Das Geheimnis von Marrowbone – Blu-ray Kritik: Atmosphärisch dichtes Schauerdrama

Das Geheimnis von Marrowbone: Plakat
Das Geheimnis von Marrowbone: Plakat © Universum Film GmbH

Die Kritik:

Mit Marrowbone aus dem Jahr 2017 liefert Sergio G. Sánchez, der sich als Autor von „Das Waisenhaus“ einen Namen im spanischen Horrorkino machte sein Regiedebut und präsentiert ein gefühlvolles wie undurchsichtiges Schauerdrama im Haunted-House Gewand. In den Hauptrollen zu sehen sind Jungdarsteller George MacKay (Peter Pan), Anya Taylor-Joy (The Witch), Mia Goth (Suspiria) und Charlie Heaton (Stranger Things).

Das Geheimnis von Marrowbone Blu-ray Cover
Das Geheimnis von Marrowbone: Blu-ray Cover © Universum Film GmbH

Die Alleinerziehende Mutter Rose Fairbairn (Nicola Harrison) flieht in den 1960er Jahren mit ihren vier Kindern aus England in die USA um ihrer furchtbaren Vergangenheit endgültig den Rücken zu kehren und unter dem Namen Marrowbone in ihrem einstigen Elternhaus neu anzufangen. Der Nachwuchs, bestehend aus dem Ältesten Sohn Jack (George MacKay), dem hitzköpfigen Billy (Charlie Heaton), Jane (Mia Goth) und dem Nesthäkchen Sam (Mattew Stagg) ist sehr verängstigt, findet aber schnell eine neue Weggefährtin in Allie (Anya Taylor- Joy), einer jungen und sehr hübschen Bibliotheksgehilfin, in die sich Jack auch sofort verliebt. Trotzdem haben die vier große Angst von ihrer dunklen Vergangenheit eingeholt zu werden, und halten sich aus dem Grund weitestgehend von der Außenwelt fern. Als Rose tödlich erkrankt nimmt sie Jack das Versprechen ab nach ihrem Ableben bis zu seinem 21. Geburtstag die Geschwister zusammen zu halten und ihren Tod bis dahin zu vertuschen, um nicht in Waisenhäusern voneinander getrennt zu werden. Kurz nach ihrem Tod findet das idyllische Zusammenleben ein jähes Ende, als ihr Verfolger sie aufspürt. Dann haben wir einen Zeitsprung von Sechs Monaten und das Anwesen wird von einem Geist heimgesucht, der sich durch die Spiegel zu bewegen scheint, weshalb alle verhangen wurden um ihm den Zutritt zu verwähren. Neben dem Problem mit dem Geist ist auch eine deutliche Spannung untereinander spürbar, da die Abgeschiedenheit und die Einsamkeit zunehmend an den Nerven der Waisenfamilie zerrt. Aus Angst davor, dass der Schwindel mit ihrer Mutter durchschaut wird, werden große Ausflüge vermieden und auf das Nötigste beschränkt. Die Besorgungen erledigt Jack, während sich die anderen zu Hause bedeckt halten. Die Zeit nutzt er um sich heimlich mit Allie in der Bibliothek zu treffen, die zu allem Überfluss von dem schmierigen Anwalt Porter (Kyle Soller) umschwärmt wird. Als dieser die Unterschrift von Jacks Mutter benötigt, um das Überschreiben des Hauses zum Abschluss zu bringen werden alle Ängste mit einem Mal wahr und das Geheimnis um Familie Marrowbone scheint langsam aber sicher ans Licht zu kommen.

Das Geheimnis von Marrowbone: Jack (George MacKay) und Allie (Anya Taylor-Joy)
Das Geheimnis von Marrowbone: Jack (George MacKay) und Allie (Anya Taylor-Joy) © Universum Film GmbH

