Die Pest – Staffel 1: Blu-ray Kritik – Mörderjagd zur Zeit der spanischen Inquisition

Szene aus Die Pest
Szene aus Die Pest © polyband Medien GmbH

Die Kritik:

Die Pest - Blu-ray Cover
Die Pest – Blu-ray Cover © polyband Medien GmbH

Mit der sechsteiligen Miniserie „Die Pest“ schuf der spanische Mörderland-Regisseur Alberto Rodriguez eine finstere Kriminalgeschichte rund um die Jagd nach einem Serienmörder zur Zeit der spanischen Inquisition, der unter dem Deckmantel der um sich greifenden Pest tödlich sein Werk verrichtet.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts droht in einem Randbezirk Sevillas, einem Knotenpunkt für den Überseehandel mit der „Neuen Welt“, erneut die Pest auszubrechen. Nur seine Gewinne im Auge habend versucht der einflussreiche Kaufmann Luis (Paco Léon) die Quarantäne, die droht sobald ein Ausbruch öffentlich wird, ein paar Tage hinauszuzögern, bis eins seiner Handelsschiffe im Hafen eingetroffen ist. Zeitgleich kommt der zum Tode verurteilte und gesuchte Ketzer Mateo Núnez (Pablo Molinero), der vor der Inquisition aus der Stadt geflohen ist, dem letzten Willen eines verstorbenen Freundes nach, in dem dieser ihn darum bittet, sich seines Bastards Valerio (Sergio Castellanos) anzunehmen und ihn sicher aus dem verseuchten Sevilla zu schaffen. Das erweist sich aber als schwieriger als gedacht, denn der Junge, den man in den Straßen aufgrund seiner auffallend blassen Haut als böses Omen fürchtet, erweist sich als widerspenstig und eigensinnig. Bevor also Mateo das Versprechen einlösen kann, wird er vom Generalinquisitor der Katholischen Kirche, Celso de Guevara (Manolo Solo), gefasst und mit einem Deal überrascht: Sollte es Mateo, der sich einst im Krieg bewährt hat, gelingen einen Serienmörder dingfest zu machen, der neben der Pest die Menschen Sevillas mit okkulten Symbolen und verstümmelten Leichen in Angst und Schrecken versetzt, kommt er frei und das Urteil gegen ihn würde aufgehoben werden. So begibt er sich auf die Jagd nach dem brutalen Mörder, und kommt einer Verschwörung auf die Spur, die sich bis in die höchsten gesellschaftlichen Kreise zu reichen scheint.

Tomás del Estal und Paco León in Die Pest
Tomás del Estal und Paco León in Die Pest © polyband Medien GmbH

Die Pest geht circa 300 Minuten und siedelt sich im Bereich Mystery/ Historienkrimi an. Die einzelnen Folgen, sechs an der Zahl, verteilt auf zwei Discs, bewegen sich zwischen 45 und 55 Minuten und vergehen trotz der sehr ruhigen und gediegenen Erzählstruktur kurzlebig und schaffen es immer irgendwo interessant zu sein. Die Kulissen sind zeitgemäß und detailverliebt, was sich besonders in der Darstellung des Elendsviertel der spanischen Metropole und den Zustandsentsprechenden Problematiken wie Hygiene, Hunger, Krankheit und Kriminalität gegen Ende des 16. Jahrhunderts widerspiegelt. Auch sind viele Parallelen zum englischen Whitechapel und den Morden des Rippers festzustellen, was der Stimmung schon etwas Vertrautes anhaften lässt. Was das Setting und die Kostüme anbelangt braucht diese europäische Produktion sich keineswegs hinter US Vertretern zu verstecken, was vor kurzem erst The Frankenstein Chronicles aus Großbritannien unter Beweis stellte.

