Der Tatortreiniger – Blu-ray Kritik zur kompletten Serie

Die Kritik:

Heiko „Schotty“ Schotte ist der Tatortreiniger. Er fährt von Tatort zu Tatort, von scheußlichem Verbrechen zu noch grausameren Taten und muss den Dreck wegmachen, den man sonst im normalen Leben nicht einmal unbedingt im Fernsehen sehen möchte. Dabei trifft er auf die verschiedensten Charaktere und wirft uns in eine jeweils 25-minütige Unterhaltung über die unterschiedlichsten und universellsten philosophischen Fragen der Menschheit. Dabei immer darauf bedacht einen nachhaltigen Gedanken im Zuschauer zu pflanzen. In 31 satirischen, kafkaesken Episoden auf sieben Staffeln verteilt, ist genug Platz um so einige Themen nicht unerwähnt zu lassen. Ob das nun die Prostitution, das spießige Beamtentum oder eben die im Rollstuhl sitzende Extremveganerin ist. Interessanterweise lassen es sich auch einige deutsche Prominente, wie etwa Oli Schulz, nicht nehmen einen Gastauftritt in der fast schon Kult gewordenen Satire zu machen. Während in den frühen Staffeln zunächst auch kein Zusammenhang zwischen den Folgen besteht, gibt es später eine kleine, allumfassende Geschichte. Doch aufgepasst, es kommt keine einfache Binge-Serie auf Sie zu, sondern eine Serie, die unterhält und die man dennoch noch Tage lang im Kopf behält.

Der Hauptdarsteller Bjarne Mädel ist hier dann auch das Alleinstellungsmerkmal. Genial einfach und unterschwellig witzig verkörpert er Schotty, der vielleicht auf den ersten Blick nicht allzu intelligent ist, aber sich aus seiner gutbürgerlichen Situation immer wieder aufs Neue gut in die Situation des Gegenübers hineinversetzen will und teilweise auch kann. Diesen Denkprozess, diese Wandlung auf beiden Seiten ist die Quintessenz der Serie und der Grund warum sie so beliebt ist. Im Übrigen hat man es geschafft einen Berufszweig zu wählen, der nicht offenkundig erscheint. Wer trifft bei seinem Beruf viele, verschiedene Persönlichkeiten? Man wäre sicherlich nicht zuerst auf einen Tatortreiniger gekommen. Eher ein Polizist oder Taxifahrer oder gar ein Sozialarbeiter, aber kein Tatortreiniger. Bjarne Mädel ist dabei vor allem in komödiantischen Kontext kein Neuling. Spätestens seit seiner Paraderolle als Ernie in der deutschen „The Office“-Adaption „Stromberg“ ist er in der deutschen Film- und Serienlandschaft Kult. Auch der Film „25 km/h“ mit Lars Eidinger und Mädel war eine willkommene Abwechslung in der deutschen Mainstream-Kinolandschaft und auch die erfolgreiche deutsche Netflix-Serie „How to sell drugs online (fast)“ kommt nicht ohne einen Auftritt von Bjarne Mädel aus.

Hinter der deutschen Erfolgsserie steckt der Norddeutsche Rundfunk – genau die öffentlich-rechtliche Anstalt, die es in den letzten Jahren vermehrt geschafft hat auch eine jüngere Zielgruppe zu erreichen. Mit „Der Tatortreiniger“ ist die Symbiose gelungen: Ob jung oder alt, jeder scheint diese Sendung zu mögen und jeder scheint für sich etwas daraus mitzunehmen. So ist es keine Überraschung, dass die Serie mit Preisen überhäuft wurde. Sie konnte den Grimme-Preis, den Deutschen Comedypreis, den Jupiter-Award und den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis gewinnen. Wer also denkt, die Serie wäre etwas für die klassische Zielgruppe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, sollte sich von dieser Vorstellung schnell verabschieden. Genauso universell wie die Themen in den 31 Folgen ausfallen, ist auch die Zuschauerschaft der Serie.

Bild:

Die 1080p-Auflösung der Blu-ray ist optimal, um den Tatortreiniger auf dem heimischen Fernseher werkeln zu lassen.

Ton:

Es ist eine deutsche Originalfassung verfügbar, welche sich auch auf einer Heimkinoanlage sehr gut anhört.

Extras:

Da es sich hier um eine Komplettbox handelt, sind entsprechend viele zusätzliche Inhalte verfügbar. Mit Interviews, Behind The Scenes und ähnlichem bekommen wir einen breiten Einblick hinter die Kulissen.

Fazit:

Alles in allem ist „Der Tatortreiniger“ eine Comedy-Serie, die mit ihrem Witz nicht hinterm Berg hält, aber dessen komödiantisches Können auch nicht auf die Nase gedrückt wird. Es ist vielmehr das Unterschwellige, die abstrusen Situationen, die einen hier zum Schmunzeln und zum Lachen bringen. Dabei folgen aber auch immer wieder Momente, in denen einen ein Kloß im Hals wächst und man durchaus auch seine eigenen Prinzipien hinterfragt. „Der Tatortreiniger“ ist eine großartige Serie, die durchaus noch bekannter sein sollte.