Der Sex Pakt – Blu-ray Kritik: Nur American Pie mit Girls?

Der Sex Pakt: Sam (Gideon Adlon), Julie (Kathryn Newton) und Kayla (Geraldine Viswanathan)
Der Sex Pakt: Sam (Gideon Adlon), Julie (Kathryn Newton) und Kayla (Geraldine Viswanathan) © Universal Pictures

Die Kritik:

Der Sex Pakt Bluray Cover
Der Sex Pakt: Bluray Cover © Universal Pictures

Vor fast zwanzig Jahren waren es Jim, Oz, Kevin, Stifler und Paul, die einen Pakt schlossen, vor ihrem Abschlussball ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Diese Prämisse nimmt sich auch „Der Sex Pakt“ zum Vorbild, variiert sie aber mit einer weiblichen Besetzung. Doch im Regie-Debüt von „Pitch Perfect“-Autorin Kay Cannon geht es nicht nur um das Rennen um den Verlust der Jungfräulichkeit, sondern auch um die Perspektive der besorgten Eltern von Julie (Kathryn Newton), Kayla (Geraldine Viswanathan) und Sam (Gideon Adlon). Diese (Leslie Mann, John Cena & Ike Barinholtz) kriegen Wind von dem Plan und machen sich gemeinsam auf den Weg, ihre geliebten Kinder vor dem drohenden Geschlechtsverkehr zu bewahren.

Das ist ein ganz nettes Konzept, das Kay Cannon durchaus mit Herz und Schwung angeht, aber leider auch in wenig überraschendem und unlustigem Vulgär-, Fäkal- und Kotzhumor untergehen lässt. Auch wenn die Besetzung hier mit sichtbarer Freude ans Werk geht, wirkt der Humor wenig einfallsreich und dafür umso bemühter, wodurch er sich einfach selten in echte Lacher ummünzt. Der Versuch, einen weiblichen und sehr modernen Spin auf die „American Pie“-Formel umzusetzen ist durchaus löblich und funktioniert auch, jedoch fehlt es dem Film schlichtweg am nötigen Charme, an Kreativität und Leichtigkeit. Das ist schade, denn die Idee, junge Frauen ihrer eigenen Sexualität nachgehen zu lassen, ohne in irgendeiner Weise moralisch zu werden, ist ein bemerkenswerter und selbstverständlicher Schritt in die richtige Richtung. Die progressive Natur des Films ist auch darin zu erkennen, dass die amerikanische Realität im Film endlich anerkannt wird, denn hier präsentiert sich auf wunderbar organische Weise ein Ensemble mit reichlich Diversität. Abgesehen davon ist auch erwähnenswert, dass Sam eben nicht zwingend am männlichen Geschlecht interessiert ist, sondern eher Gefallen an Angelica (Ramona Young) gefunden hat. Auch hier bewahrt sich der Film seine Selbstverständlichkeit und wird nicht zum botschaftenschwangeren Message-Movie.

Der Sex Pakt: Hunter (Ike Barinholtz), Lisa (Leslie Mann) und Mitchell (John Cena)
Der Sex Pakt: Hunter (Ike Barinholtz), Lisa (Leslie Mann) und Mitchell (John Cena) © Universal

Immer wieder wirkt der Film aufrichtig und sensibel im Umgang mit seinen Figuren und der durchaus wahrhaftigen Geschichte, jedoch wirkt der Holzhammer-Humor mit seinen Kotzarien und Biereinläufen so, als müsste man seiner Zielgruppe krampfhaft gerecht werden. Der angedeutete John Hughes-Touch (man beachte das „Sixteen Candles“-Poster im Hintergrund) wird so natürlich konsequent ertränkt. „Der Sex Pakt“, der im Original „Blockers“ heißt und damit auf die Sex-Unterdrückungstaktiken der Eltern anspricht, erzählt nämlich auch von den Eltern, die ironischerweise viel weniger erwachsen als ihre reifen, selbstbewussten und -bestimmten Kinder wirken. So kommt Julies alleinerziehende Mutter Lisa nicht damit zurecht, dass ihre Tochter sie wohl in Chicago (ein weiterer Hughes-Verweis) zurücklassen will, um in Los Angeles zu studieren. Mit den etablierenden Homevideos der Töchter im Kindesalter zu Beginn will der Film nämlich ganz deutlich das Problem des Loslassens thematisieren. Das zieht sich durch den gesamten Film, denn unter dieser Problematik leiden alle drei Eltern, die nicht damit klarkommen, dass ihre Kinder viel zu schnell erwachsen wurden.

