Death Wish (4K Ultra HD) Kritik: Bruce Willis schlägt wieder zu

Death Wish: Dr. Paul Kersey (Bruce Willis) sieht rot
Death Wish: Dr. Paul Kersey (Bruce Willis) sieht rot © Universum Film

Die Kritik:

Death Wish - 4K UHD Cover
Death Wish – 4K UHD Cover © Universum Film

„Woher weißt Du, wem Du trauen kannst?“ „Wozu bist Du bereit, wenn alles verloren ist?“ „Wie weit gehst Du, um Deine Familie zu beschützen?“ Aussagen, auf denen seit jeher eine Vielzahl von Filmen basieren und denen sicherlich jeder Filmfan aus dem Effeff mindestens drei Streifen zuordnen kann. Doch DEATH WISH möchte sich mit Rückendeckung der Originalvorlage EIN MANN SIEHT ROT von 1974 anders verkaufen und seinen Zuschauern erfrischende Unterhaltung bieten.

DEATH WISH startete am 08. März 2018 in den deutschen Kinos und geht 108 Minuten. Bei einem Budget von 30 Millionen Dollar spielte der Streifen bisher nur 34 wieder ein, kann aber eventuell die gestellten Erwartungen doch noch annähernd erfüllen, wenn der Film ab dem 10.08. unter anderem in der 4K-Fassung für das deutsche Heimkino startet, die wir unlängst unter die Lupe nehmen durften.

DEATH WISH reserviert seine ersten Minuten altbekannt für einige Radiomeldungen, die die hohe Kriminalitätsrate in Chicago ansprechen sollen, und außerdem für eine Kamerafahrt über die strahlende Stadt, die später direkt in einer Autoraserei mündet. Diese führt schließlich in das Krankenhaus, in dem Paul Kersey (Bruce Willis; STIRB LANGSAM) als Chirurg tätig ist und das seinen Arbeitsalltag skizzieren soll. Anschließend macht der Zuschauer Bekanntschaft mit der Familie Paul Kerseys um Frau Lucy (Elisabeth Shue; HOLLOW MAN – UNSICHTBARE GEFAHR), Tochter Jordan (Camila Morrone; NEVER GOIN‘ BACK) und später Pauls Bruder Frank (Vincent D’Onofrio; MEN IN BLACK), die ab dieser Stelle auch zwangsläufig gezeichnet wird, bevor der kurze, aber intensiv geschriebene und plotauslösende Überfall auf die Familie durch unbenutzt designte Räuber gezeigt wird. Die Zeichnung Kerseys ist über die gesamte Lauflänge sehr unausgewogen. Gerade bei auf Rache basierenden Filmen wird den Hauptdarstellern meist eine facettenreiche Breite an emotionalen Ausdrücken abverlangt, die von Glück bis hin zum Ausbruch totaler Aggressivität am Rande des menschlichen Seins reicht.

Vergangene glückliche Zeiten: Frank Kersey (Bruce Willis), seine Frau Lucy (Elisabeth Shue) und seine Tochter Jordan (Camila Morrone)
Vergangene glückliche Zeiten: Frank Kersey (Bruce Willis), seine Frau Lucy (Elisabeth Shue) und seine Tochter Jordan (Camila Morrone) © Universum Film

Das Problem besteht gerade bei einem Actioner wie Bruce Willis darin, dass er auf ergriffen-emotionaler und psychisch-tiefgründiger Ebene versagt und man dadurch sein Schauspiel sofort auch als solches identifizieren kann. Unter anderen Kandidaten, aus denen eine Vielzahl das Engagement absagte, sticht besonders Russell Crowe (A BEAUTIFUL MIND) heraus, dem man diese Rolle ebenso wie die schauspielerische Vielfalt gerade durch Leistungen wie im eingeklammerten Streifen durchaus zugetraut hätte. Infolge dieser Dysbalance sind auch sein Charakter und die Schere zwischen Familienvater/Chirurg und Selbstjustizler/Rächer wenig nachvollziehbar gezeichnet. Vergleicht man diese „Mehrgesichtigkeit“ mit ähnlichen Figuren wie beispielsweise der des Equalizers aus THE EQUALIZER, werden qualitative Unterschiede schnell klar. Kersey zeigt erst sehr spät im Film eine Charakterisierung, die den Spagat unter anderem durch Folter und engagiertere Zielorientierung, die sodann auch einer FSK 18-Freigabe gerecht werden, andeutungsweise meistert und somit auch seine Absichten legitimiert. Der Hauptteil der Zeichnung findet durch ein längeres Gedankenspiel während einer Zugfahrt statt, wodurch sich der Film diese Aufgabe leider zu einfach macht und sich dies dann wie erwähnt auch negativ im Ergebnis wiederspiegelt. Früher im Film wird sein Motiv durch den Tod seiner Frau zwar eindeutig eingebracht, aber an dieser Stelle greift auf der anderen Seite parallel die ebenfalls wenig gelungene innerfamiliäre Zeichnung, die kein Mindestmaß an Mitgefühl erzeugen kann und seitens keines Protagonisten wirkliche Sympathiewerte aufweist. Nach dem Überfall setzt Kersey schließlich seine Rachepläne um und beginnt damit, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen. Dieser Strang nimmt selbstverständlich den Großteil des Films ein und zeigt trotzdem zu wenig Präsenz.

