteckt. Was sie dort entdeckt, wirft wieder andere Spekulationen auf. Insgesamt läuft das alles weitgehend glaubwürdig ab und das Psychodrama verzichtet zugunsten der Authentizität auf den ganz großen Mystery-Thrill oder gar Effekte. So gerät „Haus des Zorns – The Harvest“ an einigen Stellen etwas vorhersehbar und zum Ende hin erwartet man dann doch vielleicht etwas mehr.

Haus des Zorns - The Harvest - Maryann traut sich ins Haus
Haus des Zorns – The Harvest: Maryann traut sich ins Haus © Koch Media

Was die Schauspieler betrifft, hat man es hier auch mit gutem, aber nicht überragenden Leistungen zu tun. Wenn Samantha Morton als Mutter Katherine den Raum betritt, breitet sich zwar stets ein ungutes Gefühl aus. Auch später, als sie dem Wahnsinn noch etwas näher kommt, überzeugt das. So eine richtige unheimliche Aura (wie z.B. Kathy Bates als Krankenschwester in Misery) fehlt ihr jedoch. Michael Shannon (Take Shelter – Ein Sturm zieht auf, Midnight Special) erhält leider deutlich weniger Aufmerksamkeit. Den Ausdruck der Zerrissenheit verkörpert er aber wie immer fantastisch. Auch die Jungdarsteller machen ihre Sache sehr ordentlich, besonders wenn sie in ihrem Kinder-Element sind. Nachher (wenn sich der Streifen in die Horrorthriller-Gefilden bewegt) kommt Natasha Calis als Maryann etwas an ihre Grenzen.

Bild:

Die HD-Qualität rückt das Haus und den Garten (andere Szenerien gibt es kaum) in ein passendes Licht. Hier sollte – ähnlich wie beim Ton – eine „Märchen-Stimmung“ erzeugt werden und kein dunkler Horrorthriller. Der heilen Welt lässt sich das in den ersten 45 Minuten tatsächlich nichs ansehen. Dennoch ist die Atmosphäre niemals zauberhaft und kommt gegen Ende gewaltig ins Schwanken.

Ton:

Der Ton liegt im standardmäßigen DTS HD-Master Audio 5.1 vor. An der Qualität gibt es nichts auszusetzen, ab und zu stört man sich allerdings am Genuschel, was an der Synchonisation liegen mag. Der Soundtrack sollte laut Regisseur weniger gruselig sein, was zum Gesamtbild passt. An den richtigen Stellen unterstützt er trotzdem die Spannung.

Extras:

Hier gibt es den Trailer (der allerdings viel zu viel spoilert) in deutscher und englischer Sprache. Daneben liegt ein Audiokommentar vor, der im Hintergrund des ablaufenden Films alle Szenen erklären. Diese Art Bonusmaterial sind immer sehr spannend, da man die Gedanken der Macher verfolgen kann. Hier aber leider nur im O-Ton ohne Untertitel.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7,0/10
  • 8/10
    Bild - 8,0/10
  • 7/10
    Ton - 7,0/10
  • 4/10
    Extras - 4,0/10
7/10

Kurzfassung

Ruhiges Psychodrama, das zugunsten der Glaubwürdigkeit auf große Effekthascherei verzichtet und sein Ding ohne Bruch bis zum Ende durchzieht.

Fazit:

Die Blu-ray zum Film „Haus des Zorns – The Harvest“ besticht durch die angesprochene sachliche Tonalität, dessen Spannungsbogen keine allzu großen Ausschläge nach oben verbucht. Dennoch liegt hier sicherlich kein Feel-Good-Movie vor. Stattdessen bleibt nach (recht flottem) Abschluss genügend um, über den Film nachzudenken.


von Nicolas Wenger

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