Boss Level: Blu-ray Kritik zum Zeitschleife-Actioner

Boss Level - Frank Grillo
Boss Level - Frank Grillo © LEONINE

Die Kritik:

Boss Level - Blu-ray
Boss Level – Blu-ray © LEONINE

Zeitschleifen-Filme kommen ganz offensichtlich nie aus der Mode. Sorgte gerade noch „Palm Springs“ für Furore, erschien vor kurzem mit „Hello Again“ sogar ein sehenswerter deutscher Beitrag. Dass man trotz allem immer wieder Spaß an diesem vielseitigen Konzept haben kann, beweist nun auch Joe Carnahan mit seinem augenzwinkernden Sci-Fi-Actioner „Boss Level“. Hier muss Frank Grillo den ein und selben Tag immer wieder erleben, während es eine Reihe von Killern auf ihn abgesehen habt. Warum man nach seinem Leben trachtet, was seine Ex-Freundin Jemma (Naomi Watts) und deren zwielichtiger Boss Ventor (Mel Gibson) damit zu tun haben, gilt es für Grillos Roy herauszufinden.

Carnahan gelingt mit „Boss Level“ ein temporeicher, humorvoller, kurzweiliger und damit sehr unterhaltsamer Spaß, der den Zuschauer problemlos für 100 Minuten bei der Stange hält. Der Plot ist denkbar dünn, dafür stimmen die gut abgemischten Zutaten: An vorderster Stelle steht hier sicher der immer noch chronisch unterschätzte Frank Grillo, der nach diversen B-Movies mal wieder in einer profilierteren Hauptrolle glänzen darf. Er gibt hier einen zugänglichen und sympathischen Actionhelden, dem man sehr gerne zusieht. Sein Roy ist ein Grillo-typisch kernig-gestählter Typ in Lederjacke, der dank einer Portion wissender Selbstironie vielen anderen Leinwandrambos durchaus etwas voraus hat. Mit sichtbarer Spielfreude bewegt er sich durch diesen Film, besonders dann, wenn er seinen Gegnern dank erarbeiteter Routine ganz lässig immer einen Schritt voraus ist oder seine Mitmenschen mit seiner gleichgültig-lebensmüden Attitüde irritiert. Wie auch in so vielen anderen Zeitschleifefilmen ist es auch hier dieser wissende Charakter, der wohl für das größte Vergnügen bereitet.

Carnahans Regie ist sehr gut aufgelegt, er hält das Tempo hoch, erheitert sich an kinetischer und explosiver Action voller irrer Verfolgungsjagden, in Häuser stürzende Helikopter, Schießereien, Explosionen, Schwertkämpfe und Minigunballereien. Die genussvoll überzogene Action prescht untermalt von klassischen Rocksongs von Boston, Lynyrd Skynyrd und Badfinger stets ungeduldig voran und lässt nur wenig Raum für Stillstand. Es geht durchaus gewalttätig zu, jedoch bleibt das Schauspiel dank treffender Selbstironie und lockerer Inszenierung immer erträglich – die Gewalt tut hier selten weh, sogar eine potentiell fürchterliche Zahnziehszene sorgt dank Grillo für Heiterkeit.

Boss Level - Naomie Watts
Boss Level – Naomie Watts © LEONINE

„Boss Level“ erscheint in seiner überzeichneten Wildheit fast schon comicartig, wie auch in „Smokin‘ Aces“ hat Carnahan spürbar Freude an extravaganten und überlebensgroßen Nebenfiguren. Insbesondere ragen hier die zahlreichen Profikiller heraus: da wären die Schwert schwingende Guan Yin (Selina Lo), die „deutschen Zwillinge“ (Quinton ‚Rampage‘ Jackson & Rashad Evans), der sprengstofflegende Zwerg Kaboom (Aaron Beelner) oder die mit Adolf Hitlers Walther PPK ausgestattete Pam (Meadow Williams). Das ist durchaus immer mal wieder eine Spur zu infantil und manche zu ausgestellten One-Liner sind etwas nervig, aber man verzeiht es dem sympathisch-fröhlichen Film gerne.

