Die Tochter des Teufels – Blu-ray Kritik

Die Tochter des Teufels: Kat (Kiernan Shipka)
Die Tochter des Teufels: Kat (Kiernan Shipka) © Koch Films

Die Kritik:

Die Tochter des Teufels Blu-ray Cover
Die Tochter des Teufels Blu-ray Cover © Koch Films

Das Regiedebut „Die Tochter des Teufels“ von Oz Perkins mit Kiernan Shipka und Emma Roberts in den Hauptrollen projiziert eine düstere und beklemmende Tour de Force durch die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele und sorgt für haarsträubendes Atmosphärekino.

Es ist Ferienzeit im Katholischen Mädcheninternat Bramford und alle fahren zu ihren Familien in die Heimat. Bis auf Kat (Kiernan Shipka, „Carriers“) und Rose (Lucy Boynton, „Sing Street“), bei denen sich aus unterschiedlichen Beweggründen die Abreise verzögert. Kat wartet vergeblich auf ihre Eltern während Rose absichtlich zwei Tage länger unter einem falschen Vorwand bleibt um sich ungestört einer delikaten Angelegenheit annehmen zu können. Gemeinsam mit zwei älteren und undurchsichtigen Hausdamen bleiben sie auf dem ländlich gelegenen Anwesen zurück und werden fortan von merkwürdigen Vorkommnissen heimgesucht.

Vermeintlich zur selben Zeit befindet sich die introvertierte Joan (Emma Roberts, „Nerve„) auf dem Weg nach Bramford und begegnet unterwegs einem Pärchen fortgeschrittenen Alters das in dieselbe Richtung fährt. Der tiefgläubige Ehemann Bill (James Remar, „Dexter“) erklärt sich aufgrund eines aufziehenden Sturms offenherzig bereit, das durchgefrorene und ungewöhnlich stille Mädchen mitzunehmen. Dies gefällt seiner verbitterten Frau Linda (Lauren Holly, „Was Frauen wollen“) überhaupt nicht, und die Situation spannt sich immer mehr an, je näher sie dem Ziel kommen.

Die Tochter des Teufels: Kat (Kiernan Shipka)
Die Tochter des Teufels: Kat (Kiernan Shipka) © Koch Films

„Die Tochter des Teufels“, oder im Originaltitel „The Blackcoat’s Daughter„, kommt mit einem Minimum an Effekten und Schauspielern aus, verzichtet auf überladene Action und beschränkt sich auf Monologartige Dialoge, was dem Ganzen eine bizarre Note verleiht. Man möge sich jetzt fragen was von einem Film noch groß übrig bleibt wenn weder viel passiert, noch viel erzählt wird. Die Antwort lautet: Eine ganze Menge. Dadurch, dass die Gangart von Beginn an sehr ruhig und die Zusammenhänge noch gänzlich im Verborgenen bleiben wird immens an der Spannungsschraube gedreht. Die wie paralysiert wirkende Kat, schier lebendige Schatten, die sie ständig zu umgeben scheinen, die düsteren und kalten Gemäuer und die zwielichtigen Bediensteten werden begleitet von einem krassen Wechselspiel aus fast schon penetranten Sounduntermahlungen und totaler Stille und erzeugen so ein permanent anhaltendes Gefühl von Beklemmung. Kiernan Shipka verkörpert durch scheinbar vollkommene Geistesabwesenheit eine so undefinierbare Bedrohlichkeit, dass es für den Zuschauer lange schwer zu erfassen ist, welche Art Gefahr eigentlich von ihr ausgeht. Sie spielt sehr überzeugend und besonders hervor sticht die Fähigkeit Emotionen ausschließlich über die Augen transportieren zu können.

