Gretel & Hänsel: Die Neuinterpretation in der Review

Gretel & Hänsel: Gretel (Sophie Lillis) sucht ihren Bruder Hänsel. Sie ahnt, dass hier böse Mächte ihr Spiel treiben.
Gretel & Hänsel: Gretel (Sophie Lillis) sucht ihren Bruder Hänsel. Sie ahnt, dass hier böse Mächte ihr Spiel treiben. © Patrick Redmond

Die Kritik:

Gretel & Hänsel - Blu-ray
Gretel & Hänsel – Blu-ray © capelight pictures

Hänsel und Gretel gehört wohl zu den bekanntesten Märchenstoffen. So verwundert es nicht, dass es schon zahlreiche Filme über diese Geschichte gibt. Mit „Gretel & Hänsel – Ein Märchen neu erzählt“ wurde im Jahr 2020 eine Neuauflage des Märchens veröffentlicht, das sich jedoch an ein erwachsenes Publikum richtet. Im Gegensatz zu vielen anderen Verfilmungen, zum Beispiel „Hänsel und Gretel: Hexenjäger“, ist der Grundton des Filmes aber nicht lustig, sondern ernst und erschreckend.

Aufgrund von großem Hunger sind Gretel (Sophia Lillis) und Hänsel (Samuel Leakey) gezwungen, ihre Mutter zu verlassen. Sie irren im Wald herum, bis sie auf eine besondere Hütte treffen, in dessen Inneren ein riesiges und leckeres Festmahl gedeckt ist. Die alte Frau (Alice Krige), welche die Hütte bewohnt, wirkt sehr freundlich, doch ein dunkles Geheimnis wartet in der Dunkelheit darauf, entdeckt zu werden.

Wie man schon am Titel vermuten kann, steht in dieser Adaption nicht der junge Hänsel im Vordergrund. Dieses Mal wird ein großer Fokus auf Gretel gelegt. Damit einhergehend ist Emanzipation ein wichtiges Thema im Film und dies dem Zuschauer näher zu bringen, ist nicht einfach. Die Last liegt auf den Schultern von Sophia Lillis („Es“, „I Am Not Okay With This“), die diese Aufgabe mit Bravour meistert. Man merkt ihr an, dass ein großes schauspielerisches Talent in ihr schlummert, denn auch schon in „Es“ gehörte sie zu den Highlights des Filmes. Der restliche Cast ist ebenso gelungen, selbst wenn es kein anderer schafft, an die Leistung Lillis anzuknüpfen. Samuel Leakey als Hänsel ist natürlich noch etwas unerfahren, dennoch passt er als kleiner Bruder perfekt in den Film. Alice Krige bleibt als Hexe zwar etwas blass, vermutlich ist dies aber eher dem Drehbuch geschadet. „Gretel & Hänsel“ ist ein Film, der wirklich visuell beeindruckend ist, im Endeffekt jedoch damit nur kaschieren möchte, ziemlich leer zu sein.

Gretel & Hänsel: Das Böse ist spürbar. Welches dunkle Geheimnis umgibt die alte Holda (Alice Krige)?
Gretel & Hänsel: Das Böse ist spürbar. Welches dunkle Geheimnis umgibt die alte Holda (Alice Krige)? © capelight pictures

Man merkt „Gretel & Hänsel“ an, wie er sich visuell an „Hereditary“ oder „The Witch“ orientieren möchte. Insbesondere die Genreperle Robert Eggers ist so ziemlich die größte Inspiration und wenn man gezielt nach Ähnlichkeiten suchen möchte, dann findet man sie ohne größere Probleme. Die Geschichte ist an sich schon nicht mehr die innovativste, da es nunmal schon zahlreiche Stoffe zu Hänsel und Gretel gibt und die Innovation, die dann versucht wird zu kreieren, wirkt zu kopiert von anderen Filmen. Das ist schade, denn sonst funktioniert fast alles. Die Kameraführung von Galo Olivares fängt die märchenhaften, fast schon surrealen Sets bedrohlich ein. Insgesamt ist der gesamte düstere, erwachsene und atmosphärische Ansatz des Filmes sehr lobenswert. Es wird sogar etwas World-Building betrieben. Leider sind die Horrorelemente nur sehr spärlich eingesetzt und von einem wirklichen Grusel-Faktor kann man nahezu gar nicht sprechen. Oz Perkins ist ein ambitionierter Regisseur, bei dem inszenatorisch schon sehr viel gelungen ist, aber das Drehbuch ist im Endeffekt zu schwach und es fehlt die letzte Finesse im Bezug auf den Horror. Dazu kommen auch noch teils stumpfe Charaktere und ein Finale, welches langweiliger nicht sein könnte. Vermutlich wäre Perkins ein besserer Film gelungen, hätte er sich komplett von einer Vorlage getrennt, um etwas eigenes zu erschaffen.

Gretel & Hänsel: Obdach oder Falle? Gretel (Sophie Lillis) und Hänsel (Sammy Leakey) finden in einer rätselhaften Hütte im Wald Zuflucht.
Gretel & Hänsel: Obdach oder Falle? Gretel (Sophie Lillis) und Hänsel (Sammy Leakey) finden in einer rätselhaften Hütte im Wald Zuflucht. © Patrick Redmond

Bild:

Das Bild der Blu-ray ist phantastisch. Beeindruckend sind die Landschaftsaufnahmen des Waldes, bei welchen häufig die Sonnenstrahlen eingefangen werden. Aber auch die düsteren Bilder in der Nacht können Atmosphäre erschaffen.

Ton:

Bei einem Horrorfilm ist natürlich der Ton wichtig und in „Gretel & Hänsel“ ist dieser allemal gelungen. Beschwerden treten keine auf.

Extras:

Hier liegt etwas der Hund begraben. Neben dem Kinotrailer und Teaser sind noch ein Storybook und mehrere kleine Features enthalten, die zusammen jedoch gerade mal auf eine Länge von weniger als 10 Minuten kommen. Der Film hätte interessante Hintergrundinformationen bieten können, doch so ist das Bonusmaterial wirklich schwach.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
6.5/10

Kurzfassung

Die Neuerzählung des bekannten Märchens sieht zwar toll aus, doch inhaltlich bleibt nicht viel übrig.

Fazit:

Im Endeffekt ist der neue Film von Oz Perkins „Style over Substance“. Der Look, die Sets, die Darsteller und vor allem die Kameraarbeit sind sehr gelungen, doch es soll eigentlich nur kaschieren, dass letztendlich nicht viel von „Gretel & Hänsel“ übrig bleibt. Dennoch ist er sicherlich einen Blick wert, wenn man Horror mag, der nicht aus zahlreichen Jumpscares besteht, sondern auf Atmosphäre baut.


von Lukas Weinandy

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