Abattoir – Blu-ray Kritik: Einzigartig aber nicht genießbar

Abattoir Szenenbild
Abattoir Szenenbild © Constantin Film Verleih GmbH

Die Kritik:

Dieses Jahr auf den Fantasy Filmfestspielen gab es für mich nur ca. vier interessante Titel, Abattoir war einer davon. Ich schaute mir den Trailer an und musste feststellen, dass dieser mal wieder viel zu viel verrät. Abgesehen davon war ich neugierig was Darren Lynn Bousman nach seiner Saw-Karriere (Saw II-IV) außer einer Horror-Rock-Oper noch so angestellt hat, wodurch ich erfahren habe, dass er einen Comic namens Abattoir geschrieben hat. Dieser Comic dient als Prequel zum Film und entfachte mein Interesse auf’s Neue.

Abattoir Blu-ray Cover
Abattoir Blu-ray Cover © Constantin Film Verleih GmbH

Die Immobilienmaklerin Julia Talben (gespielt von Jessica Lowndes) führt ein kämpferisches Leben und besitzt viele Träume und Hoffnungen. Sie möchte nicht immer dasselbe über Immobilien schreiben und bittet ihren Chef um bessere Artikel, als dieser jedoch ablehnt besucht sie ihre Schwester Amanda, ihren Mann und deren Sohn Charlie. Nach ihrem Besuch passieren merkwürdige Dinge im Haus gefolgt von einem Mord. Mithilfe ihres Freundes Detektiv Grady (gespielt von Joe Anderson) kommt sie auf die Spur eines Mannes namens Jebediah Crone (gespielt von Dayton Callie), der mit den ganzen „Tragödien“ irgendwie zusammenhängt. Der Zusammenhang der Handlung wird ziemlich schnell klar, wodurch sich weniger Überraschungen entfalten können und das schadet dem Film enorm. Wenn dieser versucht gruselig zu sein, dann ist er entweder unglaubwürdig, vorhersehbar oder ungewollt lustig. Da er jedoch nur zum Teil ein Horrorfilm und die meiste Zeit ein Thriller ist, ist das eher verzeihbar. Die Geschichte funktioniert wunderbar auf Papier, jedoch ist die Umsetzung zäh. Das Finale ist typisch für den Regisseur, aber wird erst so richtig schrecklich, als der Film plötzlich aufhört. An sich würde ich diese Entscheidung begrüßen, weil somit Rede- und Austauschbedarf über den Sinn der Handlung entsteht, aber es wurde einfach nur wegen einer bereits geschriebenen Fortsetzung gemacht.

Abattoir Szenenbild 1
Abattoir Szenenbild © Constantin Film Verleih GmbH

Die Protagonistin des Films ist Julia, die von Anfang an sympathisch wirkt. Anhand ihres auffälligen Stils habe ich mich fast über den ganzen Verlauf hinweg gefragt in welcher Zeit diese Geschichte spielt. Sie besitzt ein Schnurtelefon, fährt einen alten himmelblauen Chevrolet, trägt ausschließlich Röcke mit Korsetts oder Blusen und schminkt sich wie in den 1940ern. Dieser Stil wird ihr jedoch nicht nur gegeben, damit der Film ästhetischer wirkt, sondern weil es etwas mit der Handlung zu tun hat, was ihren Charakter etwas durchdachter erscheinen lässt. Sie besitzt an sich eine sehr charismatische Art, weswegen man ihr auch nicht böse sein kann, wenn sie etwas Dummes macht. Die Kombination aus ihrem Charisma, ihrer träumerischen Natur und dem daraus resultierenden Stil erzeugt einen Charakter, der wirklich den Film trägt und auch vorantreibt. Das kann man ebenfalls von Jebediah Crone sagen, denn das Mysterium um das „Warum?“ und „Wer?“ treibt den Film bis zur letzten Minute voran. Er ist ein zwielichtiger Bösewicht, der sozusagen lügt in dem er die Wahrheit spricht. Außerdem hebt er sich vom simplen Antagonisten ab, denn obwohl man sieht was er für schreckliche Taten vollbringt, kann man seine Beweggründe sehr gut nachvollziehen. Dies trifft für die anderen Charaktere leider nicht so zu, die meistens ziemlich unrealistisch erscheinen. Ein Polizist, der viel zu viel redet, als einfach zu schießen. Ein Mann der angeschossen wird und nicht einmal schreit etc. Ein passabler Charakter ist der Detektiv Grady, der eine gewisse Beziehung zu Julia hat. Er besitzt zwar nicht so viel Tiefe und hat nur ein paar Was-du-nicht-sagst-Zeilen, aber er ist immerhin ein glaubhafter Charakter, der dem Film etwas verleiht, was in der Musik etwa dem Bass entspricht.

