Brightburn: Son of Darkness – Blu-ray Kritik

Jackson A. Dunn in Brightburn: Son of Darkness
Jackson A. Dunn in Brightburn: Son of Darkness © Brandenburg The Film, LLC.

Die Kritik:

Was wäre, wenn Superman böse ist? Dieses vielversprechende Konzept macht sich „Brightburn“ zunutze, der recht schamlos Supermans Ursprungsgeschichte übernimmt und als Horrorfilm variiert. Die Idee hinter dem von „Guardians of the Galaxy“-Macher James Gunn produzierten Film ist überaus vielversprechend, jedoch liefert Regisseur David Yarovesky nicht mehr als kurzweilige, gut produzierte B-Movie-Thrills, während er eine größere Mythologie nur franchisefreundlich andeutet und insgesamt eher kalt lässt.

Brightburn: Son of Darkness Blu-ray Cover
Brightburn: Son of Darkness Blu-ray Cover © Sony Pictures Entertainment

Wie auch in den Superman-Comics ist „Brightburn“ irgendwo im ländlichen Kansas angesiedelt. Ebenso übernimmt Brian und Mark Gunns Drehbuch das Szenario, in dem ein kinderloses Farmer-Ehepaar (Elizabeth Banks und David Denman) eines Tages Kontakt mit einem neben der Farm abgestürzten Raumschiff und einem darin befindlichen Baby macht. Sie ziehen das Kind auf ohne jemandem von dem Ursprung ihres scheinbar normalen Sprösslings zu berichten. Doch eines Tages, als der vom Himmel gefallene und Brandon genannte Sohn (Jackson A. Dunn) bedrohliche Verhaltenszüge und übermenschliche Kräfte entwickelt, beginnen die Eheleute Angst vor dem eigenen Kind zu entwickeln…

„Brightburn“ ist mit 90 Minuten Laufzeit angenehm kurz und bietet entsprechend fettfreie Genre-Unterhaltung, die allerdings nahezu ohne jeden Nährwert auskommt. Der Film tut nicht weh, man vergisst ihn aber auch wieder recht schnell. Die Gunns und Yarovesky deuten eine ominöse Anziehungskraft des unter der Scheune versteckten, rotleuchtenden und in einer fremden Sprache dröhnend kommunizierenden Raumschiffs auf Brandon lediglich an, was schließlich seine Transformation vom netten Jungen zur tödlichen Waffe auslöst. So stellt Brandon schließlich fest, dass er enorme Kraft entfalten und schwere Dinge meterweit durch die Luft katapultieren kann, seine Hand unversehrt in einen Rasenmäher halten oder sich mit „Flash“-artiger Geschwindigkeit bewegen kann.

Elizabeth Banks und Jackson A. Dunn in Brightburn: Son of Darkness
Elizabeth Banks und Jackson A. Dunn in Brightburn: Son of Darkness © Brandenburg The Film, LLC.

Doch statt wie vielleicht aus anderen Filmen gewohnt diese Erkenntnis auf wundersame und ekstatische Weise kennenzulernen, nimmt Brandon seine Kräfte eher nüchtern hin und scheint von einer größeren Macht gesteuert zu werden, die ihn zwingt, die Welt zu übernehmen. Wirkliches Gewicht haben diese Momente nicht. So geht es hier gar nicht erst um „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“, Brandon ist mehr das typische dämonische Horrorkind-Klischee à la „Das Omen“, das sein Umfeld nach und nach dezimiert, während seine liebevollen Eltern zunächst ungläubig sind (die Pubertät ist schuld!) und schließlich selbst um ihr Leben fürchten.

Der Film geht also recht schnell in die Vollen, erklärt sich nicht und scheint primär an effektiv inszenierten Horrorszenen interessiert. Diese liefert „Brightburn“ dann auch in äußerst deftiger Form, etwa (Achtung Spoiler!) ein Glassplitter, der in quälender Großaufnahme ganz langsam aus einem Auge gezogen wird, ein durch den Aufprall mit einem Lenkrad halb abgerissener Unterkiefer oder ein durch aus Augen schießende Laserstrahlen durchbohrter Kopf.

Zumindest ein wenig scheint Brandon hin- und hergerissen zu sein. Eigentlich will er dazugehören, doch bei dem geringsten Gegenwind in der Schule oder von Verwandten wird er zur unerbittlichen Tötungsmaschine. Nähern sich seine aufopferungsvollen Eltern an, erwidert er auch zunächst Liebe. Doch die Harmonie währt immer nur kurz und deutet nur eine jeweils kleine Auszeit auf dem konsequent durchgeführten Metzelkurs an, der von Brandons innerer Stimme vorgegeben wird. Sucht man ein wenig Tiefgang in „Brightburn“, könnte man ihn durchaus im besten Fall Parabel auf Erziehung und die Eltern-Kind-Beziehung verstehen, die gerade in der Pubertät in einem merkwürdigen Wechselverhältnis zwischen Liebe und Hass steht.

