„Alle Jahre wieder“ – Filmkritik zum dänischen Weihnachtsfilm

Die Kritik:

Weihnachten auf Dänisch? Wie das ungefähr ausschauen mag, zeigt der Spielfilm Tid På Året von 2018, der hierzulande rund zwei Jahre später am 27.11.2020 unter dem Titel „Alle Jahre wieder“ erscheint. Weihnachtliche Chaos-Komödien kennen wir zur Genüge und der Trailer lässt auch derartiges vermuten. Tatsächlich gibt es in dieser Verfilmung aber so gut wie keinen Klamauk oder Slaptstick-Einlagen, sondern eher etwas bitteren Humor. Wir haben eine Blu-ray zur Filmkritik erhalten und besprechen hier außerdem Bild, Ton und Extras.

Normalerweise geht es in Dänemark zu Weihnachten sehr gemütlich und besinnlich zu. Die Adaption hier nimmt aber zunächst mal die altbekannten Zutaten einer weihnachtlichen Chaos-Komödie her: Die Eltern Katrine (Paprika Steen, führt auch Regie) und Mads (Jacob Lohmann) laden die Familie zu Heiligabend zu sich ein. Das sind wie jedes Jahr ihre jeweiligen Eltern sowie Katrines Schwester Barbara (Sofie Gråbøl) samt Familie. Die unterschiedlichen Charaktere stiften schon allein so einige Unruhe, doch erst das Auftauchen der dritten Schwester Patricia (Patricia Schumann) spaltet schließlich die Gruppe. Alte Konflikte brechen auf und neue beginnen. Dennoch wird an alte Traditionen festgehalten, denn der Schein muss ja gewahrt bleiben. Patricias süße Tochter könnte da als „Santa Lucia“ verstanden werden, aber den Familienzwist vermag auch sie kaum zu bändigen…

Was dabei entsteht, ist eine Tragikomödie mit satirischem Potenzial. In den besten Momenten erinnert der Film an den dialog-lastigen „Der Gott des Gemetzels„, spätestens wenn der Satz fällt „Wir sind doch alles intelligente, empathische Menschen“ und in vielen Fällen bereits das Gegenteil bewiesen wurde.

Es gibt keinen Klamauk, sondern cleveren und unterschwelligen, spitzen Humor. Die Dialoge sind dabei die Grundlage, die kleinen „Pointen“ kommen dabei teils Schlag auf Schlag. Ein genaues Hinsehen und -hören empfiehlt sich. Schauspielerisch ist das auch ganz wunderbar auf die Leinwand gebracht. Die Charaktere sind leicht überzeichnet und auf den ersten und zweiten Blick relativ fix durschaut. Dennoch schaffen sie es mit ihren Ansichten und Aussagen später noch zu überraschen und „Alle Jahre wieder“ mutiert mehr und mehr zum Drama, das bittere Wahrheiten ausspricht. Die beziehen sich natürlich auf die spezifischen Familienangelegenheiten, greifen aber auch mal etwas größer um sich. Und wer daran kein Interesse hat, lernt hier wenigstens noch einige weihnachtliche, dänische Traditionen kennen wie z.B. die im Essen versteckten Mandel oder der Tanz um den Weihnachtsbaum.

Bild:

Qualitativ ist am Bild der Blu-ray zu „Alle Jahre wieder“ nichts auszusetzen. Selbst die schummrigen Momente bestechen durch Klarheit.

Ton:

Der Ton der Blu-ray ist unauffällig. Die meisten Weihnachtslieder sind schönerweise nicht übersetzt worden. Die restliche Synchronisation ist sehr stimmig. Das Herzstück sind die Dialoge.

Extras:

Bonusmaterial lässt sich nicht finden. Selbst eine Kapitelwahl fehlt im Disc-Menü.

Fazit:

Statt einer heiteren Komödie liefert „Alle Jahre wieder“ eine von amüsant bis ernst reichende Charakterstudie mit einigen treffenden Pointen. Das zum einen Teil überraschend harte Ende bestätigt diesen Eindruck, lässt einen insgesamt aber auch etwas nachdenklich, wenn nicht gar ratlos zurück. Sehenswert, wenn auch nicht unbedingt für den eigenen Heiligabend mit der Familie.