Besonderheiten:

Abattoir Szenenbild 2
Abattoir Szenenbild © Constantin Film Verleih GmbH

Der Film dient als Anfang eines Horror-Franchise, das schon ziemlich weit ausgelegt wurde. Das Konzept und dessen Resonanz wurde in einem gleichnamigen Comic im Jahre 2010 getestet. Der Film wird von Constantin Film vertrieben und bietet daher ein gutes Repertoire an Synchronsprechern, somit kann man den Film auch auf Deutsch ansehen, wenn einen der Akzent im Originalton abschreckt. Der Film ist merkwürdigerweise in Deutschland ab 16, da in anderen Ländern die Laufzeit ebenfalls 99 Minuten beträgt, wurde nichts geschnitten und ist vermutlich ein Versuch so viele Zuschauer wie möglich für den Film zu finden. Außerdem besteht der Film den Bechdel-Test.

 

Bild:

Hier zeigt der Film seine Stärke. Durch sehr abgedimmtes Licht und reale Orte mit vielen Details in der Umgebung, entsteht eine sehr dichte Atmosphäre und eine glaubwürdige Welt. Jeder Charakter besitzt ein farbliches Schema, das den ungefähren Charakter wiederspiegelt, aber auch kleine Details an der Kleidung werden im Verlaufe des Films geändert um auf gewisse Kernpunkte der Handlung zu reagieren. So vernachlässigt die Protagonistin zum Beispiel immer mehr ihr Aussehen und schminkt sich weniger oder macht sich keine auffälligen Frisuren mehr. An sich besitzt der Film einen sehr eigenen ästhetischen Stil, der zwischen der Schönheit von Hannibal (Serie) und der schmutzigen Simplizität von Saw angelegt werden könnte. Die Blu-Ray bot ein sehr gutes und klares Bild und bringt die oben genannten Details der Szenerie gut zur Geltung.

Ton:

Der Ton war gut gemixt und ließ mich durch diverse Hintergundgeräusche im Soundtrack manchmal echt überlegen, ob jetzt im Zimmer etwas geklopft hat, oder ob das der Fernseher ist. Der Soundtrack untermalt den Film ebenfalls herrlich und hat sogar ein ziemlich schönes Hauptthema. Ich musste im Verlaufe des Films nur einmal kurz nach der Fernbedienung greifen um etwas leiser zu machen, weil ein „jumpscare“ ziemlich laut war. Ansonsten ist am Ton nichts auszusetzen gewesen.

Extras:

Der Film bietet ein halbwegs interessantes 11-minütiges Making-of, sowie den deutschen und den englischen Trailer (je 2 Minuten).

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
6.5/10

Kurzfassung

Abattoir ist der Anfang eines neuen Horror-Franchise, allerdings nur für Einsteiger ins Horrorgenre zu empfehlen.

Fazit:

Auch, wenn Abattoir ein sehr eigener Film mit interessanten Konzepten ist, macht ihn seine Einzigartigkeit nicht genießbar. Die grandiosen Ideen werden aufgrund von niedrigem Budget, bereits geplanter Fortsetzung und durchschnittlichen Schauspielern nur ernüchternd umgesetzt, weswegen der Film viel Potential verschenkt. Abattoir ist ein Versuch ein neues Horror-Franchise zu erbauen und mehr leider nicht. Wer jedoch einen etwas seichteren Horrorfilm sehen möchte oder noch nicht so viel „Horrorerfahrung“ besitzt, dem würde ich Abbattoir empfehlen.


von Daniel Engel

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