Hands of Stone – Blu-ray Kritik: Solides Boxer-Biopic im politischen Kontext

Hands of Stone: Ray Arcel (Robert De Niro) gibt seinem Schützling Roberto Durán (Edgar Ramírez) Anweisungen in der Pause © Ascot Elite
Hands of Stone: Ray Arcel (Robert De Niro) gibt seinem Schützling Roberto Durán (Edgar Ramírez) Anweisungen in der Pause © Ascot Elite

Die Kritik:

Hands of Stone:Felicidad (Ana de Armas), Ray Arcel (Robert De Niro) und Roberto Durán (Edgar Ramírez) nach einem Kampf © Ascot Elite
Hands of Stone:Felicidad (Ana de Armas), Ray Arcel (Robert De Niro) und Roberto Durán (Edgar Ramírez) nach einem Kampf © Ascot Elite

In Deutschland erhielt Hands of Stone keinen Kinostart. Nicht unbedingt, weil er zu schlecht sein soll. Viel mehr ist wohl einfach das Interesse am Leben und an der Boxkarriere von Roberto Durán aus Panama, der als einer der größten Boxweltmeister aller Zeiten gilt, zu gering. In den USA spielte er lediglich 5 Millionen ein bei einem ohnehin eher geringem Budget von 20 Millionen US-Dollar. Doch auch wenn dieser Film weit entfernt ist in einer Liga mit Giganten im Kampfsportdrama-Genre wie „The Fighter“, „Warrior“ oder „Creed“ zu spielen, ist es ein mehr als solides Stück Kino, das einem eine sehr außergewöhnliche Karriere vielleicht nicht spektakulär und mega packend, jedoch sehr sehenswert und charamant näher bringt und zu keinem Zeitpunkt hinsichtlich der Erzählweise seinen Faden verliert.

Hands of Stone: Roberto Durán (Edgar Ramírez) nach einem erfolgreichen Boxkampf © Ascot Elite
Hands of Stone: Roberto Durán (Edgar Ramírez) nach einem erfolgreichen Boxkampf © Ascot Elite

Viel über die Handlung sollte man nicht sagen. Robert De Niro spielt den legendären Box-Trainer Ray Arcel, der eigentlich mit seiner Trainer-Laufbahn aufhörte. Anfang der 70er Jahre aber den jungen und temperamentvollen Boxer Roberto Durán aus Panama entdeckt und ihn von nun an als Trainer betreut. Roberto (Edgar Ramírez) ist ein sehr schwieriger Charakter. Auch aufgrund von politischen Problemen zwischen Panama und den USA rund um den Panama-Kanal ist er nicht sofort begeistert, wenn ihn ein Amerikaner trainieren möchte. In seiner Jugend verliebt er sich in die wunderschöne Felicidad (Ana de Armas). Seine Karriere läuft gut und irgendwann kommt es zum Kampf gegen Sugar Ray Leonard, der kurioserweise von RnB-Sänger Usher verkörpert wird. Die Geschichte ist ruhig erzählt. Es gibt keinen besonderen Pathos, keine künstlich erzeugte Dramatik. Auch die Boxkämpfe sind unspektakulär und erinnern fast schon an den einen oder anderen mittelmäßigen Boxkampf der Realität. Technisch ist das bei den Boxkämpfen solide inszeniert, jedoch bei weitem nicht so mitreißend und grandios wie beispielsweise in Ryan Cooglers Creed, der eine Plansequenz hat, die in die Kinogeschichte eingeht. Hands of Stone ist hier eher zurückhaltend und liefert einen unterhaltsamen Film. Der Film überzeugt aber auch vor allem durch die Einbettung der politischen Problematik zu der Zeit in die Boxgeschichte. Die Geschichte im Film erstreckt sich über 12 Jahre, bis auf den Anfang, der auch etwas die Kindheit von Robert beleuchtet. Auch die Zeitsprünge sind sehr gut gewählt und wirken nicht so, als ob hier sprunghaft etwas erzählt wird oder man das Zeitgefühl etwas verliert. Inszenatorisch solide, punktet er mit einer erzählerischen Souveränität, die vielleicht nicht jeden gefallen wird, weil sie weniger mitreißend, jedoch sehr bodenständig ist. Dazu ist der Film auch wegen den Darstellern sehr sehenswert, die über den ganzen Cast hinweg souverän auftreten.

Hands of Stone: Sugar Ray Leonard (Usher) im Ring gegen Roberto © Ascot Elite
Hands of Stone: Sugar Ray Leonard (Usher) im Ring gegen Roberto © Ascot Elite

