Zack Snyders Justice League – Filmkritik

Zack Snyder’s Justice League - Artwork
Zack Snyder’s Justice League - Artwork © HBO

„Was also können wir von Zack Snyders Justice League erwarten? Eine stimmungsvolle Musik und Optik auf jeden Fall, aber eben wohl auch wieder einmal eine unzusammenhängende Geschichte und viel zu viel CGI. Wird der Film besser als Joss Whedons Version? Möglich. Aber sicherlich nicht um viel. Einzelne Momente werden uns ewig im Gedächtnis bleiben, die Handlung uns aber wahrscheinlich kalt lassen.“


Justice League 4K Cover © Warner Bros.

Das war letzte Woche meine wenig optimistische Prognose. Ich hätte mir nichts lieber gewünscht als falsch zu liegen. Als endlich meine persönlichen Helden in all ihrem Glanz und ihrer Epik zu sehen. Ich hatte so sehr gehofft, dass Snyder mich eines Besseren belehrt und wir Fans endlich den Film bekommen, den wir verdienen. Nun ja, ganz so ist es dann doch nicht gekommen. Ähnlich wie die Kinoversion ist auch diese Fassung ein schwer zu durchdringen Flickwerk an verschiedensten Szenen, die einzeln durchaus ihren Unterhaltungswert haben, aber sich zu keiner Sekunde zu einem vernünftigen Gesamtwerk zusammenfügen. Typisch Snyder also!

Die neue Schnittfassung fühlt sich zu selten wie ein tatsächlicher Film an, mehr wie ein Comicevent, an dem noch verschiedene Ausgaben der Soloreihen der einzelnen Helden getackert wurden. Da fliegt dann Superman schnell in seine eigene Nebenhandlung davon, Cyborg bekommt ausschweifend eine Origingeschichte, und Flash ist auf Jobsuche. All das ist für sich genommen interessant, aber will einfach nicht als kohärenter Film funktionieren. Wie auch? Dabei kommt die längere Laufzeit durchaus der Charakterisierung zu Gute, ist aber dennoch gleichzeitig zu kurz und zu lang. Zu kurz, weil sooooo viele Handlungsentwicklungen (Batmans Schuldgefühle, Supermans Wiedergeburt, Flashs Vater im Gefängnis) nicht den Raum bekommen, um sich irgendwie sinnvoll zu entwickeln. Zu lang, weil die vier Stunden Laufzeit nicht gerechtfertigt sind, egal ob durch eine epische und große Handlung, vielschichtige Figuren oder ein cleveres Tempo.

Gal Gadot in Justice League
Gal Gadot in Justice League © Warner Bros.

Gerade hier scheitert der Film, weil er durch die sehr episodenhafte Struktur nie narratives Momentum erlangt. Keine Szene baut sich sinnvoll auf der vorherigen auf, da ständig scheinbar wahl- und planlos zwischen verschiedensten Figuren hin- und hergeschnitten wird. So entsteht ein wahnsinnig unzusammenhängender Film. Immerhin war Whedons Version über die Hoffnung, die Superman repräsentiert. Snyder ist viel zu beschäftigt damit wieder einmal so cool wie möglich zu sein, vergisst aber wie immer mit seinen Bildern (oder auch in seinen Songs) tatsächlich eine Geschichte zu erzählen. Alle Figuren sind eben wahnsinnig coole Typen (mit Ausnahme von einem nervigen Barry Allen), werden aber nie menschlich genug, auch weil eine wirkliche Hauptfigur fehlt. Die Motivation der einzelnen Helden wird dabei oftmals in einzelnen Szenen abgefrühstückt, ohne dabei wirklich sinnvoll aufgebaut zu werden.

