Alone – Du kannst nicht entkommen – Filmkritik

Alone Du kannst nicht entkommen: Jules Willcox
Alone Du kannst nicht entkommen: Jules Willcox © Koch Films

Die Kritik:

Jessica (Jules Willcox) will alles nur noch hinter sich lassen. Mit einer traumatischen Erfahrung im Rücken, packt die junge Frau einen Umzugsanhänger und verlässt ihren Wohnort in eine unbekannte Zukunft. Auf ihrem Trip durch das ländliche Amerika

Alone Du kannst nicht entkommen: Blu-ray Cover
Alone Du kannst nicht entkommen: Blu-ray Cover © Koch Films

mit seinen einsamen Landstraßen kommt es zu einem riskanten und beinahe fatalen Überholmanöver mit einem Jeep, dessen Fahrer mit passiv-aggressivem Verhalten einen provoziert hat. Während ihrer Reise begegnet ihr der mysteriöse Geländewagen immer wieder, bis sich dessen Besitzer (Marc Menchaca) überraschend an einem Rastplatz freundlich zu erkennen gibt und sich für die heikle Situation entschuldigt. Wenig später trifft Jessica auf einer Landstraße im Wald erneut auf den bebrillten Mann mit dem Schnäuzer, der eine Panne hat und um ihre Hilfe bittet – doch Jessica lässt ihn stehen, zu suspekt ist ihr dieser Typ.

„Alone“ beginnt äußerst vielversprechend und funktioniert zunächst etwa nach dem Muster berühmter Vorbilder à la Spielbergs „Duell“ oder dessen abgewandelte Nachahmer „Joyride“ oder „Jeepers Creepers“. Eine einsame Landstraße, ein provokant langsam fahrender Vordermann, ein Überholmanöver, das fast in einer Kollision endet. Der Jeep taucht immer wieder auf. Doch anders als in den genannten Filmen spielt dieses geheimnisvolle Element nur eine kurze Rolle, denn der Fahrer gibt sich zu erkennen. Der Mann mag zwar freundlich und höflich wirken, aber sein breiter Schnurbart und vor allem die Vergewaltigerbrille schreien eigentlich nach Serienkiller. Oder ist die durch vergangene Ereignisse ohnehin verängstigte Jessica einfach nur paranoid?

Alone Du kannst nicht entkommen: Marc Menchaca
Alone Du kannst nicht entkommen: Marc Menchaca © Koch Films

Es sei nicht zu viel verraten, dass sie das eben nicht ist. „Alone“ hätte hier die Chance gehabt, mit Genrekonventionen zu spielen und die Erwartungshaltung à la „Tucker & Dale vs. Evil“ (vielleicht ohne die parodistischen Elemente) zu unterlaufen. So entwickelt der Film sich aber stattdessen zum überaus packenden und effektiven, aber eben auch weitgehend konventionellen Überlebensthriller, bei dem es schließlich Frau gegen Mann und auch Frau gegen Natur geht. Regisseur John Hyams, Sohn des berühmten Hollywood-Genrefilmemachers Peter Hyams, adaptiert hier den schwedischen Thriller „Nighthunt“ und merzt einige Schwächen des Vorgängers aus. Hyams hat ein hervorragendes Händchen für den Aufbau von wirkungsvoller Atmosphäre und meisterhaft konstruierter Spannung. Über weite Strecken hält er den Zuschauer ganz in seiner Hand und kreiert einen wirklich packenden und effektiven Thriller, bei dem man voll mit seiner Protagonistin mitgeht. Jules Willcox, die wie eine Mischung aus Katherine Waterston und Carrie-Anne Moss daherkommt, trägt den Film zudem auch hervorragend. Sie muss nicht viel sagen, um viel mit ihren Augen auszudrücken, sodass man mit dieser Frau fühlt und sich mit ihr fürchtet. Gerade das Element der Einsamkeit und Isolation arbeitet Hyams gekonnt und elegant mit feiner Kameraarbeit – speziell durch starken Einsatz von Schärfeverlagerung – aus.

