Gelobt sei Gott – Kritik zum DVD Start

Kardinal Barbarin (François Marthouret) bei der Firmung von Alexandres Sohn Gauthier Guérin (Max Libert)
Gelobt sei Gott - Kardinal Barbarin (François Marthouret) bei der Firmung von Alexandres Sohn Gauthier Guérin (Max Libert) © Pandora Film

Die Kritik:

Gelobt sei Gott - DVD Cover
Gelobt sei Gott – DVD Cover © Pandora Film

Ein Thema, das leider kaum an Aktualität verloren hat: Gelobt sei Gott behandelt auf wahren Begebenheiten beruhend den Missbrauch von Priestern an Kindern. Das französische Drama nutzt die echten Namen von Täter und Betroffenen. Die erste Idee einer reinen Doku wurde zwar verworfen und fiktivere Züge kamen bei den Charakteren hinzu. Aufgrund der ungewöhnlichen Herangehensweise bleibt die beobachtende Sicht einer Dokumentation dem Spielfilm jedoch erhalten – und macht damit vieles richtig. Die DVD ist seit dem 27.03.2020 erhältlich.

Alexandre (Melvil Poupaud) hat eine Familie und einen guten Job. Mit seiner Vergangenheit als Missbrauchsopfer hat er sich abgefunden, doch eines Tages holt ihn jene wieder ein. Er beschließt zu handeln, doch alleine bleibt er machtlos – ähnlich wie die Polizei, weil sein Fall verjährt ist.

Die damit beschriebene erste dreiviertel Stunde mit dem eher vorsichtig-biederen Alexandre zeigt das Abblocken der Kirche recht unspektakulär. Der ständige Brief- bzw. Mailtausch stößt dem Zuschauer allerdings schon hier enorm sauer auf, wenn seitens der Kirche höflich und auf vertröstende Art und Weise die Situation verharmlost wird. Ein Durchbruch für Alexandre scheint hier noch weit entfernt.

Alexandre Guérin (Melvil Poupaud) mit seiner Tochter
Gelobt sei Gott – Alexandre Guérin (Melvil Poupaud) mit seiner Tochter © Pandora Film

Erst braucht erst die hartnäckigen und emotional aufgeladenen François (Denis Ménochet) und Emmanuel (Swann Arlaud), die auch dem Film einen guten Drive geben, soweit es die Thematik eben erlaubt. Jedenfalls findet der Zuschauer von nun seine Gefühle widergespiegelt in den toll agierenden Schauspielern.

François und Emmanuel sind ebenfalls Opfer und entscheiden sich für die Sache. Im ständigen Austausch mit der Polizei (die recht nüchtern, teils fast schon desinteressiert wirkt) suchen sie nach noch nicht verjährten Fällen. Dafür gründet die Truppe einen Verein, investiert Zeit und Geld und gibt sich gegenseitig Kraft.

François Ozon: „Schmerz und Gefühl mussten bei jeder Figur anders sein

Alexandre Guérin (Melvil Poupaud)
Gelobt sei Gott – Alexandre Guérin (Melvil Poupaud) © Pandora Film

Diese Wendung mit den letztlich drei Hauptfiguren wird eher in Episoden angeführt. Das ist überaus gelungen, da in kurzer Zeit sehr tief ins Seelenleben geblickt wird. Den Umgang mit der tragischen Vergangenheit verallgemeinert Regisseur Ozon nicht, als dass jedes Opfer das gesamte Leben lang ein Wrack sei. Dies trifft wenn dann nur auf Emmanuel zu. Die tiefen Spuren des Erlebten verarbeiten die Opfer auf verschiedene Arten. Das führt mitunter zu spannenden Wandlungen in den Charakteren, die auch optisch vollzogen werden.

Bild:

Der Film hat es leider nur auf DVD geschafft, entsprechend vermisst wird eine Full HD Auflösung. Zugegeben liegt hier aber auch kein Streifen vor, der an der Bildqualität gemessen wird.

Ton:

Der Ton der DVD ist ohne Makel hinsichtlich Qualität oder Synchronisation. Der Soundtrack ist durch ein paar Chor-Einlagen bestimmt. Ansonsten bleiben einige Dialoge oder Satzfetzen im Gedächtnis, z.B. weil sie bei aller Brutalität so sachlich geschildert werden.

Extras:

Hier gibt es neben einer Trailershow knapp 30 Minuten lang Interviews mit François Ozon und Melvil Poupaud, Deleted Scenes, Infos zu den Licht- und Kostümproben, zur Studiosequenz sowie zu Musikaufnahmen. Insgesamt ist das ganz ordentlich.

Filmwertung
  • 8.5/10
    Film - 8.5/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
8.5/10

Kurzfassung

Aufwühlendes Drama trotz oder gerade wegen dem authentischen „Doku-Style“.

Fazit:

Gelobt sei Gott überzeugt durch viel Empathie und ein pointiertes Schauspiel. Hinzu kommt der interessante Aufbau des Films, der allerdings erst nach gut 45 Minuten an Fahrt gewinnt.

Der Film gehört zu dem Besten, was das französische Kino zu bieten hat. Lest hier weitere hervorragende Filme aus Frankreich.


von Nicolas Wenger

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