Brandon Breyer (Jackson A. Dunn) in Brightburn: Son of Darkness
Brandon Breyer (Jackson A. Dunn) in Brightburn: Son of Darkness © Brandenburg The Film, LLC.

Warum Brandon überhaupt ein ominöses Superhelden-Logo entwirft oder eine selbstgebastelte Kapuze mit Umhang anzieht, lässt der Film unerklärt. „Brightburn“ rechtfertigt diese Superhelden-Ikonografie nicht, fast könnte man meinen, dass diese Verkleidung Teil des Konzepts „Superheld wird böse“ war, aber nicht zu Ende gedacht wurde. Es wird schon regelrecht spürbar – das deutet auch eine gelungene und Lust auf mehr machende Mid-Credits-Szene an – dass „Brightburn“ als Franchise-Eröffner konzipiert war, der seine Mythologie erst mal in ganz breiten Zügen andeutet, um sie in weiteren Filmen weiter zu erforschen. Das schwächt den Film dann leider, der einfach etwas mehr Fleisch um seine Knochen bräuchte, um wirklich Eindruck zu machen. Überhaupt erscheint der Film zu eindimensional in seiner Figurenzeichnung und leider sträflicherweise auch eher spannungs- und konfliktfrei, wodurch man am Ende den Eindruck hat, einen auf Spielfilmlänge gestreckten Kurzfilm gesehen zu haben.

Trotz gewisser Ambivalenzen und einem unausgegoren wirkenden Gesamteindruck macht „Brightburn“ als reine Genrekost für zwischendurch sicher in Ansätzen Freude. Der Film ist konsequent und kompromisslos inszeniert und handwerklich gelungen. Auch gefallen die Darsteller, allen voran Elizabeth Banks, die als fürsorgliche, coole und schließlich verzweifelte Mutter einer der überzeugendsten Aspekte des Films darstellt. Jackson A. Dunn gefällt ebenso als Satanskind, das einen schmalen Grat zwischen unheimlich und unschuldig läuft. Insgesamt bleibt der Film jedoch deutlich unter seinen Möglichkeiten und verwechselt seinen konsequent düsteren Tonfall dann auch etwas mit gutem Geschichtenerzählen.

Bild:

Das digital auf Arri Alexa aufgezeichnete Bild von „Brightburn“ präsentiert sich in astreinem Zustand. Schärfe- und Detaillevel sind konstant, auch in den vielen dunklen Szenen, erstklassig. Ebenso überzeugen ausgewogene Kontraste und Schwarzwerte, während die Farbpalette trotz sichtbarer Farbkorrektur natürlich und vielfältig ist. Bildfehler sind keine festzustellen. Ein technisch einwandfreies, wenn auch ästhetisch nicht besonders bemerkenswertes Bild.

Ton:

Tori Breyer (Elizabeth Banks) in Brightburn: Son of Darkness
Tori Breyer (Elizabeth Banks) in Brightburn: Son of Darkness © Brandenburg The Film, LLC.

Die sehr überzeugende technische Präsentation der Blu-ray setzt sich auch in den hervorragenden Tonspuren fort. Hier bietet der Film einen glasklaren, erstklassig verständlichen Sound, der Stimmen bestens priorisiert. Von Anfang an bietet der Film eine immersive Klangwelt, die sich tadellos abgemischt mit diversen Umgebungsgeräuschen auf den Kanälen verteilen. Sehr auffällig ist der enorm hohe Dynamikumfang und der immer wieder stark dröhnende und wummernde Tieftöner, der für einige wirkungsvolle Momente sorgt.

Extras:

Das Bonusmaterial präsentiert sich überschaubar. An visuellem Material liegen nur zwei kurze Featurettes und drei weitere Interviewschnipsel vor. Herzstück ist dementsprechend ein gut aufgelegter Audiokommentar von Yarovesky, seiner Frau und Kostümdesignerin Autumn Steed und Kameramann Michael Dallatorre.
• Audiokommentar mit Regisseur David Yarovesky, Kameramann Michael Dallatorre und Kostümdesignerin Autumn Steed
• Natur kontra Kultur (05:05 Min.)
• Superheld dem Bösen (04:46 Min.)
• Kurze Vignetten (Elizabeth Banks (00:38 Min.), James Gunn (01:12 Min.), David Yarovesky (00:56 Min.))

  • 6/10
    Film - 6/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9.5/10
    Ton - 9.5/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
7/10

Kurzfassung

„Brightburn“ eigent sich als kurzweiliger Zeitvertreib für Genrefans.

Fazit:

Das Potential von „Brightburn“ ist groß, das Ergebnis leider unausgegoren und mittelmäßig. Zu sehr verlassen sich die Macher scheinbar darauf, dass sie hier den ersten Teil einer Franchise vorlegen, wodurch der Film seltsam unfertig wirkt. Dank handwerklich guter Inszenierung, soliden Darstellern und einigen netten Horrormomenten eignet sich „Brightburn“ aber als kurzweiliger Zeitvertreib für Genrefans.


von Florian Hoffmann

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