Auf der anderen Seite steht dagegen ein Antagonist, bei dem man sich spürbar bemüht, ihn greifbarer zu machen, der letztlich aber seinen wohlverdienten Platz in der Liste der vergessenswertesten Weltuntergangs-Schurken einnehmen dürfte. Direkt neben „ach wie heißt er gleich wieder“ und „weißt schon, der eine da“. Darkseid selbst ist dabei vollkommen belanglos.

Ben Affleck als Batman in Justice League
Ben Affleck als Batman in Justice League © Warner Bros.

Dabei verläuft sich eben zu vieles im Nichts. Die meisten Handlungsstränge wurden wieder einmal nur eingebaut, um andere Filme vorzubereiten (besonders skurril, da wir „Aquaman“ bereits gesehen haben), etwas worunter das moderne Blockbusterkino enorm leidet. Es werden keine in sich geschlossenen Geschichten erzählt, sondern stets mit einem Auge auf das Einspielergebnis zukünftiger Filme gearbeitet, statt einfach nur gute Filme zu machen. Dabei haben gerade die letzten 15 min so gar nichts mit dem Film zu tun. Es werden auch einige innere Konflikte angedeutet, aber nie vertieft, da man ja dafür auch in anderen Filmen noch Zeit hat, oder eben ohne zweiten Gedanken abgehandelt. So hangelt man sich, anhand von dem üblichen idiotischen MacGuffin an unzähligen Story-Arcs voran, ohne je wirklich in Schwung zu kommen, bis schließlich der zweite MacGuffin (Ja es gibt zwei davon!!!) eingeführt wird, der letztlich nur noch mehr Fragen aufwerfen dürfte und letztlich genauso wie viele andere Teile des Films nur Fanservice für die Eingeweihten ist, den Rest der Zuschauerschaft aber vollkommen aus dem Erlebnis wirft.

So auch Supermans Kostüm. Snyder zeigt wieder einmal, dass er die Comics einfach nicht versteht. Klar kann er oberflächlich betrachtet Superman in seinem schwarzen Kostüm zeigen und möglichst „werkgetreu“ sein. Dass es hier allerdings dramaturgisch vollkommen unmotiviert ist, da es den Hoffnungsaspekt von Supermans Charakter untergräbt interessiert ihn nicht oder er bemerkt es nicht einmal. Das angepriesene R-Rating entfremdet uns zudem gerade von Wonder Woman in einer Szene, ist letztlich aber nur das übliche Marketing-Blabla.

Justice League - The Flash (Ezra Miller)
Justice League – The Flash (Ezra Miller) © Warner Bros.

Dabei zaubert Snyder immer mal wieder äußerst stimmungsvolle Einstellungen. Die Action ist immer wieder wuchtig inszeniert, ist aber nie mehr als eine Momentaufnahme und ist genau wie die gesamte Optik mit viel zu viel CGI durchtränkt. Nichts wirkt greifbar oder gar real. Letztlich hat aber auch jede Szene den exakt gleichen Look. Statt clever mit Farben zu spielen und so die Geschichte zu erweitern, will Snyder wieder einfach nur cool sein, und gerade auf die vier Stunden wird all das einfach anstrengend. Und dennoch konnte er mich immer wieder begeistern. Die Darsteller selbst sind dabei wieder einmal richtig stark. Immer wieder stimmt dann auch die Mischung aus Coolness, Action und wuchtigen Bildern durchaus. Aber als Film selbst funktioniert „Zack Snyder´s Justice League“ eben so gar nicht. Mir bricht es einfach das Herz, dass Ben Affleck und Henry Cavill, obwohl sie die Idealbesetzung sind, noch immer nicht die Chance erhielten, in einem tatsächlich guten Film ihre Ikonen würdig zum Leben zu erwecken.

Fazit:

Minimal besser als Whedons Version ist „Zack Snyder´s Justice League“ letztlich genauso wie erwartet, aber nicht halb so gut wie wir es verdient haben.

Filmwertung
5.5/10

Kurzfassung

Nicht halb so gut wie wir es verdient haben.

von Sebastian Stegbauer

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