Was wir von Zack Snyders Justice League erwarten dürfen

Zack Snyder’s Justice League - Artwork
Zack Snyder’s Justice League - Artwork © HBO

Die Justice League ist vieles. Sie ist mein Lieblingssuperheldenteam überhaupt, zugleich einer der enttäuschendsten Filme der letzten Jahre und neuerdings ein Traum, der durch den ungebrochenen Willen unzähliger Fans zum Leben erweckt wurde. Zack Snyders Justice League ist ein Phänomen der Moderne, eine heißerwartete und neue Schnittfassung eines gescheiterten Projekts und für mich, als Fan der Comics, ein äußerst sensibles Thema.


Ein Film steht und fällt mit seinem Regisseur und Snyder ist nun mal kein besonders guter; zumindest in meinen Augen nicht. Dies soll natürlich kein Angriff auf ihn als Person sein, sondern mehr eine kritische Auseinandersetzung mit seiner Arbeit. „Dawn of the Dead“ markierte 2004 den Beginn seiner Karriere. Für mich ein Remake, das dem legendären Original von George A. Romero sogar noch überlegen ist, für Snyders Stil zugleich aber sehr untypisch ist. Auch „300“ mochte ich sehr, zeigte aber auch auf, was ihm Jahre später zu seinem Verhängnis werden sollte. Zack Snyder ist ein hervorragender Regisseur für Szenen, hat einen unbestreitbar kompetentes Auge für die Optik eines Films und ist doch ein miserabler Storyteller.

Justice League
Justice League © Warner Bros.

Was meine ich damit? Snyder weiß, wie er Stimmung erzeugt. Musik, Beleuchtung und Kamera sind hier oft wie aus einem Guss. Doch verwendet er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel nicht, um eine Geschichte zu erzählen, um seine Figuren zu vertiefen oder um seine Welten zu erweitern. Er verwendet sie, um cool zu wirken, und düster und edgy. Er ist düster, damit er düster ist, nicht weil es Sinn innerhalb seiner Geschichte ergibt. Dabei verfehlt er aber immer und immer wieder, was seine Figuren eigentlich ausmacht. Er denkt sich, dass die brillante Graphic Novel „Watchmen“ cool ist, weil sie düster ist, nicht weil sie eine clevere Dekonstruktion des Superheldendaseins ist. Er denkt, dass Batman cool ist, weil er düster ist, und macht ihn zu einem psychopathischen Serienkiller. Er denkt, dass Superman nicht düster genug ist, und verfehlt so vollkommen, was ihn eigentlich so faszinierend macht. Vor zwei Jahren habe ich in meiner Kritik zum Ultimate Cut von Watchmen bereits herausgestellt, wie wenig Snyder die Vorlage verstanden hat. Statt einer realistischen Auseinandersetzung mit der Dualität des Superhelden, bedient er nur dieselben Klischees und Gedankengänge, die Alan Moore mit seinem Klassiker einst demaskierte. Er verwendet Slow Motion, seine Songs und, im Vergleich zur Vorlage, schöner Kostüme, um seine Figuren cool wirken zu lassen, versteht aber einfach nicht, dass dies an der eigentlichen Aussage vollkommen vorbeiführt. Gleichzeitig fehlt seinem Film eine klare Hauptfigur, und die Handlung selbst erhält nie wirklich narratives Gewicht. Vieles wird ohne zu hinterfragen eins zu eins übernommen, um „werkgetreu“ zu bleiben, ohne zu verstehen, dass eine Graphic Novel und ein Film dramaturgisch vollkommen unterschiedlich funktionieren.

Ben Affleck als Batman in Justice League
Ben Affleck als Batman in Justice League © Warner Bros.

Dabei stehen die Watchmen exemplarisch auch für seine Arbeit am DCEU. Er versteht nicht wirklich, was Batman und Superman, die vielleicht größten Superhelden der Welt, ausmacht. Aber oberflächlich kann er ihre Kostüme werkgetreu auf die Leinwand transportieren. Gleichzeitig versteht er nicht, wie er „Man of Steel“ aufbauen soll. Er hat Batman Begins gesehen und offensichtlich gemocht, also übernimmt er den Realismus und die Struktur des Films, ohne wirklich zu verstehen, was diesen Film ausmacht. Er castet tolle Schauspieler (Henry Cavill und Ben Affleck sind in meinen Augen noch immer die perfekte Besetzung) lässt sie dann aber Ikonen verkörpern, die wir so kaum erkennen können. Er inszeniert perfekte Momente, baut sie aber nicht sinnvoll in eine kohärente Handlung ein. Er gibt vor sich mit dem Superhelden an sich kritisch auseinanderzusetzen, lässt es aber als prätentiöse CGI-Eskapade enden. So könnte Batmans und Supermans erstes Aufeinandertreffen kaum stimmungsvoller sein, „Tell me. Do you bleed?“. Und doch ergibt deren Konflikt zu keiner Sekunde wirklich Sinn. Die glaubhafte Motivation fehlt, genauso wie das Build-Up, und die Auflösung selbst ist an den Haaren herbeigezogen, während Superman selbst die Bösewichte in dieser ursprünglichen Szene entkommen lässt, nur um mit einem anderen „Helden“ einen Plausch zu halten.

Da hilft es auch wenig, dass Snyder seinen zugegeben meist sehr gelungenen visuellen Stil immer wieder mit viel zu viel Effekten durchtränkt. Die Kamera bewegt sich dank CGI in unmöglichen Fahrten, was uns nur umso mehr aus dem Geschehen wirft. Wie kann Snyder uns in Batman v Superman eine solch coole und handgemachte Actionszene geben, gleichzeitig aber im Finale selbst genau wie in „Man of Steel“ eine derartig seelenlose Materialschlacht abliefern? Gerade bei letzterem verleugnet er zudem auf jeglicher Ebene Supermans Seele. In 300 hatte er keinerlei große Erwartungen zu erfüllen, und zudem auch wirklich keine komplexe Handlung. Das hat dann super funktioniert. Seit über zehn Jahren wirkt er aber zunehmend überfordert. Die Watchmen, Batman und Superman haben eben nicht die Einfachheit von „300“ und können nicht nur von Moment zu Moment funktionieren.

Justice League: Flash, Batman und Wonder Woman
Justice League: Flash, Batman und Wonder Woman © Warner Bros.

Was also können wir von Zack Snyders Justice League erwarten? Eine Stimmungsvolle Musik und Optik auf jeden Fall, aber eben wohl auch wieder einmal eine unzusammenhängende Geschichte und viel zu viel CGI. Wird der Film besser als Joss Whedons Version? Möglich. Aber sicherlich nicht um viel. Einzelne Momente werden uns ewig im Gedächtnis bleiben, die Handlung uns aber wahrscheinlich kalt lassen. Zumindest ist das meine Meinung. Trotz all dem freue ich mich aber zumindest ein weiteres Mal Ben Affleck und Henry Cavill in Rollen zu sehen, die sie perfekt ausfüllen. Dieses Mal hoffentlich aber mit etwas mehr Verständnis auf der Seite des Regisseurs.

von Sebastian Stegbauer

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