Sergio Castellanos in Die Pest
Sergio Castellanos in Die Pest © polyband Medien GmbH

Die Darsteller agieren glaubhaft und treiben die Handlung voran, sind aber für eine nähere Identifikation leider zu eindimensional und ungenügend durchleuchtet. So vermisst man beispielsweise mehr Hintergrundwissen zum Hauptcharakter Mateo, dessen Verkörperung durch Pablo Molinero zwar nicht störend auffällt, aber auch nicht zum Sympathieträger herreicht. Oft sind seine Handlungen und Verhaltensmuster nicht nachvollziehbar und man hat das Gefühl, dass er mehr zufällig auf die richtigen Spuren stößt, als dass er dafür besonders talentiert ist. Etwas anders steht es da um Sergio Castellanos. Seine Darstellung als gefürchteter und gleichzeitig suchender Valerio mit der weißen Haut wirkt mindestens genauso interessant wie unberechenbar. Diese Eigenschaften halten den Spannungsbogen aufrecht und sorgen für die ein oder andere unerwartete Wendung. Sein Buhlen um die Liebe der geheimnisvollen Leandra (Lupo del Junco) lockert das triste und trostlose Gesamtbild der Serie ein wenig auf und wirkt sich auch in vielen Situationen effektiv auf ihn und den Handlungsverlauf aus.

Zensur: Das Leben im 16. Jahrhundert war bekanntermaßen kein Zuckerschlecken und genau das zeigt Die Pest schonungslos und erstaunlich explizit. Nicht nur die Darstellung der Gewalt von und gegenüber Kindern ist teils harter Tobak. Sowohl die Opfer der Pest als auch die des Mörders werden sehr detailliert gezeigt und auch die authentischen Wunden und Verletzungen sind nichts für Zartbesaitete. Hierzulande in ungeschnittener Form ab 16 freigegeben, was meiner Meinung nach allein aufgrund der Involvierung von Kindern eine doch recht fragliche Freigabe darstellt.

Bild:

Szene aus Die Pest
Szene aus Die Pest © polyband Medien GmbH

Das Bild ist im Format 1,78:1 (16:9) 1080p und eins der stärksten Elemente der Serie: Die Kameraführung vermittelt das Gefühl, als würde man selbst durch die dunklen, mit Unrat und Exkrementen gepflasterten Gassen geführt werden und als stiller Beobachter die Abscheulichkeiten, die dort passieren, miterleben. Die ruhige Kameraführung und die kristallklaren Farben tun ihr übriges, um das Bild abzurunden.

Ton:

Der Ton ist in zwei Tonspuren (deutsch und spanisch) im DTS-HD 5.1 und unterstützt das Gezeigte noch einmal tatkräftig. So ist jede Sounduntermalung in nahezu jeder Szene perfekt angepasst, und verstärkt viele ohnehin schon intensive Momente um ein vielfaches. Die Höhen und Tiefen sind ausgewogen und auch das Tonverhältnis ist im Gleichgewicht.

Extras:

Extras gibt es keine.

Blu-ray Wertung
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
8.3/10

Kurzfassung

Atmosphärisch inszenierte Mörderjagd zur Zeit der spanischen Inquisition.

Fazit:

Die Pest Staffel 1 wurde von der Presse überschwänglich gelobt und ist eine der erfolgreichsten Serienproduktionen Spaniens. Die Stärken liegen vorwiegend im Setting, im Aufbauen spannender Momente und dem ruhigen Erzählstil. Wie bereits erwähnt sind an einigen Stellen die Charaktere ausbaufähig, reichen aber aus um die Handlung mit zu tragen ohne allzu negativ aufzufallen. Die Atmosphäre spiegelt sehr gut die damaligen Zustände und sozialen Problematiken wieder, ohne dabei zu überdramatisieren oder ins Utopische abzudriften. Mir persönlich hat Die Pest gut gefallen, auch wenn sie aufgrund des verhältnismäßig schwachen Protagonisten nicht ganz an bspw. The Frankenstein Chronicles ranreicht. In Staffel 2, die für Mitte 2019 angekündigt wurde, bekommt Alberto Rodriguez noch einmal die Gelegenheit seinen Charakteren mehr Tiefe zu verleihen und ich denke ich bin nicht der einzige, der sicher gern einen Blick riskieren wird.


von Christoph Berger

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