Die Tochter des Teufels: Joan (Emma Roberts)
Die Tochter des Teufels: Joan (Emma Roberts) © Koch Films

In komplettem Gegensatz dazu steht Rose, die sich mit einem schon fast normalen Problem einer jugendlichen Teenagerin in einer Beziehungskrise herumplagen muss. Trotzig, rebellisch und unnahbar schlägt sie sich durchs Leben und versucht auch die deutlich jüngere Kat mit abwertenden Sprüchen loszuwerden, was nur bedingt von Erfolg gekrönt ist. Die Geschichte rund um Lucy Boynton versucht in der tristen und trostlosen Allgemeinsituation durch die Darstellung der Normalität ein kleiner Lichtblick zu sein, ist für die eigentliche Story eher nebensächlich, aber nicht überflüssig. Die dritte weibliche Hauptperson Joan, distanziert und undurchsichtig gespielt von Emma Roberts, will mit dem Bus nach Bramford, und begegnet dem Paar Bill und Linda, die sie schließlich mitnehmen. Ihre Beweggründe, genauso wie die von Joan, warum sich die drei auf dem Weg in das kleine, unscheinbare Dorf befinden, kann man lediglich erahnen. Joans Geschichte wird ausschließlich durch kurze dialogfreie Flashbacks erzählt, was als stilistische Verfeinerung hervorragend funktioniert. Sie spricht nicht viel und wenn doch beschränken sich ihre Antworten auf kurze, knappe Worte.

Alle drei Erzählebenen steuern auf einen Strudel aus Gewalt, Tod und Wahnsinn hin und überraschen mit unvorhersehbaren Twists und einer Auflösung, die nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Besonders hervorzuheben sei die seltene aber wenn dann explizite Darstellung der Morde, die meiner Meinung nach die FSK 16 übersteigt.

Bild:

Die Tochter des Teufels: Mr. Gordon (Peter James Haworth)
Die Tochter des Teufels: Mr. Gordon (Peter James Haworth) © Koch Films

Das Bild ist in Blu-ray-würdigem 1080p HD und zeigt sich durch Grautöne dominierende Farben, was eine kalte und drückende Stimmung erzeugt. Trotz dem finstren Grundton ist selbst in den dunkelsten Momenten alles gestochen scharf zu erkennen und bietet keinen Raum zur Beanstandung.

Ton:

Der Ton ist, passend zum Rest des Films, sehr schaurig und durch das bereits oben erwähnte krasse Wechselspiel zwischen bizarren Klänge und absoluter Totenstille baut sich nach und nach zusätzlich eine Symphonie des Grauens auf, die oftmals surreal verzerrt wirkt. Dies wird durch den DTS HD-Master Audio 5.1 treffsicher transportiert und rundet das Gruselspektakel noch ab.

Extras:

Weniger spektakulär sind jedoch die gebotenen Extras, die neben Trailern und einem Making Of sowie einem Audiokommentar des Regisseurs eher mickrig sind.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9.0/10
  • 8/10
    Bild - 8.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 3/10
    Extras - 3.0/10
8/10

Kurzfassung

Kleiner, böser Gruselschocker, der großen Konkurrenten wie Sinister und Conjuring in Sachen Spannung und Tiefgang locker das Wasser reichen kann.

Fazit:

„Die Tochter des Teufels“ punktet mit einer fast greifbarer Spannung, einem unvorhersehbaren Plot und einigen perfekt platzierten Twists, die kleinere Logiklöcher durchaus verzeihen können. Die Darsteller, sehr wenige aber ausreichend an der Zahl, leisten hervorragende Arbeit und spielen ihre Rollen so undurchsichtig, dass es Spaß macht zu sehen wo die Reise der Akteure hingeht. Gewöhnungsbedürftig ist sicher die Dialogarmut und die unangenehme Stille, die in diesem Atmosphäredominierenden Kunstwerk bemerkbar ist, aber dieses Stilmittel verleiht den in fast schon traumartig daherkommenden spontanen Gewaltausbrüchen eine groteske Wechselwirkung, die es meines Erachtens nach einzigartig macht. Für mich persönlich der beste Vertreter dieses Genres seit Langem und eine perfekte Abwechslung zu Conjuring und Co.


von Christoph Berger

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