
Die Kritik:

„Erwartung – Der Marco Effekt“ ist der mittlerweile fünfte Teil der verfilmten Bücher von Jussi Adler-Olsen. Für die Fans der Filme vermutlich enttäuschend: Die beiden Kommissare werden nicht mehr von Nikolaj Lie Kaas und Fares Fares verkörpert. Auch alle anderen wiederkehrenden Figuren auf dem Präsidium wurden ausgetauscht. Schuld ist der Wechsel der Produktionsfirma. Das ist bedauerlich, denn die Chemie zwischen den Protagonisten stimmte sehr gut und wurden schwarzhumorig und schauspielerisch großartig verkörpert. Jetzt übernehmen Ulrich Thomsen und Zaki Youssef die Rollen als Carl Mørck und Assad im Sonderdezernat Q. Wir berichten, wie gut das funktioniert und bewerten Film, Bild, Ton sowie Extras der Blu-ray, die am 25.08.2022 herauskommt.
Wir starten mit dem jugendlichen Migranten Marco (Lobus Olàh), der im Zug vor der Polizei fliehen will, aber aufgegriffen wird. Jener schweigt beharrlich. Ärgerlich, denn der Junge trägt Unterlagen des lange verschwundenen Ministerialbeamten William Stark bei sich und soll nun von Carl Mørck (Ulrich Thomsen) und Assad (Zaki Youssef) ausgefragt werden. Da diese Spur nicht weiterführt, rollt das Team den Fall weiter auf und befragt alle Beteiligten. Das reißt nicht nur alte Wunden wieder auf, sondern auch die sich bereits in Sicherheit wähnenden Bösewichte werden aktiv…

Ulrich Thomsen trägt die eher schlechten Eigenschaften des Kommissars weiter – insbesondere seine kurz angebunden Kommentare und die scheinbar stetig schlechte Laune. Dennoch konnte Nikolaj Lie Kaas der Figur Sympathie einhauchen. Dazu bekommt die Figur nun in „Erwartung – Der Marco Effekt“ aber schlicht kaum eine Chance. Ähnliches gilt für die Neu-Verkörperung des Assad. Tiefgründigkeit, Humor und Ausstrahlung gehen mit der blassen Neubesetzung leider gänzlich verloren.
Was die Bücher und Filme durch Eigenständigkeit teils weit über den Krimi-Standard hievte, kann bei der filmischen Umsetzung in Teil 5 nicht immer fortgeführt werden. Natürlich muss ein Roman um einige Stellen gekürzt werden – wie gut das gelingen kann, zeigten Teil 1-4. Hier vermag die dünne Story keinerlei Überraschungen parat halten. Die Bösewichte sind erschreckend schnell ausgemacht. Das ergibt eine allzu generische Krimi-Kost, die durch ein ordentliches Tempo zwar gut unterhält, aber nicht mehr. Wenig Dramatik, kein Humor und der schlaffe Spannungsbogen verbieten dies.
Bild:
Die Bildqualität der Blu-ray gefällt, wenn man von einem bewusst dunklen und teils grobkörnigen Bild ausgeht. Sowohl das Dezernat Q als auch die Villa der Bösewichte ist schön schummrig, was eine gute Atmosphäre verleiht. Im Kontrast stehen etwas frischere, kühlere Außenaufnahmen. Die Actionszenen sehen eher realistisch denn spektakulär aus.
Ton:
Beim Start der Blu-ray hört man gleich den emotional-stimmungsvollen Titelsong von Saveus („Traitors“), der dann auch nochmal im Abspann läuft. Dazwischen dominieren die ordentlichen Dialoge. Was in Sachen Action für das Bild gilt, zählt auch hier: Authentizität und Handarbeit.
Extras:
Fehlendes Bonusmaterial trübt den Gesamteindruck noch einmal, nur Trailer sind vorhanden.
Blu-ray Wertung
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6/10
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8/10
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9/10
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1/10
Zusammenfassung
Der Wechsel der Rechte tat der Reihe leider nicht gut.
Fazit:
Vieles was die Reihe fast schon einzigartig machte, geht in Teil 5 verloren. Angefangen bei den Protagonisten, über ausbleibendem Humor bis zum schwachen Spannungsbogen. Nichts, was man im Kino gesehen haben muss, für einen TV-Krimiabend aber absolut ausreichend.
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