Bastille Day – Blu-ray Kritik: Idris Elba Bewerbung als James Bond

Bastille Day Idris Elba im Kreuzfeuer
Bastille Day Idris Elba im Kreuzfeuer © Studiocanal GmbH

Die Kritik:

Bastille Day Blu-ray Cover
Bastille Day Blu-ray Cover © Studiocanal GmbH

Eigentlich ist „Bastille Day“ im Grunde nur ein netter, schnörkelloser und kompetent gemachter Euro-Actionthriller mit zwei sehr gut aufgelegten Stars für Freunde handgemachter Action, doch die Terroranschläge von Paris haben dem Film eine unerwartet brisante Dimension verliehen. Als der Film Ende 2014 in der französischen Hauptstadt gedreht wurde, konnte man noch nicht ahnen, wie aktuell der Film ein Jahr später sein würde. Entsprechend verzögerte sich die Veröffentlichung des Streifens ein paar Monate, jedoch wurde der Film aus Respekt vor den Opfern des Anschlags von Nizza auch wieder vorzeitig aus den französischen Kinos genommen. Lässt man die politische Dimension und das schlechte Veröffentlichungstiming beiseite, präsentiert sich hier ein überraschend effektiver Mix aus Spionage- und Actionthriller, der gerade in seiner ersten Hälfte dank Idris Elba und Co-Star Richard Madden („Cinderella“, „Game of Thrones“) richtig viel Freude macht. Gerade für Idris Elba stellt seine Rolle als ungehorsamer und auf eigene Faust operierender CIA-Agent eine echte Bewerbung als neuer James Bond dar. Der Brite zeigt hier eine großartige und leichtfüßige Präsenz, er gibt hier eine gelungene Mischung aus brodelnder, bedrohlicher Intensität, Rücksichtslosigkeit und lässiger, augenzwinkernder Coolness, die ihn nahezu prädestiniert für die Rolle des Superspions macht.

In einer etwas gewagt anmutenden Besetzung spielt er den amerikanischen CIA-Agenten Sean Briar, der in der Pariser Außenstelle des Geheimdienstes stationiert ist. Wie so oft bei typischen Actionfilm-Antihelden ist auch Briar dafür berüchtigt, dass er seinen Dienst nicht gerade nach Vorschrift erledigt und gerne eigene kompromisslose Wege beschreitet. Sein Ziel ist der amerikanische Trickbetrüger und Taschendieb Michael Mason (Richard Madden, „Cinderella“, „Game of Thrones“), der seit einiger Zeit in der französischen Metropole lebt. Als er einer jungen Frau namens Zoe (Charlotte Le Bon, „The Walk“) ihre Handtasche stiehlt, ahnt er nicht, dass sich darin eine Bombe befindet. Diese explodiert schließlich an einem belebten Platz und tötet vier Menschen, woraufhin nach Mason als Terrorverdächtiger gefahndet wird. Briar wird auf den ahnungslosen Mason angesetzt…

Bastille Day Idris Elba
Bastille Day Idris Elba © Studiocanal GmbH

„Bastille Day“ ist ein Film, den man nicht unbedingt auf dem Zettel hatte und der vielleicht gerade deswegen eine echte Überraschung darstellt. Von Beginn an weiß die Inszenierung von Regisseur James Watkins („Eden Lake“, „Die Frau in Schwarz“) durch eine dringliche, rasante und nervöse Energie zu überzeugen. Der Film packt sofort mit seinem rastlosen Tempo und ökonomischer Erzählweise, aber auch mit der starken Präsenz von Idris Elba und Richard Madden, der ebenfalls mit spielerischem Charisma überzeugt. Die Zutaten von „Bastille Day“ sind altbekannt, dennoch ist es schön anzusehen, was eine kompetente Regie und gute Darsteller ausmachen können. Im Vergleich zum oftmals uninspiriert und müde wirkenden „Jason Bourne“ dieses Jahr wirkt Watkins Film überraschend frisch und lebendig. In der Tat gibt es bei „Bastille Day“ naheliegende stilistische und thematische Ähnlichkeiten zur ikonischen „Bourne“-Reihe, gerade was die realistische handgemachte Action und Stuntarbeit angeht. Einer der herausragenden Actionmomente ist eine halsbrecherische, entfesselte Verfolgungsjagd, die unter anderem über die Dächer von Paris führt und von Watkins mit klarer Übersicht und großer Dynamik inszeniert ist. Auch bei der effizienten Kampchoreografie gelingt es dem britischen Regisseur trotz Handkamera und recht rasanten Schnitten nie zu hektisch oder unübersichtlich zu werden.

