Babylon Berlin (Staffel 1-3) – Blu-ray Kritik

Liv Lisa Fries in Babylon Berlin
Liv Lisa Fries in Babylon Berlin © LEONINE

Die Kritik:

Berlin befindet sich im Jahr 1929 in Aufruhr. Nicht nur die politische Situation beginnt allmählich langsam zu schwappen, sondern auch die Menschen spüren die Veränderung. In all dem Trubel befindet sich der Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch), der eigentlich nur einen Kriminalfall in einem Pornoring lösen, stößt dabei aber auf immer mehr Ungereimtheiten.

Babylon Berlin – Collection St. 1-3 Blu-ray © LEONINE

Die ersten beiden Staffeln der Serie „Babylon Berlin“ basieren auf dem Kriminalroman „Der nasse Fisch“ von Volker Kutscher. Die Handlung spielt im Berlin des Jahres 1929 und es geht um die zunehmende Radikalisierung der rechten und linken Positionen nach dem Scheitern der Weimarer Republik. Die erste Staffel hat 8 Episoden und hauptsächlich folgt die Serie dem Kommissar Gereon Rath und wie er durch Untersuchungen in einem sittenpolizeilichen Umfeld auf ein großes Geheimnis stößt. Dabei gibt es einige weitere Handlungsstränge, die die Serie sehr dynamisch wirken lässt. Im Verlauf entwickelt sich die Stenotypistin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) zur weiteren Protagonistin, die sich um ihre eigenen Probleme kümmern muss. Es bilden aber nicht nur die beiden Motive ein Leitfaden durch die Staffel, sondern auch die politischen Veränderungen und die privaten Intentionen der Figuren.

Besonders schön ist es in Staffel 1 zu sehen, dass viele Figuren ihre eigentlichen Motive ändern. Dadurch kommt es öfters zu Wendungen, die der Geschichte eine tolle Dynamik geben. Bis zum Schluss weiß man sich, auf welcher Seite Figuren stehen, auch wenn ziemlich früh schon das allgemeine Schwarz-/Weiß-Denken gestrichen wird. Dadurch kommt es zu interessanten Konstellationen, die viel Spannung erzeugen.

Die Handlung wird in Staffel 2 nahezu nahtlos fortgesetzt. Es gibt keinen wirklichen Plot Twist, sodass die Geschichte nur durch ein paar neue Elemente des Staffelfinale bereichert wird. Die inhaltliche Qualität bleibt weiterhin hoch. Man merkt, dass die beiden ersten Staffeln direkt in einem Rutsch gedreht wurden. Die zweite Staffel beleuchtet sehr stark die Familie von Gereon Rath. Dadurch ergeben sich andere Motive, vor allem wenn seine Familie im Konflikt mit seiner eigentlichen Intention steht. Zum Ende hin, dreht sich zwar die Geschichte einer Figur ein wenig im Kreis, da diese gefühlt in jeder Szene etwas anderes will, dennoch ergibt sich ein wunderbares Staffelfinale. Vor allem legt die zweite Staffel einen größeren Fokus auf die politischen Umstürze. Da der Zuschauer weiß, wie die Geschichte abläuft, entsteht durch die Unwissenheit der einzelnen Charaktere eine sehr atmosphärische Spannung.

Benno Fürmann in Babylon Berlin
Benno Fürmann in Babylon Berlin © LEONINE

Die dritte Staffel basiert auf dem Nachfolgeroman von Volker Kutscher und zwar „Der stumme Tod“. Nachdem Abschluss eines wichtigen Handlungsstrangs in der zweiten Staffel, braucht es erstmal ein paar Episoden, bis sich die neuen Motive geklärt haben. Viele Figuren haben neue Positionen, sodass am Anfang viel Expositionsarbeit geleistet werden muss. Da die Staffel aber 12 Folgen hat, hat die Geschichte eine andere Tragweite. Vordergründig geht es um eine Mordserie bei Dreharbeiten, natürlich spielen aber auch wieder die politischen Veränderungen eine Rolle. Die dritte Staffel spielt Anfang der 1930er und die Serie schafft es, der fast schon auserzählten deutschen Lage innovative Einflüsse zu geben.

Nichtsdestotrotz zieht sie die Handlung nach einiger Zeit. Die Figuren haben kaum noch untereinander Bezüge, sodass sich die Struktur der Staffel aufteilt. In den ersten beiden Dritteln versucht die Staffel zu viele Geschichten gleichzeitig zu erzählen und erst zum Ende fügt sich das ganze Konstrukt zusammen.

Lars Eidinger in Babylon Berlin
Lars Eidinger in Babylon Berlin © LEONINE

Die drei Staffeln wurden hauptsächlich von Tom Tykwer („Cloud Atlas“/„Deutschland 09“), Achim von Borries („Jeder stirbt für sich allein“) und Hendrik Handloegten inszeniert. Der Cast besteht aus sehr talentierten Menschen, wie Volker Bruch („Der Vorleser“), Liv Lisa Fries („Prélude), Peter Kurth, Leonie Benesch („The Crown“) und Lars Eidinger („Abgeschnitten“/„25 km/h“). Alle Schauspieler bereichern die Serie extrem und keine Rolle sticht negativ hervor.

Bild:

Das Bild hat sehr kräftige Farben und ist selbst in den dunklen Stellen nahezu rauschfrei. Insgesamt ist die Kameraarbeit sehr wertig und die Sets & Kostüme sehen sehr authentisch aus.

Ton:

Die Staffeln wurden auf DTS-HD MA 5.1 abgemischt und haben eine wunderbare Qualität. Die Serie besitzt einen unfassbar atmosphärischen Soundtrack und dadurch fühlt sich diese längst vergangene Zeit unheimlich real an.

Extras:

An Bonusinhalten ist nicht allzu viel dabei, dafür aber ein Making-of zu der zweiten Staffel, welches eine Laufzeit von ungefähr 45 Minuten hat und sehr detailliert die Dreharbeiten und Hintergründe beleuchtet.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Serie - 9/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
8.5/10

Kurzfassung

Überzeugende dynamische Geschichte.

Fazit:

Die ersten drei Staffeln von „Babylon Berlin“ zeigen, dass man deutsche Produktion niemals vorschnell verurteilen darf. Die Serie hat zwar einen deutlichen Fokus auf die geschichtlichen Bezüge, erzählt dennoch eine äußerst dynamische Geschichte. Die beiden ersten Staffel haben dabei eine sehr spannende Handlung, die sich über beide Staffeln streckt. Die dritte Staffel überzeugt anfangs noch mit einem überraschenden Handlungswechsel, zieht sich aber nach einigen Folgen. Nichtsdestrotz ist „Babylon Berlin“ eine wunderbare Serie und es bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich kommende Staffeln entwickeln.


von René Fischell

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