Ein Zug für zwei Halunken: Actionreiches Abenteuer für Lokomotiven-Fans

Ein Zug für zwei Halunken: Shack (Ernest Borgnine) geht brutal gegen Mitfahrer vor
Ein Zug für zwei Halunken: Shack (Ernest Borgnine) geht brutal gegen Mitfahrer vor © Pidax film media Ltd.

Die Kritik:

Ein Zug für zwei Halunken - Blu-ray Cover
Ein Zug für zwei Halunken – Blu-ray Cover © Pidax film media Ltd.

Im Jahr 1933 ist die Große Depression auf ihrem absoluten Höhepunkt. Um sich ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs verdienen zu können, reisen die sogenannten Tramps, umherziehende Obdachlose, verbotenerweise auf Zügen durchs ganze Land. Ass Nr. 1 (Lee Marvin) ist der beste von ihnen und ist schon so weit gefahren wie kein anderer – nur nicht mit Zug Nummer 19. Der steht unter dem Kommando des berüchtigten Shack (Ernest Borgnine), einem sadistischen Lokomotivführer, der es geradezu genießt, seinen Zug mit Hammer und Eisenkette von illegalen Mitfahrern zu befreien. Doch Ass Nr. 1 und der Grünschnabel Cigarette (Keith Carradine) fordern ihn heraus, was zu landesweiten Wetten und einem Duell auf Leben und Tod führt.

Basierend auf dem Roman „Abenteurer des Schienenstranges“ von Jack London (englisch „Emperor of the North“, wie der Film auch im Original heißt) erzählt Regisseur Robert Aldrich („Das dreckige Dutzend“) die Geschichte zweier grundsturer Böcke, die sich von nichts und niemandem etwas sagen lassen. Dabei wissen beide um die Talente und Stärken des jeweils anderen, was von Anfang an für eine spannende Dynamik sorgt, die der Film bis zum Schluss aufrechterhält. Und auch wenn Gut und Böse dabei klar definiert sind, lässt Aldrich lange Zeit offen, wer als Sieger aus dem Duell hervorgehen wird. Das ist auch der Spur Unberechenbarkeit in Form des jungen Cigarette zu verdanken. Der Tramp-Anfänger mit der großen Klappe macht seine fehlende Erfahrung mit umso mehr Arroganz wett und wechselt immer wieder Laune und Seite. Ist er in einem Moment noch gefügiger Lehrling von Ass Nr. 1, will er den legendären Tramp im nächsten schon wieder ausspielen.

Ein Zug für zwei Halunken: Lee Marvin ist Ass Nr. 1
Lee Marvin ist Ass Nr. 1 © Pidax film media Ltd.

Die größte Stärke des Abenteuerfilms sind ohne Zweifel seine beiden Hauptdarsteller. Lee Marvin verleiht seiner Rolle eine gehörige Portion Coolness und Ernest Borgnine, der während seiner 60-jährigen Karriere mit diversen sadistischen Psychopathen glänzen konnte, spielt das auch hier wieder mit Süffisanz und viel Genuss. Sein Shack ist der klassische Schurke, den man liebt zu hassen. Darüber hinaus bringen die 49, bzw. 56 Jahre alten Männer außerordentlich viel physische Präsenz in den Film ein, wenn es darum geht während der Fahrt auf dem Zugdach herum zu spazieren oder zu klettern. Das sorgt für ein ordentliches Maß an Authentizität.

An dieser mangelt es dank des gelungen in Szene gesetzten Mikrokosmos der von zwei Parteien bevölkerten Eisenbahnwelt ohnehin an keiner Stelle. Die diversen Nebendarsteller machen ihre Sache gut und man wird umgehend in die Welt der Nomaden der Krise hineingezogen. Vor allem die alten Eisenbahnzüge werden opulent in Szene gesetzt – als ob Regielegende Robert Aldrich eine seit seiner Kindheit verborgene Leidenschaft endlich ausleben durfte. Womit er es seinem Publikum dankenswerterweise erlaubt, das Gleiche zu tun.

Bild:

Ein Zug für zwei Halunken: Ernest Borgnine als Shack
Ein Zug für zwei Halunken: Ernest Borgnine als Shack © Pidax film media Ltd.

Der Abenteuerfilm von 1972 wurde in ein ordentliches Full-HD-Format nach gegenwärtigem Standard übertragen und kommt mit satter Schärfe daher. Selbst eine längere Sequenz im dichten Nebel wirkt zu keiner Zeit verwaschen.

Ton:

Der Original-Mono-Sound hat leider den Sprung in das digitale Zeitalter nicht komplett geschafft. Streckenweise (Wortwitz nicht beabsichtigt) vermisst man durchaus ein wenig Klarheit, wenn der Sound auch weit davon entfernt ist, schlecht zu sein.

Extras:

Ein sechseinhalbminütiges Making of von 1972 und ein Audiokommentar von Filmhistoriker Prof. Dana Polan geben einen guten Einblick in Film und Hintergrund. Zusammen mit einer zweieinhalbminütigen Slideshow und mehreren Trailern stellt das voll und ganz zufrieden, wenn man bedenkt, dass der Film nicht zu den großen Klassikern gehört und entsprechend wenig Material vorliegt. Ein schöneres Menü, das individueller auf den Film zugeschnitten ist, hätte Pidax allerdings ruhig bauen können.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 7/10
    Ton - 7.0/10
  • 8/10
    Extras - 8.0/10
8.3/10

Kurzfassung

Beeindruckende Aufnahmen, erstklassige Darsteller und großes Abenteuerkino in ordentlicher Blu-ray-Qualität.

Fazit:

Zwei Hauptdarsteller in absoluter Höchstform spielen in einer echten Abenteuergeschichte vor realem Hintergrund auf. Man bekommt viel klassischen Hollywood-Charme, beeindruckende Lokomotivaufnahmen und eine Prise Humor. Auch die BD-Erstveröffentlichung dieses fast vergessenen Klassikers kann sich sehen lassen.


von Matthias Pasler

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