Das Versteck Filmkritik zur Blu-ray-Premiere

Das Versteck - Die eingesperrte Familie
Das Versteck - Die eingesperrte Familie © PLAION GmbH

Die Kritik:

Das Versteck [Blu-ray-Cover]
Das Versteck [Blu-ray-Cover] © PLAION GmbH
Das Versteck“ hat eine etwas seltsamen deutsche Übersetzung bekommen. Der Film heißt im Original „John And The Hole“. Besagtes Loch bedeutet hier das Gefängnis einer Familie. Der Kerkermeister? Der 13 Jährige Sohn bzw. Bruder. Klingt abstrus und ist es teils auch. Aber Regie-Debütant Pascual Sisto wird bei dem ernstgemeinten Film etwas gedacht haben und wir wollen das in unserer Filmkritik klären. Der Coming-of-Age-Thriller erschien am 25.08.2022 auf DVD und Blu-ray. Deutschlandpremiere feierte er auf dem Fantasy Filmfest.

Den 13-jährige John (Charlie Shotwell) lernen wir als vermutlich ziemlich intelligenten, aber antriebslosen Außenseiter kennen. Er stellt mitunter tiefsinnige Fragen, deren Antworten ihn aber nicht befriedigen. Beispielweise was es bedeutet ein Erwachsener zu sein. Vielleicht betäubt er deshalb eines Tages seine Eltern Brad (Michael C. Hall) und Anna (Jennifer Ehle) sowie seine Schwester (Taissa Farmiga) und legt sie in einem tiefen Bunker ab. Von selbst entkommen können diese dort nicht. Anfangs besucht der schweigsame John sie noch, aber die Besuche und Essenslieferungen werden immer weniger. Zu aufregend ist seine neue Unabhängigkeit, die er mit Fast Food und Videospielen auskostet.

Das Versteck - John (Charlie Shotwell)
Das Versteck – John (Charlie Shotwell) © PLAION GmbH

„Das Versteck“ zeigt damit einen Heranwachsenden, der seine Grenzen auf übertriebene Art und Weise austestet. Damit erinnert der Film etwa an „The Innocents“, „The Killing Of A Sacred Deer“ oder auch „Orphan“ (bis auf den Twist). Allerdings ist John nicht bösartig. Was uns wieder zu der Frage nach seiner Motivation bringt, das uns die ganzen 99 Minuten begleitet.

Eine Auflösung am Ende gibt es nicht, deshalb kann man getrost ein paar Hinweise sammeln: Für eine Teenager-Rebellion ist er zu emotionslos. Er scheint kaum Glück, Ärger oder Wut zu verspüren. Sein Verständnis von Verantwortung ist noch nicht ausgebildet und so versucht er es womöglich zu erfahren. John will offenbar wissen, wie es ist, ein Erwachsener zu sein. Wie fühlt es sich an, tun zu können, was man möchte? Mal meint man es ist die reine Machtdemonstration, die er fühlen möchte. Oder aber die reine Langeweile eines sozial gestörten Jungens.

Ein weiterer interessanter Anhaltspunkt ist die merkwürdig verdrehte Zweitgeschichte, die in zwei Szenen (+ kurz vorm Abspann) auftaucht. Auch dort fehlt die Aufklärung komplett und der Zuschauer soll sich das Ende von „Das Versteck“ erklären. Anhaltspunkte zum nachdenken liefert das Thriller-Drama durchaus. Wenn allerdings ein etwas weniger geneigter Zuschauer fragt „Und was sollte das jetzt?“ hat man jetzt auch nicht so zwingende Argumente für eine gute Antwort. Genauso wie Johns Mutter auf die Frage, was es bedeutet erwachsen zu sein.

Bild:

Ganz auffällig ist das durchgängige 4:3-Bildformat, das am heimischen Fernseher. Eine Erklärung könnte der optische Angleich an den Blick aus dem Bunker sein. Auch hier gibt es nämlich ein relativ quadratisches Fenster nach draußen. Andererseits könnte dieses Format auch die Enge beschreiben. Die Kamera bleibt lange auf den Szenen drauf, egal ob dann am Ende etwas passiert oder auch nicht. Dabei ist sie immer nah dran an den Personen. Qualitativ gibt es keinerlei Makel.

Ton:

Die Filmmusik prägt die entscheidenden Szenen ruhig und stimmig. Die Synchronisation ist sehr gut gelungen, ebenso die Dialoge wenn tiefere Themen angerissen werden.

Extras:

Extras gibt keine bis auf Trailer.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
7/10

Zusammenfassung

Interessanter, aber auch sehr offener Coming-of-Age-Thriller der etwas anderen Art.

Fazit:

„Das Versteck“ füllt den wenigen Inhalt mit Szenen, die den auf sich gestellten Jungen präsentieren. So richtig nah kommen wir dessen Psyche aber nie, weshalb seine Tat Rätsel und Fragen aufwirft, die der Zuschauer sich selbst beantworten soll.


von Nicolas Wenger

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