Marrowbone zieht den Zuschauer von Anfang an in seinen Bann. Zum Einen aufgrund der fast schon märchenhaft erzählten und mit Geheimnissen umwobenen Geschichte rund um die geflohene Familie Fairbairn und ihre finstere Vergangenheit. Zum Anderen die absolut perfekt gewählten Darsteller, allen voran George MacKay als „Familienoberhaupt“ in einer dezenten Romanze mit „Split„-Ikone Anya Taylor- Joy, die gefühlvoll ist ohne dabei in Kitsch zu verfallen. Auch die Geschwisterkonstellation vermittelt ein Gefühl von Verbundenheit und Tiefe. Wie rührend sich Jane, toll gespielt von Suspiria-Darstellerin Mia Goth, um ihren kleinen Bruder Sam kümmert und dabei die Mutterrolle einnimmt, ohne dabei wegen ihres Alters unglaubwürdig zu erscheinen. Den kleinen Sam hat man vom ersten Moment an ins Herz geschlossen denn er bringt einen leichtfüßigen Touch in die sonst so einsame und fast schon trostlose Umgebung. Charlie Heaton verbreitet durch die Figur des reizbaren Billy immer ein bisschen Unfrieden in der ohnehin schon Gefangenen-ähnlichen Situation, wirkt dafür aber auf den Zuschauer wie ein Pulverfass, von dem man sich nie sicher sein kann, ob es nicht jeden Moment explodiert und was für Auswirkungen das hat.

Das Geheimnis von Marrowbone: Billy (Charlie Heaton)
Das Geheimnis von Marrowbone: Billy (Charlie Heaton) © Universum Film GmbH

Das Geschehen irgendwo an einer Küste der USA spielen zu lassen, fernab jeder Zivilisation, bringt noch eine Priese Kammerspiel in das Haunted-House Drama, das wider Erwarten gar nicht wirkt wie eines und durch geschickte Twists den Spannungsbogen konstant aufrecht erhält. Wie es bei spanischen Produktionen oft der Fall ist, wird sich viel Zeit gelassen die eigentliche Geschichte ins Rollen zu bringen, stellt nach und nach die einzelnen Charaktere und ihre jeweiligen Eigenschaften vor und hält das Publikum durch viel Denkarbeit während des Schauens bei Laune. Ein ähnlich intensives Werk, zu dem Sánchez ebenfalls das Drehbuch schrieb, „Das Waisenhaus“, arbeitet auf ähnliche Weise und hätte auch bei der Wahl der fast schon märchenhaften Küstenlandschaften und ihre versteckten Ecken und Winkel aus der Feder eines Guillermo del Torro stammen können. Man rätselt bis zum schockierenden Ende mit, was es eigentlich nun genau mit der Familie Marrowbone auf sich hat, um dann mit offenem Mund zurück gelassen zu werden und sich die Frage zu stellen: Hat das wirklich gerade so geendet?

Bild:

Das Geheimnis von Marrowbone: Jane (Mia Goth)
Das Geheimnis von Marrowbone: Jane (Mia Goth) © Universum Film GmbH

Das Bild im 1080p (16:9) besticht durch satte und kristallklare Farben. Die Farbgebung ist überwiegend dunkel gehalten und lässt so z.B. das Haus der Marrowbones bedrohlicher und mysteriöser erscheinen. Die weite Küstenlandschaften und die schönen Wald- und Naturaufnahmen bieten eine schöne Abwechslung zum tristen, baufälligen Gemäuer, in dem ein Großteil der Story spielt.
Kein Raum für Beanstandungen.

Ton:

Der Ton, im DTS HD 5.1 ist in zwei Tonspuren (deutsch, englisch) vorhanden und bietet eine atmosphärisch fördernde Untermalung. Von leichten, melancholischen Klängen bis hin zu absoluter Totenstille ist jede Szene soundtechnisch astrein unterstrichen ohne überladen oder zu dünn zu wirken.

Extras:

Extras sind bis auf einen Filmtrailer keine vorhanden.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9/10
  • 9.5/10
    Bild - 9.5/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
7.1/10

Kurzfassung

Atmosphärisch dichtes Schauerdrama mit Tiefgang und deftigen Twists.

Fazit:

Marrowbone lebt von seiner konstant anhaltenden Spannung, weil er den Zuschauer bis zum Ende im Dunkeln tappen lässt, bevor er die Bombe platzen lässt und mit einem unvorhersehbaren Knall alles auflöst. Alle gewählten Darsteller erwecken das Gefühl von tatsächlicher, geschwisterlicher Verbundenheit und transportieren so eine authentische Geschichte, bei der man mitfiebern und sich mitnehmen lassen kann. Mir persönlich hat die langsame und sich aufbauende Erzählweise sehr gefallen, da sie sich ganz prägnant von Hollywoodproduktionen abhebt und von anderen Stilmitteln zehrt als überladener Soundkulisse und buntem Effektgewitter. Wer spanische Gruselproduktionen á la „Das Waisenhaus“, „The Devil’s Backbone“ oder „Julia’s Eyes“ mag, sollte definitiv einen Blick riskieren und das Geheimnis der Marrowbones ergründen.


von Christoph Berger

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