Vor allem die ewig unterschätzte Leslie Mann überzeugt hier mit subtilen und glaubwürdigen Zwischentönen, während John Cena erneut in komödiantischer Hinsicht solide zu überzeugen weiß und Ike Barinholtz neben Mann den wohl komplexesten Part spielen darf. Er ist nämlich nur scheinbar der untreue Ehemann, der seine geliebte Tochter zurückgelassen hat. „Der Sex Pakt“ hat gute Intentionen und einen liebevollen Kern, schade also, dass der Film dann so bemüht, ermüdend und leer daherkommt. Mit derart recycleten Gags erreicht man leider nicht den Kultstatus, den man wohl gerne anstreben würde.

Bild:

Der digital aufgezeichnete „Sex-Pakt“ verfügt über eine ansehnliche Standard-Ästhetik, die wenige besondere Akzente setzt. Das heißt nicht, dass die Blu-ray nicht astrein umgesetzt ist. Hier präsentieren sich lebhafte und strahlende Farben, die perfekt abgestimmt sind, starke Kontraste und Schwarzwerte und sehr gute Schärfe- und Detailwerte.

Ton:

Auch in akustischer Hinsicht gibt es bei der Blu-ray nichts zu bemängeln. Der Film ist dialogreich und entsprechend frontlastig abgestimmt. Hier überzeugt die Tonspur mit Präsenz, bester Klarheit und Verständlichkeit, während Umgebungsgeräusche eher subtil verteilt werden. Musik ertönt an einigen Stellen voluminös und mit Punch, auch sonst darf der Subwoofer mal sachte einschreiten. Insgesamt eine sehr solide und standesgemäße Umsetzung.

Der Sex Pakt: Eine Gruppe Teenager feiert dem Abschlussball und dem "ersten Mal" entgegen
Der Sex Pakt: Eine Gruppe Teenager feiert dem Abschlussball und dem „ersten Mal“ entgegen © Universal Pictures

Extras:

Das Bonusmaterial fällt wie von Universal-Komödien gewohnt abwechslungsreich und kurzweilig aus. Die drei unveröffentlichten Szenen kann man sich sparen, recht spaßig sind Gag Reel und Line-O-Rama. Dazu kommen diverse Kurzfeaturettes, die bestimmte Aspekte des Films beleuchten, aber auch Comedy-Exkursionen mit den Darstellern Ike Barinholtz und John Cena bieten. Abgerundet werden die soliden Extras vom Audiokommentar der Regisseurin Kay Cannon.
Unveröffentlichte Szenen (02:34 Min.)
Gag Reel (02:39 Min.)
Line-O-Rama (07:26 Min.)
Rettungsmission (05:14 Min.)
Der Abschlussball (06:37 Min.)
Die Geschichte des Sex mit Ike Barinholtz (02:06 Min.)
John Cenas Abschlussball-Überlebenstipps für Eltern (02:35 Min.)
Trink! Trink! Trink! (03:20 Min.)
Kotzeritis (02:02 Min.)
Filmkommentar mit Regisseurin Kay Cannon

Blu-ray Wertung
  • 5.5/10
    Film - 5.5/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 6.5/10
    Extras - 6.5/10
7/10

Kurzfassung

„Der Sex-Pakt“ transportiert „American Pie“ in die Gegenwart und zeigt einen progressiven Blick auf die Gelüste weiblicher Teenager und den Ängsten ihrer Eltern – mit Herz, aber ermüdendem tiefergelegtem Humor

Fazit:

Eine modern-progressive Herangehensweise an die altbekannte Sex-Komödie wirkt dringend notwendig, Kay Cannon bietet in „Der Sex-Pakt“ diese kleine Revolution mit erfreulich natürlicher Selbstverständlichkeit. Wenn der durchaus mit Herz ausgestattete Film seine Herangehensweise an Humor dann auch angepasst hätte, wäre hier vielleicht ein Kultfilm für eine neue Generation entstanden. So bleibt leider nur eine eher ermüdende Klamotte mit noblen Intentionen und sehr guten Ansätzen.


von Florian Hoffmann

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