Auch schön: Watkins und Kameramann Tim-Maurice Jones nutzen den Drehort Paris mit viel authentischem Lokalkolorit aus, ohne aber wie so viele andere Filme die berühmten Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Hier hat man das Gefühl, das echte Paris in all seiner ungeschliffenen Rohheit und Energie zu sehen und keinen Touristenführer. Neben der knackigen und dynamischen Inszenierung gefällt auch sehr das gelungene Zusammenspiel zwischen Elba und Madden, die hier schließlich ein ungewöhnliches Buddy-Duo abgeben. Ihre gelegentlich amüsanten, trockenhumorigen und augenzwinkernden Wortgeplänkel geben dem Film wichtiges Leben, sie sorgen für Spaß und sind auch genau richtig dosiert, um nie zu selbstironisch zu wirken. Auch der Plot sorgt in der ersten Hälfte durchaus für Aufmerksamkeit: Es wird eine echte Atmosphäre von öffentlicher Unruhe und Aufruhr vermittelt, von einem brodelnden, explosiv aufgeladenen Land, in dem sich das Volk gegen die höheren Mächte zur Wehr setzt. Diese sind zusätzlich durch und durch korrupt, sowohl in der politischen Ebene als auch bei der Polizei.

astille Day Idris Elba
Bastille Day Idris Elba © Studiocanal GmbH

Gerade im dritten Akt bewegt sich „Bastille Day“ dann aber erzählerisch auf zu vorhersehbaren und überraschungsarmen Bahnen, sodass ihm trotz großem Showdown gerade am Ende etwas die Luft ausgeht. Hier gibt es viel Getöse und obligatorische Schießereien, doch letztlich wirkt dann alles etwas zu einfach und praktisch aufgelöst. Dennoch war die Vorarbeit so gelungen, dass man das gerne mal verschmerzen kann und der positive Eindruck überwiegt. „Bastille Day“ ist dann letztlich ein schön kurzweiliger Oldschool-Action-Zeitvertreib, der Spaß macht, aber natürlich auch nicht allzu lange im Gedächtnis haften bleibt. Aber das muss man hier ja schließlich auch nicht unbedingt erwarten, als ernstzunehmende Bewerbung für den ersten schwarzen James Bond in Form von Idris Elba könnte der Film aber allemal Gewicht haben.

Bild:

Insgesamt präsentiert sich hier eine Ästhetik, die eher ungeschliffen und naturalistisch gehalten ist. Die Farbpalette des Films präsentiert sich entsprechend, hier bewegt man sich insgesamt in einem eher gedeckten und tristen Farbspektrum, das durch gelegentliche Akzente aufgepeppt wird. Paris kommt hier jedenfalls sehr natürlich und lebendig rüber, das Bild gefällt durch bestechende Schärfe und einen großen Detailumfang, aber auch mit starken Kontrast- und Schwarzwerten. Ästhetisch eher unspektakulär, technisch aber sehr gut umgesetzt.

Ton:

Bastille Day Idris Elba und Charlotte Le Bon
Bastille Day Idris Elba und Charlotte Le Bon © Studiocanal GmbH

Die technische Umsetzung der Blu-ray besticht vor allem im akustischen Bereich. Hier wird ein herausragendes und überaus lebendiges Klangfeuerwerk abgebrannt, das alle Boxen permanent mit differenzierten Klängen bedient. Sei es Musik oder die zahlreichen atmosphärischen Geräusche, hier ist immer ordentlich was los und es ergibt sich ein fantastischer und immersiver Raumklang. Nicht nur das, auch der Subwoofer erhält hier jede Menge Futter und es rumst immer wieder ordentlich. Hier sind es gelegentliche Musiksequenzen, die enorm druckvoll ertönen, aber natürlich sind es auch die explosiven und bleihaltigen Actionmomente, die den Subwoofer massiv fordern. Auch in Sachen Klarheit und Verständlichkeit gibt es hier nichts auszusetzen.

Extras:

Das Bonusmaterial fällt leider sehr sparsam aus. Hier gibt es nur ein Standard-EPK-Making of auf Deutsch und eine Handvoll Trailer.
Making of (10:02 Min.)
Trailer (02:20 Min.)
Weitere Highlights (A War, Crossing Lines – 3. Staffel, Legend, Bauernopfer, Sicario)

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9.5/10
    Ton - 9.5/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
7/10

Kurzfassung

Ein rasanter, oft atemloser und knackig inszenierter Spionagethriller für Fans handgemachter und bodenständiger Action.

Fazit:

„Bastille Day“ ist ein rasanter und spannender Oldschool-Action- und Spionagethriller, der durch seine handgemachte Action und vor allem zwei sehr gut aufgelegte Hauptdarsteller überzeugt. Allen voran ist es der coole Idris Elba, der mit seiner intensiven und lässigen Präsenz eine ernsthafte Bewerbung als zukünftiger James Bond abgibt.


von Florian Hoffmann

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