Archenemy: ein etwas anderer Superheldenfilm – Blu-ray Kritik

Szene aus Archenemy
Szene aus Archenemy © Koch Films

Die Kritik:

Mit Archenemy ist nun ein vollkommen anderer Ansatz an den scheinbar niemals endenden Strom der Superheldenfilme in das Heimkino eingekehrt. Und das lässt sich in diesem Fall sowohl positiv als auch negativ auslegen.

Archenemy - Blu-ray
Archenemy – Blu-ray © Koch Films

Der Film fährt auf mehreren Ebenen einen äußerst chaotischen Ansatz. Gleich zu Beginn steigt die Geschichte erst einmal mit einer animierten Szene aus einer absurden Scifi-Superheldenstadt ein, an dessen Ende ein Held namens Max durch ein schwarzes Loch in unsere Welt katapultiert wird. Diese findet in real gedrehten Szenen statt und springt zu Beginn erst einmal zwischen zwei weiteren Charakteren hin und her, bis sich ihre Geschichten genügend kreuzen, sodass sich die Geschichte irgendwann auf einen roten Faden einigen kann. Spätestens als auch der Max aus der Eröffnungsszene hinzustößt, ist klar, wohin die Reise gehen wird. Dadurch, dass Max mittlerweile als obdachloser Alkoholiker in der Stadt unterwegs ist, ist der Wahrheitsgehalt seiner angeblichen Superheldenvergangenheit durchaus in Frage gestellt.

Rückblicke aus jener Superheldenwelt werden stets durch weitere animierte Szenen dargestellt, welche häufig durch stilistische Übergänge in die realen Geschehnisse eingearbeitet werden. Der Animationsstil in diesen Szenen wird in ein retroeskes Farbspektrum eingefasst und bildet eine Mischung aus dem klassischen Comicstil und einer semi-realistischen Manier auf der Vorlage dystopischer Cyberpunkszenarien, wie man sie beispielsweise auch aus einigen Love, Death & Robots-Episoden kennen könnte. Verwendet wird dabei ein interessanter und experimenteller Stil, der diese Szenen auch durchgängig so wirken lässt, dass es auch einfach pure Drogentrips sein könnten.

Die Narrative des Drogenkonsums und seinen Nachwirkungen bedient Archenemy über seine gesamte Laufzeit. Nicht nur Max Fist, wie der vermeintliche Superheld schon bald genannt wird, berauscht sich gerne. Nahezu jeder Charakter innerhalb der Geschichte nimmt früher oder späten Drogen zu sich oder kann sich nur mithilfe der Infrastruktur des Drogenhandels über Wasser halten. Dadurch finden sich unter den Nebencharakteren einige absurde und verrückte Gestalten und die Handlung nimmt durch das Thema ungewohnte Pfade. Tatsächlich fühlt es sich ein klein wenig so an wie ein Urban Mad Max auf Mindestbudget-Niveau.

Archenemy - Joe Manganiello
Archenemy – Joe Manganiello © Koch Films

Neben den animierten Zwischenszenen sind auch alle anderen Szenen in einem eigenen Look gefasst. Aber auch wenn dieser Filter dazu verhilft, dass die animierten Szenen besser in die Bildsprache des Filmes eingearbeitet werden können, hätte ich lieber auf ihn verzichtet oder ihn zumindest abgeändert. Denn gerade in dunkleren Szenen oder Bildern mit großen, einfarbigen Flächen ist ein auffälliges Bildrauschen zu erkennen. Ob das jetzt tatsächlich an der Post Production liegt, kann ich nicht endgültig sagen, da aber manche Szenen doch durchaus wertig wirken, möchte ich bezweifeln, dass es an der Kamera, Beleuchtung oder anderer technischer Mittel gemangelt hat.

Auch die Handlung leidet trotz interessanter Prämisse und doch intensivem Ende an einigen Schwächen. So leidet Archenemy unter anderem extrem an Plot Convenience. Sprich, ein absoluter Großteil der Handlung basiert auf zweckmäßigen Zufällen und einem unglaubwürdigen Aufeinanderfolgen von Ereignissen, das so hingenommen und akzeptiert werden muss, um Spaß mit der Geschichte haben zu können. Zusätzlich fühlt sich der Filme ein Großteil seiner Zeit so an als gäbe es eine tiefere Meta-Ebene, die irgendwann aufgelöst wird und so über einer anderen Erzählstruktur den Zweck seiner Handlung auflöst. Doch passieren tut das nicht. Die tiefere Meta-Ebene existiert nicht.

Archenemy - Joe Manganiello
Archenemy – Joe Manganiello © Koch Films

Archenemy ist ein wahres Sammelsurium an interessanten Prämissen, erfolgt in mittelmäßiger Umsetzung. Es ist gewiss kein überragender Film, doch bietet er einige neue Schauwerte, weicht in Bildsprache, Handlung und Konzept durchaus vom Mainstream ab und kann so trotz einiger Schwächen eine gute Wahl für einen Filmabend sein.

Bild:

Durch die durchaus stimmigen animierten Zwischenschnitte mit denen Archenemy die Rückblicke des verfallenen Superhelden darstellt, hat er auf jeden Fall eine effektive, eigene Dynamik entwickelt. Jedoch liegt auch auf den Realszenen ein gewisser Filter, der zwar einerseits hilft, die Verbindung zu den animierten Szenen zu kreieren, aber auch, bewusst oder unbewusst, leider der Bildqualität zu schaffen macht. Das Bild hat vor allem auf großen, einfarbigen Flächen mit Bildrauschen zu kämpfen und wirkt allgemein nicht sonderlich wertig.

Ton:

Auditiv ist Archenemy weder positiv noch negativ eine großartige Überraschung. Sowohl die Originaltonspur als auch die deutsche Synchronisation erlauben sich keine auffälligen Fehler. Desweiteren gefällt mir der synthetische Soundtrack, der das Wechselspiel der Szenerien äußerst passend untermalt, sehr gut.

Extras:

Es gibt leider quasi keine wirklichen Extras auf dem Heimkino-Release von Archenemy. Neben dem Film selbst sind nur eine Handvoll Trailer auf der Disk zu finden.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6/10
  • 6/10
    Bild - 6/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 1/10
    Extras - 1/10
6/10

Kurzfassung

Schafft es sich eine eigene Identität zu schaffen und ist nicht sofort wieder vergessen. Hat aber auch einige Schwächen.

Fazit:

Archenemy macht definitiv nicht alles richtig. Sowohl in der Bildsprache als auch in der Handlung gibt es sowohl einige starke Elemente als auch einige offensichtliche Schwachstellen. Dennoch schafft es der Film sich eine eigene Identität zu schaffen und ist nicht sofort wieder vergessen, wie es bei den meisten anderen mittelmäßigen Actionfilmen der Fall ist.


von Esra Pötter

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