Der Mitternachtsmann (The Midnight Man) – Blu-ray Kritik

Der Mitternachtsmann (The Midnight Man): Burt Lancaster
Der Mitternachtsmann (The Midnight Man): Burt Lancaster © Koch Films

Die Kritik:

Der Mitternachtsmann (The Midnight Man) (Blu-ray)
Der Mitternachtsmann (The Midnight Man) (Blu-ray) © Koch Films

Burt Lancaster gehört zu meinen absoluten Lieblingsschauspielern. Während seiner langen und erfolgreichen Karriere wurde er viermal für den Oscar nominiert (Alle in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“) und konnte einen Oscar mit nach Hause nehmen, denn er gewann nämlich im Jahr 1960 den Preis für seine Darbietung im Film „Elmer Gantry“. Lancaster hatte eine unglaubliche Leinwandpräsenz und lieferte fast in jedem seiner Filme eine tolle Performance ab. Seine wohl besten Filme sind „The Leopard“ und „The Sweet Smell of Sucess„, jedenfalls werden diese beiden Filme immer erwähnt, wenn darüber diskutiert wird, welche Filme von Lancaster am besten sind. Nicht so oft erwähnt wird jedoch der Krimi „Der Mitternachtsmann“. Der Film ist kein Meisterwerk, aber trotzdem eine kleine Krimi-Perle mit einer spannenden Geschichte und tollen schauspielerischen Leistungen.

Wenn man sich diesen Film anschaut, erinnert die ganze Aufmachung an populäre Krimiserien wie „Columbo“ oder „The Rockford Files“. Das liegt daran, dass einer der Regisseure, Roland Kibbee, zu der Zeit Drehbücher für „Columbo“ geschrieben hat. Kibbee saß hier zusammen mit Lancaster auf dem Regiestuhl und beide schrieben ebenfalls das Drehbuch. Lancaster war also ganz schön fleißig und steckte viel Herzblut in dieses Projekt, indem er drei große Rollen übernahm. Handwerklich ist der Film einwandfrei inszeniert, einige Kameraeinstellungen sind toll, doch besonders zu gefallen weiß die Atmosphäre, die die beiden erzeugen. Der Film wurde in Clemson, South Carolina gedreht, und Kibbee und Lancaster haben die Kleinstadtatmosphäre sehr gut eingefangen. Das Drehbuch überzeugt ebenfalls dank der smarten Geschichte. Der Zuschauer bekommt im Laufe des Films kleinere Hinweise, um sich selbst ein Bild von dem Kriminalfall zu basteln, aber wenn man nicht genau aufpasst ist es schnell passiert und man hat den Hinweis nicht erkannt. Genau dieser Aspekt macht einen guten Krimi aus.

Der Mitternachtsmann (The Midnight Man): Burt Lancaster und Harris Yulin
Der Mitternachtsmann (The Midnight Man): Burt Lancaster und Harris Yulin © Koch Films

Vor ein paar Jahren musste er selber in den Knast: Burt Lancaster spielt den Cop Slade, der aus Eifersucht den Liebhaber seiner Frau erschossen hat. Nachdem er nun seine Strafe verbüßt hat, bekommt er einen Job als Nachtwächter in einem College. Doch schon in seiner ersten Nacht werden Unterlagen von Studenten gestohlen, darunter auch die von Senator Claybornes Tochter. Kurz darauf wird sie brutal ermordet, und der Senator erhält einen Drohbrief. Der zuständige Sheriff ist mit dem Fall völlig überfordert. Als dann auch noch Claybornes Sekretärin ermordet wird, beginnt Cop Slade auf eigene Faust zu ermitteln. Schon bald gerät er in einen Sumpf aus Gewalt, Korruption und Erpressung. Wie schon zuvor erwähnt, wenn man an die besten Performances von Burt Lancaster denkt, kommt seine Leistung in „Der Mitternachtsmann“ nicht sofort in den Sinn. Dennoch liefert er auch hier eine sehr gute Performance ab, die sehr subtil ist. Alle Emotionen sind an seinem Gesicht abzulesen, dank ihm funktioniert dieser Film auch als Charakterstudie. Susan Clarke macht nach „Valdez is Coming“ zum zweiten Mal gemeinsame Sache mit Lancaster und verkörpert hier die Bewährungshelferin Linda Thorpe. Sie überzeugt ebenfalls und hat eine solide Chemie mit Lancaster, man sieht den beiden an, dass sie sich gut verstehen. Cameron Mitchell stellt den Freund Quartz dar, der Slade dabei hilft, wieder auf die Beine zu kommen. Was Mitchell hier auf die Beine stellt, ist wirklich groß, denn man findet ihn von Anfang an sympathisch, weil er eben nett zu Slade ist, doch die Tatsache, dass er in dem Mordfall verwickelt sein könnte, verkompliziert die Beziehung zwischen den Zuschauern und seinem Charakter, und Mitchell’s Performance lässt Quartz sympathisch rüberkommen, trotz dieser Gefahr, dass er schuldig ist. Die restliche Besetzung ist grundsolide.