Alone Du kannst nicht entkommen: Jules Willcox
Alone Du kannst nicht entkommen: Jules Willcox © Koch Films

Wie es so viele vergleichbare Nagelbeißer-Thriller an sich haben, gelingt es auch „Alone“ nicht immer ganz plausibel und glaubwürdig zu bleiben. Der Film entwickelt sich zu einem nervenaufreibenden Katz-und-Maus-Spiel in den fantastisch fotografierten saftig grünen, matschigen und feuchten Wäldern Oregons, wobei man nicht immer so ganz mit den Entscheidungen der Protagonistin mitgehen kann. Oft hat man das Gefühl, dass sich Fluchtmöglichkeiten einfacher ergeben würden und ein wiederholtes Aufeinandertreffen von Jäger und Gejagter recht weit hergeholt erscheint. So wird ein gigantischer Wald zu einem überraschend klaustrophobischen Ort, was auch wieder als interessante Note gewertet werden kann. Das Auftauchen eines potentiellen Retters (gerne wiedergesehen nach langer Abstinenz: Anthony Heald) zur Mitte des Films spielt fast schon auf sadistische Weise mit der Erwartungshaltung des Zuschauers.

Vieles bleibt in „Alone“ also relativ vorhersehbar, jedoch ist der Film so effektiv und gut gemacht, dass man hier als Thriller-Freund der alten Schule einfach sehr gerne mitgeht. Grobe Schwächen leistet sich Hyams nicht, wodurch ihm ein von Anfang bis Ende überaus involvierender Reißer mit subtil existenzialistischer Note gelingt, der genau als das funktioniert, was er sein möchte. Und das ist eben durchaus auch schon eine Leistung.

Bild:

Leider lag für diese Rezension lediglich die DVD vor. Diese zeigt insgesamt aber solide Werte, wobei es insbesondere in Sachen Schärfe an manchen Stellen etwas schwammig zugeht. „Alone“ spielt primär in der Dunkelheit, bei optimalen Umgebungsbedingungen und einem guteingestellten Endgerät offenbart das Bild aber sehr gute Werte. So werden auch in ganz dunklen Bereichen Details nicht verschluckt und man erkennt letztlich so viel, wie Regisseur John Hyams vorgesehen hat. Kontraste und Schwarzwerte sind dementsprechend auf gutem Niveau.

Ton:

Akustisch gefällt die DVD durch einen sehr guten Dynamikumfang. So sind leise Momente klar definiert, der Umschwung in lautere Bereiche ist im Gegenzug gut geglückt und wirkungsvoll. Sehr gelungen ist auch die Surroundunterstützung. Stimmen sind in der Originalversion gelegentlich eine Spur zu leise abgemischt.

Extras:

Die DVD und Blu-ray bieten zwei durchaus solide, wenn auch recht kurze Einblicke hinter die Kulissen des Films. Hier stellt man fest, dass die beiden Macher des Originals sogar am Set zugegen waren und sich überaus positiv über das Remake äußern. Hinzu kommen eine Trailershow und eine Bildergalerie.

  • Featurette (04:15 Min.)
  • Behind the Scenes (08:00 Min.)
  • Trailer
  • Bildergalerie (07:05 Min.)
DVD Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 8/10
    Bild - 8/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 5/10
    Extras - 5/10
7/10

Kurzfassung

Effektiv und gut gemachter Thriller der alten Schule.

Fazit:

„Alone“ ist ein solider und trotz kleiner Schwächen sehenswerter wie packender Thriller der alten Schule. Regisseur John Hyams setzt ein simples Konzept geradeaus und schnörkellos um und sorgt abgesehen von kleinen Unglaubwürdigkeiten für sehr spannende und involvierende 93 Minuten.


von Florian Hoffmann

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*