Betrogen mit Clint Eastwood: Das Mediabook in der Review

Clint Eastwood in Betrogen
Clint Eastwood in Betrogen © Koch Films

Die Kritik:

Betrogen - Mediabook
Betrogen – Mediabook © Koch Films

Clint Eastwood gehört zu den legendärsten Schauspielern und Regisseuren unserer Zeit. Die Tatsache, dass er im stolzen Alter von 90 Jahren immer noch so gut wie jedes Jahr einen Film abliefert ist bemerkenswert. Vor der Kamera ist er zwar nicht mehr so aktiv wie früher (sein letzter Film war „The Mule„, davor übernahm er 2012 in „Back in the Game“ eine Rolle), denn er fokussiert sich in diesem Stadium seiner Karriere primär auf die Regie. Als Schauspieler hat er in Hollywood aber über die Jahre hinweg tolle Leistungen abgeliefert. Seine wohl besten Performances sind in den Filmen „Unforgiven“, „The Good, the Bad and the Ugly“ und „Million Dollar Baby“ zu sehen. Ein Film, der mehr Anerkennung verdient hätte, ist „The Beguiled„. Denn Eastwood zeigt sich hier von einer ganz anderen Seite, und der Film ist nebenbei ziemlich solide ausgefallen

Regisseur des Films ist Don Siegel, mit dem Clint Eastwood in seiner Karriere ganze fünfmal zusammengearbeitet hat. Der wohl bekannteste Film der beiden ist „Dirty Harry“. Das Drama „Betrogen“ wurde nur wenige Monate vor „Dirty Harry“ in den Kinos gezeigt. Doch während Eastwood’s Rolle als abgebrühter Polizist beim Publikum sehr gut ankam und der Actionfilm mehrere Fortsetzungen nach sich zog, ging diese Literaturverfilmung unter und spielte an den Kinokassen so gut wie kein Geld ein. Was schade ist, aber an Siegels Inszenierung liegt es definitiv nicht. Handwerklich ist der Film super gemacht. Man könnte Siegel aber vorwerfen, dass an einigen Stellen die Spannung gefehlt hat. Irene Kamp und Albert Maltz haben zusammen das Drehbuch geschrieben, welches auch den größten Schwachpunkt des Films darstellt. Die beiden konnten sich nicht auf ein Genre einigen und das Ergebnis ist ein Genre-Mix, der nicht ganz zufriedenstellend ist.

Geraldine Page in Betrogen
Geraldine Page in Betrogen © Koch Films

Lousiana, einer der Südstaaten während des Amerikanischen Bürgerkrieges: Auf der Suche nach Pilzen findet die 10-jährige Amy, Schülerin eines Mädcheninternats, im Gebüsch einen Mann mit gebrochenem Bein. Es ist der Yankee-Offizier John McBurney. Zurück im Internat wird er mit viel Fürsorge behandelt, und schon bald fühlen sich einige Frauen zu ihm hingezogen. Da McBurney mit den Damen spielt, kommt es bald zu schwerwiegenden Konflikten. Clint Eastwood kennt man als harten Macho, denen andere Männer nichts anhaben konnten. Auch in der Romanadaption „A Painted Devil“ von Thomas P. Cullinan darf er einen solchen Mann verkörpern, doch in diesem Film ist er die meiste Zeit verletzt und liegt im Bett. Vielleicht war das einer der Gründe, warum „Betrogen“ (der deutsche Titel des Films) das Publikum damals nicht erreichen konnte. Dass Eastwood aber auch hier eine fabelhafte Performance abliefert, ist selbstverständlich. Die restliche Besetzung, bestehend aus Geraldine Page, Elizabeth Hartman und Jo Ann Harris, kann ebenfalls überzeugen.

„Betrogen“ macht einiges richtig. Mit Siegel als Kapitän der Produktion und einer fantastischen Besetzung, angeführt von einem starken Clint Eastwood, hat man die Weichen für einen guten Filmen gestellt. Zudem besitzt der Film eine interessante Prämisse. In einem Haus voller Frauen, die zum ersten Mal seit langer Zeit einem Mann begegnen, da sind Konflikte vorprogrammiert. Und tatsächlich ist der Film am interessantesten, wenn die Spannung zwischen den weiblichen Protagonisten zum Greifen nah ist. Denn dass jede von ihnen ein Stück vom Mann haben möchte ist im Film deutlich zu erkennen. Doch das Drama schafft es nicht, diese Spannung konstant auf einem hohen Niveau zu halten. Einige Stellen sind unfreiwillig komisch und es ist nicht klar zu erkennen, ob das die Intention der Autoren war. Des Weiteren weiß der Film nicht, ob er ein Erotikdrama oder Thriller sein möchte, und zu keinem Zeitpunkt wird hier die richtige Balance findet.

Jo Ann Harris und Clint Eastwood in Betrogen
Jo Ann Harris und Clint Eastwood in Betrogen © Koch Films

Bild:

Das Bild ist recht ansehnlich, auch wenn man nicht ganz das Niveau von aktuellen Produktionen erreicht. Der Schärfegrad ist ein wenig schwankend. Ebenso gelingt es dem grundsoliden Schwarzwert nicht immer, in dunklen Szenen Detailverluste zu vermeiden. Dafür ist das Kontrastverhältnis wirklich gut.

Ton:

Der Ton ist front-lastig, aber dadurch sind die Dialoge sehr gut verständlich.

Extras:

Die Features können sich sehen lassen. Neben einem sehenswerten 16-seitiges Booklet gibt es auf der dritten Disc zwei Dokus mit jeweils Clint Eastwood und Don Siegel, des Weiteren sind zwei Featurettes mit Filmhistoriker Mike Siegel und dem Filmkritiker Richard Schickel enthalten, Thema hier sind Don Siegel und Clint Eastwood. Das gesamte Bonusmaterial ist klasse, informativ und gelungen.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 7/10
    Extras - 7/10
7/10

Kurzfassung

Sehr solider Film der unterhält.

Fazit:

„Betrogen“ ist aber immer noch ein sehr solider Film mit interessanten Momenten, die auch unterhaltsam sind. Eastwood und Siegel did it again.


von Denizcan Sürücü

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