Attraction – Blu-ray Kritik: Alien-Invasion aus Russland

Attraction - Ein Raumschiff strandet
Attraction - Ein Raumschiff strandet © Capelight/Alive

Die Kritik:

Attraction Blu-ray Cover
Attraction Blu-ray Cover © capelight pictures

Laut Werbeslogan von Capelight Pictures heißt es: Bombastische CGI-Effekte treffen auf bildgewaltige Endzeit-Action: „Arrival“, „District 9“ und „Independence Day“ auf russischem Grund und Boden! Ganz schön gewagt, eine solche Behauptung aufzustellen! Ob ‚Attraction‚, so der Name des dystopischen Sci-Fi-Thrillers von Regisseur Fedor Bondarchuk (‚Stalingrad‘), tatsächlich die inhaltliche Tiefe von Denis Villeneuve inszenierten Besuch der Außerirdischen, die sozialkritische Stärke von Neill Blomkamp´s UFO-Ankunft im afrikanischen Johannesburg oder das für die damalige Zeit abgefeuerte Effektfeuerwerk des deutschen Roland Emmerich erreicht oder ob man sich hier lediglich mit fremden Federn schmücken möchte, decken wir in unserer Blu-ray-Kritik auf.

Die Handlung von ‚Attraction‘ ist schnell erklärt: Yulya (Irina Starshenbaum) hat einst gemeinsam mit ihrer Mutter immer hinauf zu den Sternen geschaut und angenommen, das jeder Stern dort oben ein gottähnliches Wesen ist. Doch nachdem ihre Mutter ihrer schweren Krankheit erlegen ist, gibt es für Yulya dort oben nichts mehr – nur noch Stille, Leere und Kälte. Doch ganz gleich an was sie glaubt, extraterrestrisches Leben existiert und befindet sich sogar aktuell in Form eines Raumschiffs in erdnaher Umlaufbahn, doch das unbekannte Flugobjekt wird vom angekündigten Meteoritenschauer auf die Erde von seinem Kurs abgebracht und tritt ebenfalls in die Stratosphäre über der Barentssee ein. Da niemand weiß, um was für ein Objekt es sich tatsächlich handelt, entschließt man sich kurzerhand das UFO von russischen Abfangjägern abschießen zu lassen, woraufhin dieses in Moskau zum Absturz gebracht wird. Dabei sterben mehrere hundert Menschen und auch Yulya befindet sich mittendrin, die gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sveta (Darya Rudenok) und ihrem Lover Artyom (Alexander Petrov) sowie den ganzen anderen Menschen eigentlich dem angekündigten Meteoritenschauer beiwohnen wollte. Wie sich schnell herausstellt, handelt es sich bei dem abgestürzten Flugobjekt tatsächlich um ein außerirdisches Raumschiff, gegen dessen Insassen Yulya verständlicherweise großen Groll hegt, schließlich ist ihre beste Freundin bei dem Absturz um Leben gekommen. Deshalb entscheidet sie sich zum Kampf, schnappt sich kurzerhand die Waffe ihres Vaters und erklärt den Aliens den Krieg. Doch beim ersten Aufeinandertreffen mit der außerirdischen Spezies erkennt sie, dass die Besucher keine bösen Absichten haben – doch werden das auch rechtzeitig die anderen Menschen erkennen?

Attraction - Yulya (Irina Starshenbaum)
Attraction – Yulya (Irina Starshenbaum) © capelight pictures

‚Attraction‘ ist überraschend gut ausgefallen, was vor allem für die erste Hälfte der insgesamt 133 Minütigen russischen Produktion gilt. Sämtliche Figuren die im Film eine wichtige Rolle spielen, werden gut eingeführt und es dauert auch nicht lange, bis das Raumschiff ziemlich eindrucksvoll in Moskau abstürzt und die ersten Menschen mit den außerirdischen in Kontakt treten. Diese führen eigentlich nichts Böses im Schilde und wollen lediglich ihr Raumschiff reparieren, allerdings sehen das nicht alle Leute so, die beim Absturz viele geliebte Freunde und Familie verloren haben und deren Tod nicht ungesühnt lassen wollen. Auch Yulya gehört zunächst dazu, wird aber dadurch das ihr ein Alien das Leben rettet, eines Besseren belehrt und schlägt sich fortan auf die Seite der Besucher. Das führt natürlich zu Konflikten, in die nicht nur Yulyas Vater Colonel Lebedev (Oleg Menshikov) verwickelt wird, sondern auch ihr eigentlicher Freund Artyom mutiert immer mehr zum Alien-Hasser, der vermehrt Leute um sich schart und kurzerhand die Initiative „Das ist unser Planet“ ins Leben ruft. Aus Spoilergründen können wir an dieser Stelle aber nicht tiefer in die Handlung eintauchen, denn alles verraten möchten wir nicht. So viel sei aber gesagt: Leider driftet die Story ab der zweiten Hälfte etwas ab, mutiert immer mehr zu einer Lovestory, bei der ein Außerirdischer namens Hijken (Rinal Mukhametov) eine wichtige Rolle spielt. Einige Logiklöcher weist das Drehbuch der zwei Autoren Oleg Malovichko und Andrey Zolotarev ebenfalls auf, was ebenfalls den Gesamteindruck etwas abwertet. Aber auch unter Berücksichtigung der angesprochenen Schwächen, ist der Film von Regisseur Fedor Bondarchuk dennoch sehenswert.