Death Wish – Paul Kersey (Bruce Willis) und sein Bruder Frank (Vincent D’Onofrio) © Universum Film

Währenddessen findet man einen Score vor, der sich fein zwischen intensiven Momenten mit hohen, disharmonischen und langen Tönen und bekanntem Rock wie Hiphop bewegt und oft überraschend, aber durchaus passend daherkommt, wenn er auch insgesamt eher passiv agiert. Die Kameraarbeit ist als wertig zu bezeichnen. Sie fährt zwar insgesamt zu oft an Stellen, an denen eine starrere Kamera geschickter gewesen wäre, jedoch ist sie kreativ geraten und an passenden Stellen nehmen die Fahrten schließlich auch gute Höhen, Richtungen und Geschwindigkeiten. Chicago bei Nacht, das Krankenhaus und das Polizeirevier sind die Orte des Films, an denen er sich am häufigsten aufhält, und diese werden durch Bild und Kamera ansehnlich übermittelt. Besonders das düstere und taktvoll belichtete Chicago schmeichelt dem Auge. Der Schnitt ist etwas weniger gelungen als die Kamera, da er sich in Sachen Kontinuität auf keiner passablen Höhe befindet und an einigen Stellen für die Thematik und Grundaufmachung des Plots zu unausgeglichen wirkt.

Allerdings ist auch er an manchen Punkten einfallsreich und unterstützt das Storytelling hinreichend (vgl. Splitscreen-Szene von Durchführung einer Operation und Zerlegen einer Waffe). Einhergehend mit dem leicht missratenen Schnitt ist im Umkehrschluss auch das Pacing des Films, das trotz angemessener Lauflänge inhaltlich an manchen Stellen zu schnell fortschreitet und dadurch Ungereimtheiten bei den Ergebnissen der Ermittlungsarbeit der Detectives Leonore Jackson (Kimberly Elise; DAS VERRÜCKTE TAGEBUCH) und Kevin Raines (Dean Norris; BREAKING BAD) verursacht (vgl. fallender Verdacht auf Remsey), die auch insgesamt mehr als blass bleibt und kaum storyrelevant ist. Auf der Metaebene versucht Eli Roth immer wieder kritisch zu werden und Pro- wie Kontra-Argumente rund um Selbstjustiz und Gerechtigkeit einzustreuen, was jedoch oberflächlich bleibt und von der Kernstory nie getragen wird.

Death Wish - Dr. Paul Kersey (Bruce Willis) kennt keine Gnade
Death Wish – Dr. Paul Kersey (Bruce Willis) kennt keine Gnade © Universum Film

Das gesprochene Wort ist überraschend platt geraten und formuliert wenig gelungene Sprüche oder Dialoge. Dagegen geglückt ist die deutsche Synchronisation und wie gewohnt leistet vor allem Manfred Lehmann als Synchronsprecher von Willis eine sehr markante und hochwertige Arbeit.
Der Titel erscheint für sich gesehen künstlerisch wertig, kränkelt aber damit, dass er wenig Bezug zur Story innehält. Es ist schleierhaft, bei wem der „Todeswunsch“ faktisch aufkommt. Eine Rechtfertigung seitens Remseys wäre hier zu dünn, da man vor diesem Hintergrund jedes pejorativ-dramatische Liebesdrama ebenso gut „Heartbreak“ und jeden schießwütigen Thriller „Bodykill“ nennen könnte.

Der eigentliche Film kommt final dann zu einem Ende, das so zu erwarten war, die Story nur sehr plakativ abschließt und sich dadurch anschmiegsam an den Trend der lauwarmen Zubereitung des Streifens heftet.

Bild:

DEATH WISH zeichnet sich bildtechnisch vor allem durch ein differenziertes Kontrastverhältnis aus, das sich visuell an passenden Stellen wie beispielsweise in der Stadt im positiven Sinne leicht körnig zeigt und die Szenerie somit stilistisch wertvoller erscheinen lässt. Leider bricht der Streifen jedoch an wenigen Stellen schärfentechnisch etwas ein.

Ton:

Die richtige Waffe will gut gewählt sein: Paul Kersey (Bruce Willis)
Die richtige Waffe will gut gewählt sein: Paul Kersey (Bruce Willis) © Universum Film GmbH

Der Ton wirkt dem Film über die gesamte Lauflänge angemessen. Man findet ein brauchbares Balancing ebenso vor wie einen stichfesten Transport dynamischer Effekte, die zwar selten sind, aber technisch bei Präsenz einen guten Auftritt ablegen können. Die deutsche Tonspur liegt genau wie die englische in einem DTS-HD 5.1 MA vor.

Extras:

Die Heimkino-Fassung beinhaltet Extras mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 25 Minuten. Innerhalb dieser genießt man eine angenehme Bandbreite an Audiokommentaren, Making Ofs und entfallenen oder erweiterten Szenen, die aber leider kaum unterhalten oder wirklich exklusive und spannende Einblicke geben. Lediglich die entfallenen Szenen sind schön zu sichten, da sie einen Einblick geben, wie man DEATH WISHs Plot an manchen Stellen hätte mehr unterstützen und in den Fokus rücken können.

Blu-ray Wertung
  • 4.5/10
    Film - 4.5/10
  • 8/10
    Bild - 8.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 6.5/10
    Extras - 6.5/10
5.5/10

Kurzfassung

Dem Film fehlen emotionale Tiefe, Frische und die Möglichkeit zur Zuschauereigenen Identifikation.

Fazit:

DEATH WISH fehlen emotionale Tiefe, Frische und die Möglichkeit zur zuschauereigenen Identifikation, was in einen Film mündet, der nur spärlich unterhält und nicht über den Genreschnitt hinausgehen kann.


von Denis L. Klemm

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