7500 – Blu-ray Kritik: Cockpit als Schauplatz

Die Kritik:

7500 - Blu-ray Cover
7500 – Blu-ray Cover © LEONINE

Flugzeugthriller + Kammerspiel = 7500, so in etwa könnte man die deutsch-österreichische Co-Produktion „7500“ mit einer Gleichung zusammenfassen. Der knapp 93-minütige Thriller erzählt von einem versuchten Terrorangriff in einem Passagierflugzeug und spielt nahezu über die komplette Lauflänge zu fast jeder Sekunde im Cockpit des Piloten. Es ist ein geradliniger, schnörkellos erzählter und stark gespielter Thriller, dem es an Unvorhersehbarkeit und einem zuspitzenden Spannungsbogen mangelt. Nichtsdestotrotz bleibt 7500 ein sehenswerter Film, der von seinem hervorragenden Hauptdarsteller lebt und mit seiner interessanten Prämisse, einen Film komplett im Cockpit eines Passagierflugzeugs zu drehen, und seiner technisch einwandfreien Inszenierung, trotz geringer Mittel, ebenfalls zu überzeugen und unterhalten weiß. Zwar bekommt man ein stringentes Drehbuch, dass konsequent zu Ende erzählt wurde. Teilweise platte Dialoge, wenig ausgefeilte Antagonisten und letztlich ein merkwürdiger Spannungsbogen, bei dem der Höhepunkt bereits nach 50 Minuten erreicht ist, führen dazu, dass 7500 ein solider Thriller ist, mehr aber auch nicht.

Stewardess Gökçe (Aylin Tezel) nimmt die ersten Fluggäste in Empfang.
Stewardess Gökçe (Aylin Tezel) nimmt die ersten Fluggäste in Empfang. © Universum Film

Schauspielerisch gibt es hier nur einen hervorzuheben und das ist Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt. In den letzten 3-4 Jahren hat er wenige Filme vor der Kamera gedreht, sondern war öfters als Voice-Actor unterwegs. Doch hier in 7500 zeigt er eine außerordentlich gute Performance und meistert diese emotionale und physisch anspruchsvolle Rolle mit Bravour. In jeder Szene im Film zeigt Gordon-Levitt über die gesamte Laufzeit die ganze Palette an Emotionen und baut damit schnell eine emotionale Bindung zum Zuschauer auf. Er ist das Highlight des Films und trägt die Handlung auf den Schultern und macht diesen Film erst wirklich sehenswert. Was dem Film ebenfalls gut gelungen ist, ist die technische Inszenierung. Die Kameraarbeit auf engstem Raum, der Blue-Screen außerhalb des Cockpits oder die höchst authentische Optik des Cockpits – alles ist völlig mangelfrei und wirklich gut gelungen. So wirkt der Film mit geringem Budget natürlich realistisch und bis zu einem gewissen Grad hochwertig.

Kenan (Murathan Muslu) hat die Kontrolle über das Flugzeug übernommen.
Kenan (Murathan Muslu) hat die Kontrolle über das Flugzeug übernommen. © Universum Film

Was das Drehbuch angeht, hat der Film seine Stärken, aber auch klare Schwächen. Zu den Stärken gehört sicherlich die Kurzweiligkeit. Er braucht keinen großen Anlauf, kommt zügig zur Sache, ist in diversen Szenen kompromisslos, erzeugt einige unangenehme Spannungsmomente und bringt seine Geschichte zu einem runden Abschluss. Dennoch mangelt es dem Film zwischendrin an Kreativität. So wirkt der Film Ende des ersten Drittels und zu Beginn des zweiten Drittels redundant. Darüber hinaus wirkt die Zeichnung der Terroristen äußerst uninspiriert und nicht besonders ausgefeilt. Was noch schwerwiegender ist, ist die Tatsache, dass der eigentliche Höhepunkt bereits kurz nach der Hälfte des Films erreicht wurde und die letzten 30 Minuten nicht mehr die Spannung erzeugen können, wie es der Film größtenteils in der ersten Hälfte geschafft hat. Langweilig wird es nicht, doch packend wird es in der zweiten Hälfte überwiegend nicht mehr.

Bild:

Auch wenn der Film stets im Cockpit spielt und es ein Nachtflug ist, so ist der Film grundsätzlich schön ausgeleuchtet und auch die Blu-ray bleibt bei dem generell dunklen Bild stets sehr scharf, ohne Filmkorn oder störendes Bildrauschen.

Ton:

Die Tonqualität der Blu-ray ist ebenfalls zufriedenstellend. Der Sound des Flugzeuges, die Kampfszenen im Cockpit und die Dialoge werden knackig und klar wiedergegeben. Empfehlenswerter ist jedoch den Film in der Originalfassung zu schauen. Gordon-Levitt spielt einen amerikanischen Piloten, der in Berlin lebt und mit seinen Kollegen auf Englisch kommuniziert, während die Kollegen um ihn herum oftmals deutsch sprechen. Diese Komponente des Films geht in der Synchronfassung verloren. Zudem besitzt der Synchronsprecher, auch wenn er Joseph Gordon-Levitt ausgezeichnet synchronisiert, einen harten deutschen Akzent, während er die englischen Durchsagen als Co-Pilot macht. So leidet die Authentizität des Streifens unter der Synchronisation, was jedoch nicht der Qualität als solches geschuldet ist.

Extras:

Das Bonusmaterial erstreckt sich neben dem Trailer zum Film über mehrere Featurettes, welche sich mit der Regie, dem Drehbuch, den visuellen Effekten, der Kamera, dem Cast und dem Szenenbild befassen. Überwiegend berichten hier die Produzenten sowie Regisseur Patrick Vollrath über die Produktion und den Dreh des Films und geben einen spannenden, humorvollen und intensiven Blick hinter den Kulissen. Man bekommt in den rund 40 Minuten einen kompakten und interessanten Einblick, wie dieser Film entstanden ist und wie er gedreht wurde.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 8/10
    Extras - 8/10
7.5/10

Kurzfassung

Stark gespielt und sauber inszeniert, mangelt es dem Film auf erzählerischer Ebene in der ersten Hälfte an Kreativität und in der zweiten Hälfte an einer Zuspitzung der Handlung und einer verstärkten Dramaturgie.

Fazit:

7500 ist einwandfrei inszeniert und extrem gut gespielt. Joseph Gordon-Levitt zeigt hier eine herausragende Leistung und auch technisch ist der Film, trotz des geringen Budgets, auf einem sehr soliden Niveau. Dennoch mangelt es ihm an Kreativität, einem ordentlichen Spannungsbogen und gut geschriebenen Antagonisten. So bleibt 7500 ein solider und sehenswerter Thriller, der das Cockpit als Schauplatz für ein Kammerspiel effizient ausnutzt. Auf erzählerischer Ebene lässt er jedoch viel Potential liegen.


von Morteza Wakilian

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