EMA – Sie spielt mit dem Feuer – Blu-ray Kritik

Die Kritik:

Reggaeton ist eine Musikrichtung, die sich aufbauend auf Reggae, Dancehall, Hip-Hop, lateinamerikanischen Musikrichtungen und Dance Musik entwickelt hat. Es findet seine Wurzeln in den frühen 1990ern in Lateinamerika. Es ist eine wilde und leidenschaftliche Mischung. Kraftvoll und sexy stellen sich dabei die Bewegungen an dar.

Die Tänzerin Ema (Mariana Di Girolamo) lässt sich ebenfalls mit diesen Attributen beschreiben, sobald sie als Tänzerin in Erscheinung tritt. Tanzen ist für die Titelheldin eine feurige Angelegenheit. Feuer ist hierbei das richtige Stichwort – das Naturphänomen ist sowohl der Antrieb und die emotionale Welt von Ema.

Emas Welt ist gespickt mit Komplikationen. Sie ist mit ihrem zwölf Jahre älteren Tanzchoreographen Gastón (Gael García Bernal) verheiratet. Als Ehepaar haben sie vor nicht allzu langer Zeit einen kolumbianischen Jungen adoptiert, der sich als kompliziert und schwierig herausstellt und Emas Schwester das halbe Gesicht verbrennt. So musste das Paar den Jungen zurück an das Jugendamt geben. Eine Entscheidung, deren Konsequenzen sich wie ein Waldfeuer verbreiten und Ema in allen – sowohl privat als auch beruflich – zusetzt. Emas Schuldgefühle an dieser Entscheidung bringen sie dazu es wiedergutzumachen, doch der Plan nimmt finsterere Züge als man es erahnen könnte.

Eines der bedeutendsten Handlungsmotive ist das Element Feuer. Es begleitet Ema und das Publikum durch diesen Film. Es ist eine Ausstrahlung der emotionalen Welt von Ema. Während sie sehr kühl mit den Personen in ihrer Umwelt verbal interagiert, schaffen es nur drei Dinge ihre Leidenschaften zu entfachen: Tanz, Sex und mit einem Flammenwerfer durch die Gegend zu ziehen. Seien es verschiedene Tanzperformances mit ihrer Gruppe von Freund*innen, der Sexualverkehr mit multiplem Partner*innen oder das Verbrennen von Ampeln oder Autos. Das Feuer steht für Leidenschaft, Wut, Rache oder Lust. Ema ist eine vielschichtige Flamme mit diversen Temperaturstufen.

Ein unverkennbares Merkmal des Films ist das Gespiele mit Tönen. Der Score des Films stammt vom chilenisch-amerikanischen Musiker Nicolas Jaar. Zwischen atmosphärischen Techno-Klängen und wahnsinnig klingenden Walgesängen, schafft Jaar nicht nur eine träumerische Kulisse zu erzeugen, sondern eine sehr verstörende, je weiter der Film und Emas Taten ihren Lauf nehmen. Nicht nur die Hauptfiguren und deren Handlungen machen eine große Veränderung durch, auch der Score ändert sich bei fortschreitender Handlung. Gerade das angesprochene Reggaeton wird macht sich im späteren Verlauf immer mehr bemerkbar, vor allem als Ema mit ihren Freund*innen aus der Tanzgruppe austritt, um ihr eigenes Ding zu machen. Es wird danach wilder und kraftvoller in Emas Leben, dazu begleitend leistet der Sound die restliche Arbeit.

Ema fühlt sich wie ein Antimärchen an. Es gibt keine heldenhafte Figur am Ende dieser Geschichte. Die titelgebende Heldin ist eine Antiheldin, denn das Publikum steht zwar auf ihrer Seite, aber ist gezwungen ihre Handlungen zu hinterfragen. Hinter den leuchtenden Farben der urbanen Pflaster der Hafenstadt Valparaíso verbergen sich komplexe Beziehungsmuster, eine komplizierte Form von Kommunikation, alles unter der Oberfläche von Tanz und Feuer.

Hinweis: Dieser Film war nur als Screener verfügbar. Die Kriterien Bild, Ton und Extras konnten somit nicht berücksichtigt werden.

Fazit:

Ein großartig gefilmtes, melancholisches Machwerk über Beziehung und Macht, mit einer faszinierenden Hauptfigur.