Goddess of Love – Blu-ray Kritik: billiger Slasher oder erotischer psychologischer Thriller?

Goddess of Love: Stripperin Venus (Alexis Kendra) befürchtet, dass ihr Freund Brian (Woody Naismith) sie hintergeht
Goddess of Love: Stripperin Venus (Alexis Kendra) befürchtet, dass ihr Freund Brian (Woody Naismith) sie hintergeht © Maritim Pictures

Die Kritik:

Wer das Cover der Direct-to-Video-Veröffentlichung „Goddess of Love“ erblickt, könnte auf eine falsche Fährte geführt werden: Hier könnte man einen blutigen Slasher mit viel nackter Haut vermuten, was man bei dem vierten Film des jungen kanadischen Filmemachers Jon Knautz („Girlhouse“, „The Shrine“) jedoch nur bedingt erhält. Viel mehr ist „Goddess of Love“ ein erotisch angehauchter psychologischer Thriller und die ruhig erzählte Charakterstudie einer einsamen Frau, die langsam den Verstand verliert. Auch wenn der Film nur mit geringen Mitteln entstanden ist, sollte man hier keinen billigen Exploitation-Streifen erwarten, sondern einen stellenweise kunstvollen und albtraumhaften Psychotrip.

Goddess of Love Blu-ray Cover
Goddess of Love Blu-ray Cover © Maritim Pictures

Venus (Alexis Kendra) ist eine junge Frau, die ihre körperlichen Reize als Stripperin gewinnbringend einsetzt. Nach außen hin mag sie wunderschön und fast schon unnahbar wirken, doch in ihrem Innern brodelt es. Sie fühlt sich einsam und leidet an Depressionen, hinter der schönen und weiblichen Fassade verbirgt sich eigentlich ein verletztliches und bedürftiges Mädchen. Für kurze Zeit scheint sie in Form des Fotografen Brian (Woody Naismith) ihr Glück gefunden zu haben, doch nach nur wenigen Monaten scheint sich ihr neuer Schwarm von ihr zu distanzieren. Aus Liebe wird für Venus eine ungesunde Obsession, denn schon bald beginnt sie Brian nachzuspionieren. Sie vermutet, dass er sie hintergeht und entwickelt eine wahnhafte Eifersucht, die in immer schlimmer werdende Psychosen übergeht. Schon bald kann Venus nicht mehr zwischen Realität und Wirklichkeit unterscheiden…

„Goddess of Love“ ist eigentlich ein Film, der voll und ganz seiner Hauptdarstellerin gehört: Alexis Kendra ist eine echte Entdeckung, der es gelingt die Aufmerksamkeit ganz auf sich zu ziehen und den Film auf ihren Schultern zu tragen. Kendra hat mit Knautz bereits bei anderen Projekten zusammengearbeitet und schrieb auch hier am Drehbuch mit. Ihre überaus engagierte Performance schwankt auf faszinierende Weise zwischen sexy und süß und zwischen fraulich und mädchenhaft, wodurch eine spannende und unberechenbare Ambivalenz entsteht. Knautz gelingt es sehr gut, über filmische Mittel einen Blick in die Seele dieser traurigen Figur zu werfen und ein nachvollziehbares Gespür für Einsamkeit und Depression zu entwickeln. In seinen besten Momenten erinnert der Film so an Genregrößen wie „Black Swan“ (Venus hat auch eine Ballett-Vergangenheit) oder „Jacob’s Ladder“, ohne jedoch nie ihre Klasse zu erreichen. Solide und interessant ist der Film aber allemal, auch wenn er das Rad nicht neu erfindet, beweist Knautz in jedem Fall Talent hinter der Kamera.

Goddess of Love: Stripperin Venus (Alexis Kendra) entwickelt eine krankhafte Eifersucht
Goddess of Love: Stripperin Venus (Alexis Kendra) entwickelt eine krankhafte Eifersucht © Maritim Pictures

Er kreiert einige wirkungsvolle surreale und halluzinatorische Bilder, macht die wahnhaften Psychosen und zunehmende Paranoia seiner Protagonistin auf bedrückende Weise greifbar. Der Look des Films mag an manchen Stellen seine billige Herkunft nicht ganz verschleiern zu können, dennoch zeigt Knautz hier eine oft selbstbewusste und stylische Ästhetik, die insgesamt wirklich zu gefallen weiß. Sicher, Knautz ergötzt sich durchaus auch an dem häufig nackten Körper von Kendra, macht das alles aber auf ästhetisch ansprechende und auch natürliche Weise. Die albtraumhafte Wirkung des Films wird zusätzlich durch eine effektive Filmmusik unterstrichen, bei der gerade die oft eingesetzten dissonanten Saxophonklänge die Einsamkeit von Venus auch akustisch wiederspiegeln. Überraschend ist es aber dennoch, dass „Goddess of Love“ eben langsam, bedächtig und intim inszeniert ist und an billigen und ausbeuterischen Thrills nicht interessiert ist. Eigentlich wird es nur am Ende etwas blutig, als Venus Wahnsinn seinen Höhepunkt erreicht, doch auch hier schwingt eigentlich eher eine gewisse Traurigkeit mit. Man fühlt mit dieser Figur, deren Verstand sich zunehmend spürbar zersetzt.

Bild:

In technischer Hinsicht bietet die Blu-ray einige Höhen und Tiefen. Das vermutlich auf digitalen DSLR-Kameras aufgezeichnete Bild ist in hellen Momenten am besten und überzeugt mit einem scharfen und detailreichen Hochglanz-Bild, fällt aber deutlich in dunklen Bereichen ab. Hier zeigt sich nicht nur ein immer wieder ziemlich unscharfes Bild, sondern auch ein verwaschenes und an manchen Stellen leicht fehlerbehaftetes. Insgesamt ist die Bildqualität aber solide, aber auch etwas billig.

Ton:

Auf akustischer Ebene fällt in der Originaltonspur auf, dass die Stimmen etwas lauter abgemischt sein könnten. Der Dynamikbereich zwischen leisen und lauten Stellen fällt recht hoch aus, hier kommt gerne auch der Subwoofer überaus druckvoll und effektiv zur Geltung. An einigen Stellen wird es hier auch immer wieder räumlich, primär bei Musiksequenzen, aber auch durch manche atmosphärische Klänge. Leider liegen keine deutschen Untertitel vor.

Extras:

An Bonusmaterial hat es leider nur der Trailer und eine Trailershow auf die Blu-ray geschafft, die auch für das FSK 18-Siegel verantwortlich sind. Der Film selbst ist ab 16 freigegeben.
Trailer (01:31 Min.)
Trailershow (07:03 Min.)

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6/10
  • 6/10
    Bild - 6/10
  • 6.5/10
    Ton - 6.5/10
  • 0.5/10
    Extras - 0.5/10
5/10

Kurzfassung

Ein wirkungsvoller und erotischer psychologischer Thriller, der eher langsam inszeniert ist und nicht der billige Slasher ist, den das Cover vermuten lässt.

Fazit:

„Goddess of Love“ ist ein überraschend stilvoller und eleganter Filmabtraum, der vor allem mit seiner starken Hauptdarstellerin Alexis Kendra glänzt, die man als echte Entdeckung bezeichnen kann. Viel mehr ist Knautz Film eine halluzinatorisches Psychogramm einer einsamen jungen Frau, die ihren Verstand verliert als billiger Thriller.


von Florian Hoffmann

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