Britannia – Staffel 1 Blu-ray Kritik

Britannia: Eleanor Worthington-Cox und Nikolaj Lie Kaas
Britannia: Eleanor Worthington-Cox und Nikolaj Lie Kaas © SKY UK LIMITED 2017. ALL RIGHTS RESERVED.

Die Kritik:

Britannia Blu-ray Cover
Britannia Blu-ray Cover © SKY UK LIMITED 2017. ALL RIGHTS RESERVED.

Game of Thrones lässt ein ganzes Jahr auf sich warten und auch bei Vikings befindet sich Staffel 5 in der Halbzeit. Wie gerufen kommt da „Britannia„, eine Sky Produktion, die auf den ersten Blick genau der richtige Mix der beiden zu sein scheint um die Wartezeit zu überbrücken.

Im Jahre 43 nach Christus, unter Herrschaft von Kaiser Claudius, macht sich Aulus Plautius (David Morrissey „Der Gouverneur“ aus The Walking Dead) mit 20.000 mehr oder minder begeisterten Gefolgsleuten auf den Weg nach Britannien, um zu sehen was sich da die letzten 90 Jahre getan hat, nachdem Caesar dort genauso schnell wieder verschwunden war, wie er gekommen ist. Ihm haben die Druiden, denen nachgesagt wird sie hätten sich mit der Unterwelt persönlich verbündet, solche Angst eingejagt, dass er unverrichteter Dinge wieder gen Heimat zog ohne sich das Land und dessen Schätze anzueignen. Weil Plautius sich für einen harten Hund hält und nicht an übersinnlichen Hokuspokus glaubt, versammelt er seine Männer um sich nicht wie Caesar ins Boxhorn jagen zu lassen, sondern diesmal siegreich zurückzukehren. Was mit Deserteuren passiert, sieht man gleich zu Beginn und spätestens da merkt man, wie ernst ihm sein Unterfangen ist. In Britannien angekommen bietet sich ihm jedoch ein vollkommen anderes Bild, als er es erwartet hat: Statt gemeinschaftlich gegen die Römer anzutreten bekriegen die beiden Stämme der Cantii und der Regni sich viel lieber gegenseitig, nachdem eine Verbündung in Form einer Hochzeit mächtig nach hinten losgegangen ist. Regni Königin Antedia (Zoe Wanamaker) erinnert eher an ein wütendes Heinzelmännchen dem man seinen Sack Gold geklaut hat, als an eine Herrscherin. Grund dafür könnte sein, dass ihr Thronerbe unfreiwillig zum Kastraten wurde, als er sich mit einer Cantii Frau einließ. Ihr Sprachrepertoire scheint fast ausschließlich aus Beleidigungen und neumodernen Flüchen zu bestehen, was nicht nur untypisch für diese Zeit ist sondern einem auch mächtig auf die Nerven geht, und auch sonst ist ihre Figur äußerst gewöhnungsbedürftig. Auf der anderen Seite haben wir die Lannisters für Arme: Die Cantii. Sie leben in einer großen Felsenfestung unter der Herrschaft von König Pellenor, verkörpert von Jan McDiarmid (auch bekannt als Senator Palpatine aus Star Wars), der meistens schlechte Laune hat und spezielle Freude daran hat kundzutun wie egal ihm alles ist. Außerdem vermählt er, scheinbar abhängig von der jeweilig politischen Lage, seine Tochter Amena nach Lust und Laune neu, was natürlich im Zickenkrieg der Verflossenen endet. Seine andere Tochter, Kerra (Kelly Reilley aus Eden Lake), macht was sie will, auch wenn manchmal nicht mal sie selbst genau zu wissen scheint was das eigentlich ist. Auch um ihre Herkunft ranken sich wage Vermutungen, die im Verlauf der Geschichte noch eine Rolle spielen könnten.

Britannia: David Morissey und Kelly Reilly
Britannia: David Morissey und Kelly Reilly © SKY UK LIMITED 2017. ALL RIGHTS RESERVED.