Doch „Boss Level“ will eben nicht nur ein wild-unverantwortlicher Ritt sein, er möchte auch einen emotionalen Kern treffen. So kommt das erzählerische Element von Roys Sohn (Rio Grillo) dazu, der nicht weiß, dass Roy sein Vater ist. Hier entspinnt „Boss Level“ eine mit sachtem Pathos aufgeladene Vater-Sohn-Geschichte, die den Film gerade im letzten Drittel entschleunigt, ihm aber auch eine Spur Bedeutung gibt. Überhaupt wird das hohe Tempo gelegentlich von eher ausufernden Dia- und Monologen ausgebremst: So lässt Mel Gibson, der scheinbar nach „Machete Kills“ und „The Expandables 3“ in seiner eigenen machiavellistischen Bösewicht-Zeitschleife gefangen zu sein scheint, eine bedeutungsschwangere Anekdote über eine Python und ein Wildschwein ab. Die Zeitschleife wird anders als in vielen anderen Filmen hier auch expositionsreich pseudowissenschaftlich als Ventors quantenmechanische Welteroberungserfindung erklärt. Erzählerische Dynamik und damit das Interesse des Zuschauers hält der Film dadurch konstant hoch, dass er stets neue Entdeckungen für Roy parat hat, die sein gesamtes Abenteuer immer wieder auf den Kopf stellen und für neue Herausforderungen sorgen.

Boss Level - Frank Grillo und Mel Gibson
Boss Level – Frank Grillo und Mel Gibson © LEONINE

Es bleibt also ein durchweg kompetent gemachter Spaß für zwischendurch, der das Herz des unterernährten Fans von testosteronschwangeren Old School-Actionspektakeln erfreut. Da kann man auch verschmerzen, dass ein hochkrätiges Schauspielkaliber wie Naomi Watts etwas verloren wirkt und auch Mel Gibson gefühlt durch seine eindimensionale Rolle schlafwandelt. Auch Carnahan kann mehr, wie er bereits mit „Narc“ oder „The Grey“ bewiesen hat, dennoch ist es gut, diesen unterschätzten Filmemacher nach sechs Jahren Spielfilmabstinenz mit einem gelungenen Film wiederzuhaben.

Bild:

Das digital aufgezeichnete Bild überzeugt im Großen und Ganzen auf Blu-ray. Insgesamt hat man sich für eine etwas entsättigtere Farbgebung entschieden, wodurch der Film eben optisch etwas dezenter daherkommt. Ansonsten überzeugen Kontraste und Schwarzwerte, die Bildschärfe und Detailfreudigkeit (gerade bei Nahaufnahmen) liegen im sehr guten Bereich.

Ton:

Akustisch bietet „Boss Level“ vorrangig jede Menge Bombast. So wird der Subwoofer sehr regelmäßig mit wuchtigen Tieftönen angesteuert, sodass es mit dem insgesamt hohen Dynamikumfang und der guten Surroundunterstützung mächtig knallt. In der Originalversion wird manch ein Zuschauer Probleme mit der Lautstärkeregelung haben, denn die Dialoge könnten eine Spur lauter abgemischt sein.

Extras:

Das Bonusmaterial besteht nur aus einem kurzen Making of (08:18 Min.) sowie einer Trailershow.

Blu-ray Kritik
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
7/10

Kurzfassung

Macht richtig viel Spaß.

Fazit:

„Boss Level“ gewinnt dem mittlerweile sehr häufig frequentierten Zeitschleifefilm weitere interessante Facetten ab. Der Film mag zwar das Rad nicht neu erfinden, dafür macht er aber dank sehr gut aufgelegter Inszenierung und einem sehr guten Frank Grillo richtig viel Spaß.


von Florian Hoffmann

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