Der Spion – Spionagethriller, der positiv überrascht

Der Spion - Benedict Cumberbatch
Der Spion - Benedict Cumberbatch © Eurovideo

Die Kritik:

Nachdem „Der Spion“ in den Kinos durch das Überangebot an Filmen rasch verdrängt wurde, startet er am 23. November auf Blu-ray und DVD. Die Geschichte mag auf den ersten Blick nicht originell wirken, jedoch verbirgt sich hinter „Der Spion“ ein Geheimtipp mit Starbesetzung.

Der Spion - Blu-ray
Der Spion – Blu-ray © Eurovideo

„Der Spion“, oder im Original „The Courier“ spielt am Anfang der 60er Jahre. Zwischen den UdSSR und den Vereinigten Staaten herrscht durch das stetige Aufrüsten von Atomwaffen Spannung, die in der Kubakrise ihren Höhepunkt findet. Der britische Kaufmann Greville Wynne (Benedict Cumberbatch) wird von der CIA und dem britischen Auslandsgeheimdienst MI-6 als Spion rekrutiert. Wynne erhält die Aufgabe mit dem sowjetischem Oberst Oleg Penkowski in Verbindung zu treten, der wegen seinen an die westlichen Mächte gesendeten Geheiminformationen immer mehr in Gefahr gerät. Geprägt von der nicht anhaltenden Angst vor einem atomaren Krieg und dem Risiko aufzufliegen, versuchen die Beiden eine Eskalation zu verhindern und Penkowski eine Flucht in den Westen zu ermöglichen.

Den Film könnte man dabei in zwei Kapitel einteilen. Das erste Kapitel handelt hauptsächlich von dem Schmuggeln der Informationen mittels Paketen nach Großbritannien. Im Zweiten dann um den Versuch, Penkowski in den Westen überlaufen zu lassen. Schnell wird klar, welcher Bedrohung Wynne und Penkowski ausgesetzt sind. Die omnipräsente Angst aufzufliegen, sitzt ihnen bei jeder Tat im Nacken. Trotzdem schaffen sie es, sich entgegen den widrigen Umständen anzufreunden. Was in den ersten Minuten bereits auffällt, ist der konsequent umgesetzte Stil der 1960er Jahre. Das Kostümdesign, die Schauorte sowie die Einblendungen von Archivmaterial erzeugen einen authentischen Look, der sehr bedacht an die Geschichte angepasst wurde. Das Bild ist dabei in neutralen Farben gehalten, die Aufmerksamkeit soll auf der Geschichte liegen. Diverse originale Requisiten und auch Flugzeuge aus der damaligen Zeit kommen zum Einsatz.

Besonders bemerkenswert ist die Entscheidung sich immer wieder auf die Familien der Figuren zu konzentrieren. Die Frauen sind uninformiert über die Taten ihrer Manner und leiden sichtbar unter der politischen Situation. Sheila Wynne (Jessie Buckley) fürchtet, dass sich hinter den Geschäftsreisen ihres Mannes eine Affäre verbirgt. Die Angst vor einem Atomangriff prägt sich noch deutlicher aus, da ihr Mann ständig verreist und somit sie mit ihrem Sohn zurückgelassen wird. Dadurch erhält man einen klaren Einblick in das interfamiliäre Drama, welches sich zu dieser Zeit abgespielt hat. Momente wie diese passieren öfters in „Der Spion“ und zeugen von Dominic Cookes Verständnis für die Figuren.

Der Spion - Rachel Brosnahan
Der Spion – Rachel Brosnahan © Eurovideo

Die zweite Hälfte ist für mich klar stärker. Wynne versucht einen riskanten Plan durchzuführen, um die Familie Penkowski zur Flucht zu helfen. Wynne will ihn nicht seinem Schicksal überlassen und riskiert damit sein eigenes Leben. Die Figuren sind dabei sehr menschlich und handeln oft aus Nächstenliebe. Ohne weiter auf die Handlung einzugehen, durchlebt Wynne Momente, die spannend sowie tieftraurig sind. Cumberbatch, sowie seiner Figur widerfährt ein wirklich beängstigender Wandel. Vor allem der letzte Dialog bleibt am meisten im Kopf.

Insgesamt ist der Cast makellos. Cumberbatch verkörpert seine Rolle mit Bravour und darf am Ende alles zeigen, was er kann. Aber auch Merab Ninidze, der den Oberst Penkovsky verkörpert braucht sich nicht verstecken. Der ständige Überwachungswahn führt zu einem Gefühl von Beklemmung, die er auch an das Publikum transportiert. Die Zwei haben eine großartige Chemie zueinander, in keiner Szene habe ich ihre tiefgehende Freundschaft angezweifelt. Die Figur der CIA Mitarbeiterin Emily Donovan gab es in der Realität nicht. Die junge Frau steht im Kontrast zu der alteingesessenen Mi-6 und symbolisiert die Frische der CIA. Die von Rachel Brosnahan gespielte Figur ist eine wirkliche Bereicherung für den Film.

Der Spion - Merab Ninidze
Der Spion – Merab Ninidze © Eurovideo

Doch trotz der Lobeshymne ist der Film nicht perfekt. Die Kritik am Vorgehen der Westmächte hätte größer ausfallen können. Außerdem hätte dem Film die ein oder andere Kürzung gutgetan. Vor allem in der ersten Hälfte sind mir Ungereimtheiten aufgefallen, die aber durch den starken zweiten Teil ausgeglichen werden. Am Ende bleibt für mich ein Spionagethriller übrig, der vor Allem durch hochklassiges Schauspiel und schönes Setdesign glänzt. Eine vollkommen akkurate Darstellung der Realität erhält man nicht, trotzdem sollten Fans vom Trailer und Filmen wie „Bridge of Spies“ auf ihre Kosten kommen.

Bild:

„Der Spion“ überzeugt mit einem großartigen Setdesign, einem konsequent umgesetzten 60er Jahre Look und wertig gefilmten Schauplätzen. Optisch keine Revolution, trotzdem gibt es nichts auszusetzen.

Ton:

Neben der deutschen Synchronisation ist die englische Tonspur enthalten. Klassische Musik, sowie Lieder aus dem östlichen Raum unterstreichen die Geschichte. Der Einsatz von Musik ist immer an den Handlungsort angepasst und erzeugt eine tolle Atmosphäre. Anfangs eher zurückhaltend, zum Ende hin spielt sie aber richtig auf.

Extras:

Neben dem Trailer zum Film gibt es ein 30-minütiges Making Of. Darin wird einem die Entstehungsgeschichte kurz erläutert, sowie Entscheidungen über Cast, Setdesign, Regieentscheidungen und mehr nähergebracht.

Blu-ray Wertung
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 7/10
    Extras - 7/10
8/10

Kurzfassung

Sehenswerter Spionagethriller mit tollem Cast.

Fazit:

Hochprofessionelles Schauspiel sowie eine optisch gelungene Aufarbeitung der 60er Jahre machen „Der Spion“ zu einem wirklich sehenswerten Spionagethriller, der ohne Glamour die Aktivitäten von Spionen sowie die möglichen Konsequenzen zeigt.


von Thomas Stadler

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