Abseits dieser ganzen recht verwirrenden Figurenkonstellationen ist ein weiteres schrilles Paar unterwegs, das häufig für ungewollt komische Situationen sorgt: Der Naturbursche und leidenschaftliche Kräuterkonsument Divis (Nicolaj Lie Kaas), der einst ein Druide war, jedoch vom Obersten Druiden Veran (Mackenzie Crook), einem tattoowierten und gepiercten Druffi mit Verbindung zur Schattenwelt, ausgestoßen wurde, und ein halbstarkes Mädchen namens Cait (Eleanor Worthington-Cox), das während eines Fruchtbarkeitsritual, bei dem sie wie der Rest der Sippe stoned um brennende Freuerstellen tanzend, von den Römern überrascht wurde und fast ihre gesamte Familie verlor. Bei dem Überfall wurde sie von ihrem Vater, einem der wenigen Überlebenden, getrennt und gemeinsam macht sich das sonderbare Gespann auf die Socken um die Römer zu suchen.

Wie man liest/sieht, scheinen die Kelten alle ein massives Drogenproblem gehabt zu haben und der zeitgemäß leider vollkommen deplatzierte Eröffnungs- und Endsoundtrack „Hurdy Gurdy Man“ scheint dies noch bekräftigen zu wollen. Man hat leider viel zu oft durch moderne Sprache und der permanent vulgären Ausdrucksweise das Gefühl eine Parodie seiner klar erkennbaren Vorbilder vor sich zu haben. Dann wieder wechselt der Ton schnell ins Düstere und in Sachen Gewalt wird hier auch nicht gerade gegeizt, aber bemalte Waldmenschen die sich gegenseitig um diverse Gliedmaßen erleichtern machen noch lange keine gute Serie. Positiv hervorzuheben sind in jedem Fall die traumhaften Naturaufnahmen, die weiten Klippenlandschaften und die malerischen Waldgebiete, die allerdings die neun Folgen mit einer Gesamtlaufzeit von 420 Minuten nicht gerade kurzlebiger gestalten können. Auch in Punkto historischen Tatsachen schienen es die Autorenbrüder Butterworth, die eigentlich im Bereich Historien bereits Erfahrung haben (siehe „Die letzte Legion“) , nicht ganz so genau zu nehmen, was ein weiteres gravierendes Manko der Serie darstellt.

Bild:

Britannia: Zoë Wanamaker
Britannia: Zoë Wanamaker © SKY UK LIMITED 2017. ALL RIGHTS RESERVED.

Das Bild und die präsentierten Kulissen sind allerdings der Wahnsinn, so viel muss man Briannia lassen: Traumhafte Klippenlandschaften und dichte, gut ausgeleuchtete Waldgebiete lassen im glasklaren 1080p 16:9 keinerlei Wünsche offen und bescheren zumindest dahingehend das ein oder andere WOW-Erlebnis. Auch wenn es dann mal zur Sache geht hält die Kamera voll drauf und man kann alles bis ins Detail erkennen ohne durch zu schnelle Schnittwechsel negativ aufzufallen.

Ton:

Der Ton liegt in zwei Audiospuren (Deutsch und Englisch) im DTS-HD 5.1 vor und macht auf der großen Anlage wirklich Laune. Die Hintergrundgeräusche sind weitestgehend authentisch und die Sounduntermalungen sind oft treffend. Leider werden oft Psychedelische Musikstücke als Hintergrundmelodie verwendet und projiziert einen ungewollt faden Beigeschmack.

Extras:

Die Extras beschränken sich auf zwei relativ Kurze Featurettes, unter den Titeln „Roms heidnischer Albtraum“ und „Die blutige Geburt Britanniens“. Da wäre auf jeden Fall noch Luft nach oben gewesen.

Blu-ray Wertung
  • 4/10
    Serie - 4.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 5.5/10
    Ton - 5.5/10
  • 4/10
    Extras - 4.0/10
4.5/10

Kurzfassung

Britannia ist eine fade Mischung aus psychedelischem Trash und historisch ungenauem Schlachtengemetzel, das weitaus mehr Potenzial hat, als tatsächlich genutzt wurde.

Fazit:

Alles in allem mehr eine Enttäuschung als ein würdiger Ersatz für Vikings, Game of Thrones und Co. Wer die ersten drei Folgen schon nicht mochte und wem die verdrogten Zivilisationsbanausen bis dato nicht zugesagt haben, braucht sich die restlichen sechs auch nicht mehr anzutun, denn das Level wird konstant beibehalten. Gegen Ende kann man sich noch auf einen gewaltigen Cliffhanger freuen, wenn man doch irgendwie vom Rest gefesselt wurde, was mir persönlich sehr schwer fiel. Wir können also gespannt sein was sich in Staffel 2 tun wird, sofern es diese geben wird.


von Christoph Berger

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