Für Robert De Niro ist es nicht das erste Mal, dass er in einem Boxer-Drama spielt. 1980 hat er vielleicht mit der Rolle in „Wie ein wilder Stier“ die vielleicht beste Performance seiner Karriere abgeliefert. Auf diesem Niveau ist seine Leistung hier sicherlich nicht, doch er bringt seine ganze Erfahrung mit rein. Er spielt das hier mit sehr viel Leidenschaft, aber letztlich fast schon mühelos und routiniert. De Niro beherrscht das Schauspiel wie kein 2. und er dominiert jede Szene mit seiner Präsenz. Edgar Ramírez durfte man vor kurzem in der Serie „American Crime Story: Der Mord an Gianni Versace“ als jener Gianni Versace bewundern. Auch hier verinnerlicht er seine Figur perfekt. Ob im Zusammenspiel mit Ana de Armas oder auch die Dialoge mit De Niro am Boxring in den Pausen oder außerhalb der Boxhalle. Ramírez zeigt eine wirklich beeindruckende Leistung, bei der er auf der physischen Ebene glänzt, aber auch die emotionale und komplexe Figur glaubwürdig spielt. Auch das gebrochene Englisch und der stetige Wechsel in die spanische Sprache (in der deutschen Fassung alles synchronisiert) bei Diskussionen mit Felicidad sind wie aus einem Guss gespielt. Ana De Armas ist sicherlich einer der schönsten Frauen aktuell in Hollywood. Zwar konnte sie Eli Roths Vollkatastrophe „Knock Knock“ nicht retten, doch mit sehr guten Leistungen in „War Dogs“, „Blade Runner 2049“ und auch hier, zeigt sie, dass sie viel mehr ist als eine kubanische Schönheit mit grünen Augen, bei dessen Anblick einem sofort warm ums Herz wird. Durch sie ist die Figur Felicidad aber auch mehr als eine Randfigur im Geschehen und sie ist ebenfalls stark im Zusammenspiel mit Ramírez. Denn hier stimmt wieder einmal die berüchtigte Chemie. Es gibt ein paar Szenen mit John Turturro als Mafia-Boss und von denen hätte man sich noch mehr gewünscht. Denn wirklich jede dieser Szenen ist mit Robert De Niro und sie sind einfach alle so toll anzusehen. Turturro zeigt hier mit ganz wenig Einsatz sehr viel. Er hat eine unglaubliche Präsenz und verdichtet alleine mit seinem Spiel und seiner Aura die Atmosphäre, sodass die Szenen, die nicht direkt in Verbindung mit dem Boxen und Roberto stehen, alles andere als den Film bremsen. Usher als Sugar Ray Leonard hatte wohl noch nie so viel Screen-Time in einem Kinofilm gehabt, der auch noch in Cannes Premiere hatte und sogar Standing-Ovation erhielt. Er war in „Scary Movie 5“ oder in „Muppets Most Wanted“ zu sehen, doch diese Rolle in Hands of Stone ist deutlich anspruchsvoller. Schließlich muss man resümieren, dass er das wirklich ganz ordentlich macht. Viel hatte man nicht erwartet, aber mit seinem Charisma und seiner sympathischen Ausstrahlung macht er einiges wett und integriert sich erfolgreich in den Cast rein.

Bild:

Die Blu-ray überzeugt mit scharfen Bildern ausgestattet mit kontrastreichen und kräftigen Farben, welche für ein optisch sauberes Heimkino-Erlebnis sorgen. Gerade die warme Farbgebung in den Szenen, welche in Panama spielen, ist wirklich gelungen.

Ton:

Die Sound-Kodierung ist sowohl in der deutschen als auch in der englischen Fassung die Gleiche. Der Ton bei den Boxkämpfen klingt knackig und ist technisch auf einem sehr hohen Niveau. Empfehlenswert ist es den Film im Originalton zu sehen, da hier ständig zwischen Spanisch und Englisch gewechselt wird, während in der deutschen Version alles synchronisiert wird, was zu einem bedeutsamen Authentizitätsverlust führt.

Extras:

Bei den Extras gibt es neben dem Trailer ein ca. 25 Minuten langes Featurette mit Interviews von der Crew und dem Cast, bei der man vieles über die Hintergründe kennen lernt, den echten Sugar Ray Leonard oder den Sohn von Roberto Durán zu Wort kommen lässt und dem Zuschauer einen Blick hinter den Kulissen gewährt. Darüber hinaus gibt es 8 deleted scenes.

 

Blu-ray Wertung
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 9/10
    Ton - 9.0/10
  • 6.5/10
    Extras - 6.5/10
7.5/10

Kurzfassung

Hands of Stone ist zwar kein überragender Box-Film, schafft es jedoch mit seinen gut aufgelegten Darstellern und der unglaublichen und wahren Geschichte des Hauptdarstellers, die hier klug umgesetzt wurde, den Zuschauer durchgehend zu unterhalten.

Fazit:

Was die Inszenierung der Boxkämpfe angeht, ist der Film recht unspektakulär. Auch allgemein ist das kein Streifen, der einem vom Hocker reißt. Doch starke Darsteller und eine ruhige und saubere Erzählung machen dies wett. Es ist ohnehin eine unglaubliche Karriere, die wirklich es wert ist, verfilmt zu werden. Vielleicht hat die Geschichte auch einen besseren Film verdient. Man benötigt für den Streifen definitiv eine gewisse Box-Affinität, welche beispielsweise bei The Fighter nicht nötig ist. Doch Hands of Stone bleibt unter dem Strich ein unterhaltsamer, erzählerisch souveräner und toll gespielter Streifen, der kein Muss ist, aber vor allem für Boxfans eine ganz große Empfehlung ist.


von Morteza Wakilian

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