Bild:

Man mag es kaum für möglich halten, aber für eine lediglich 6 Millionen US-Dollar teure Produktion, macht ‚Attraction‘ eine verdammt gute Figur. Nicht nur das die Bildqualität des im Ansichtsverhältnis von 2,39:1 (16:9) gehaltenen Transfers erstaunlich gelungen und scharf ist, der Titel kann optisch locker mit weitaus kostspieligeren amerikanischen Produktionen mithalten. Das gilt vor allem für die wirklich hervorragenden CGI-Effekte, die wirklich großartig sind und vor allem während der Absturzszene über Moskau für offenstehende Münder sorgen dürfte. Was dem Titel jedoch eine höhere Wertung verwehrt, ist das etwas blasse und farbarme Bild, welchem ein kräftigeres Kontrastverhältnis nicht geschadet hätte. Stilmittelbedingt passt der grünlich/bläuliche Transfer zwar zum dystopischen Look der Produktion, ein farbenprächtiges Referenzmaterial sieht allerdings anders aus. Hier reicht es noch für knappe acht Punkte.

Ton:

Attraction - Yulya (Irina Starshenbaum) und ihre Freunde
Attraction – Yulya (Irina Starshenbaum) und ihre Freunde © capelight pictures

Beim Sound geht die russische Produktion in die vollen und liefert eine deutsche Tonspur die nicht nur im verlustfreien DTS-HD Master Audio 5.1 vorliegt, sondern auch noch richtig aktiv und kraftvoll klingt. Die Abmischung ist während der Effekte sehr räumlich geraten, was vor allem die Actionsequenzen eindrucksvoll unter Beweis stellen und zudem einen brachialen Tiefbass bieten, während der Dialogszenen geht es allerdings indessen eher frontlastig zu. Unterm Strich eine sehr gute Vertonung, vor allem wenn man berücksichtigt, dass es sich hier um eine russische Produktion handelt. Die Musikwahl von Ivan Burlyaev passt ebenfalls hervorragend zum Film, zwar kommen darin viele russische Stücke vor, aber allen voran Paulina Andreeva´s „Closer“ während der Absturzsequenz untermalt das Geschehen auf dem Bildschirm perfekt. Da wir gerade bei Russisch sind: Der russische Originalton liegt überraschenderweise sogar in Dolby Atmos vor, welchem ein Dolby TrueHD-Kern zugrunde liegt, der freilich noch differenzierter und kraftvoller klingt, als der deutsche Mix. Allerdings versteht man dann natürlich nur noch wenig vom eigentlichen Geschehen, zum besseren Verständnis lassen sich aber deutsche Untertitel hinzuschalten.

Extras:

▪ Featurettes:
▪ Die neuen im Team (2:11 min.)
▪ Der Top Cast (2:02 min.)
▪ Promo Reel (3:00 min.)
▪ VFX-Breakdown (9:15 min.)
▪ Deutscher Trailer (2:06 min.)
▪Programmtipps:
▪ Mojin – The Lost Legend (2:03 min.)
▪ Survival Game (1:50 min.)
▪ The Last Day (1:25 min.)
▪ Attack the Block (2:31 min.)

Attraction - Freund oder Feind?
Attraction – Freund oder Feind? © capelight pictures

▪ Alone (1:36 min.)
▪ Dance to Death (1:59 min.)
▪ Pappschuber mit ablösbarem FSK-Aufkleber
▪ Wendecover

Das Bonusmaterial von ‚Attraction‘ macht leider nicht viel her und besteht größtenteils aus vier Featurettes, von denen eigentlich nur VFX-Breakdown sehenswert ist, da dieses detailliert jedoch größtenteils unkommentiert die Gestaltung der aufwendigen CGI-Effekte darstellt. Die übrigen drei Featurettes sind eher kurze Werbevideos, in denen sich zwar viele Darsteller und Produzenten kurz zu Wort melden, jedoch eigentlich nichts Wichtiges zu sagen haben. Zum Schluss gibt es noch den deutschen Trailer zum Film sowie eine Trailershow zu insgesamt sechs weiteren Titeln aus dem Capelight-Programm. Sämtliche Extras liegen in HD vor und sind deutsch untertitelt, mit Ausnahme der Trailer, diese sind allesamt in deutscher Sprache. Erwähnenswert ist zudem, das Capelight Pictures bei dieser Veröffentlichung an die Sammler gedacht hat, denn nicht nur der Film selbst bietet ein Wendecover ohne störendes FSK-Logo, auch auf dem beiliegenden Pappschuber lässt sich dieses problemlos und rückstandslos entfernen.

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 8/10
    Bild - 8.0/10
  • 9/10
    Ton - 9.0/10
  • 4/10
    Extras - 4.0/10
7/10

Kurzfassung

‚Attraction‘ ist ein überaus gelungener und ansehnlicher Science-Fiction-Beitrag aus Russland, der zwar einige inhaltliche Schwächen aufweist, aber dennoch sehr empfehlenswert ist.

Fazit:

Filme mit Alien-Invasionen gibt es unzählige, mitunter sind sogar richtig viele gute Titel wie beispielsweise ‚Arrival‘, ‚Independence Day‘ oder ‚District 9‘ mit dabei, mit welchen sich ‚Attraction‘ zu vergleichen versucht – allerdings auf russischen Boden. Das Ergebnis reicht zwar an keine dieser Genregrößen heran, der Film von Regisseur Fedor Bondarchuk ist aber nah dran und hat vor allem im Vergleich mit dem zuletzt erschienen ‚Independence Day 2 – Wiederkehr‘ klar die Nase vorn. Kurzum: ‚Attraction‘ zählt für mich, vor allem nach dem enttäuschenden ‚Guardians‘ – der russischen Antwort auf die amerikanischen ‚Avengers‘ und selbst unter Berücksichtigung der angesprochenen inhaltlichen Schwächen, mit zu den Überraschungen diesen Jahres und ist definitiv einen Blick wert – vor allem für Science-Fiction-Fans!


von Roland Nicolai

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