Der Mitternachtsmann (The Midnight Man): Ed Lauter
Der Mitternachtsmann (The Midnight Man): Ed Lauter © Koch Films

Was den Film so gut macht, ist die Tatsache, dass der Film sowohl als Krimifilm als auch als Charakterstudie überzeugen kann. Das Drehbuch ist smart und verleiht Slade besonders viel Tiefgang. Er ist kein eindimensionaler Charakter, und Lancaster holt dank seiner Performance alles aus ihm raus. Des Weiteren ist der Fall, der im Mittelpunkt des Films steht, sehr spannend. „Der Mitternachtsmann“ basiert auf den exzellenten Roman „The Midnight Lady and The Mourning Man“ von William Dale Smith. Die Art und Weise, wie der Mordfall und die darauffolgenden Ermittlungen präsentiert werden, ist sehr clever und komplex. Wenn man ein Krimi-Experte ist, wird man den Täter schnell ausfindig machen, doch für den normalen Zuschauer ist der Film alles andere als vorhersehbar, was ein großer Pluspunkt ist, denn heutzutage sind viele Krimifilme einfach zu durchschauen. Die Zuschauer fanden damals in den 70er Jahren keinen Gefallen an „Der Mitternachtsmann“, eben weil der Film seine Zuschauer nicht für dumm verkaufen möchte. Dank dem Release können sich Fans von cleveren Krimis sich diesen Film genüsslich mit einem Kaffee anschauen. Hin und wieder gibt es aber langatmige Szenen, man hätte also die Laufzeit etwas kürzen können.

Bild:

Das Bild von „Der Mitternachtsmann“ atmet den Geist der 70er. In dunkleren Szenen mangelt es etwas an Kontrast und Farbstärke. Das Schwarz ist deshalb nie wirklich knackig. Hin und wieder fehlt die Schärfe in manchen Einstellungen, aber sonst ist das Bild überzeugend.

Ton:

Der Film ist vornehmlich dialogbasiert, doch immer, wenn die Filmmusik einsetzt, öffnet sich der Raum angenehm. Die Stimmen kommen gut verständlich rüber und klingen ausgewogen. Insgesamt ist die Tonqualität wirklich gut.

Extras:

Als Bonusmaterial sind der Original-Kinotrailer und eine Bildergalerie mit Werbematerial enthalten. Ist ganz nett, hätte aber mehr da sein können.

Blu-ray Wertung
  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 6/10
    Bild - 6/10
  • 6/10
    Ton - 6/10
  • 2.5/10
    Extras - 2.5/10
7/10

Kurzfassung

„Der Mitternachtsmann“ bietet einfach nur verdammt gute Unterhaltung.

Fazit:

Sehr gut geschriebenes Drehbuch, hervorragendes Ensemble mit einem Lancaster in Topform und ein interessanter Mordfall mit einigen Twists: „Der Mitternachtsmann“ bietet einfach nur verdammt gute Unterhaltung.


von Denizcan Sürücü

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